Adieu HRS, Expedia und Co.
Hotel-Zimmer günstiger als auf Buchungsportalen
Hotels in Deutschland können ihre Zimmer und Arrangements künftig auch günstiger anbieten als die großen Buchungsportale im Internet. Grund sei das Vorgehen des Bundeskartellamts gegen Bestpreisklauseln, mit denen sich große Portale wie HRS, Expedia und Booking von den Hotels bisher die günstigsten Preise garantieren ließen, teilte der Hotelverband Deutschland (IHA) am Mittwoch mit.
Zum 1. März sei diese Klausel für Marktführer HRS wegen Wettbewerbswidrigkeit gefallen. Der Verband rechnet damit, dass sie im Laufe des Jahres auch bei Expedia und Booking kippt und Hotels damit noch freier im Eigenvertrieb werden. Mit dem Geschäft ist der Verband insgesamt zufrieden: 2013 gab es nach seinen Berechnungen 411,8 Millionen Übernachtungen in Deutschland. Das sei ein Plus von einem Prozent - und ein neuer Rekordwert.
Die Bestpreisklauseln in den Verträgen zwischen der Internetplattform HRS und den Hotelpartnern verpflichten die Hotels bisher, über das Portal den jeweils niedrigsten Hotelpreis und auch die günstigsten Buchungs- und Stornierungskonditionen im Internet anzubieten. Seit März 2012 durften Hotels Reisenden selbst dann keine besseren Konditionen gewähren, wenn sie direkt an der Rezeption buchten.
"Bestpreisklauseln bei Buchungsportalen im Internet sind nur auf den ersten Blick vorteilhaft für den Verbraucher", hieß es Ende Dezember vom Bundeskartellamt. Letztlich verhinderten die Klauseln, dass an anderer Stelle niedrigere Hotelpreise angeboten werden können.
Das soll sich nun langsam ändern. Für Kunden kann sich damit ein Blick auf die Homepage eines Hotels lohnen. Eine Direktbuchung hat für Hotels auch den Vorteil, dass sie keine Provision an die Portale zahlen müssen. Oft betrage sie zwischen 15 bis 25 Prozent, heißt es beim Hotelverband. Der Vorsitzende Fritz Dreesen spricht für die deutschen Hoteliers nun von einem "erhofften Befreiungsschlag" in der Online-Vermarktung.
Hotelbetreiber sind sich aber bewusst, dass sie die großen Buchungsplattformen brauchen, damit Kunden sie schnell finden. Sie stört nur, dass sie bisher keine Möglichkeit hatten, sich im Wettbewerb von den Portalen zu unterscheiden.
Ein weiterer Dorn im Auge ist der Branche die Bettensteuer, die in 16 Städten und Gemeinden zur Finanzierung der kommunalen Haushalte eingeführt wurde. Zwar müssen die Gäste diese "Matratzen-Maut" zahlen. Die Hotels aber sollen sie eintreiben und Kunden dazu oft nach dem Grund ihres Aufenthalts fragen. Einige Verfahren gegen die Steuer vor Verwaltungsgerichten waren bereits erfolgreich. Der Verband will weitere anstrengen.
Insgesamt stiegen die Übernachtungszahlen in Deutschland 2013 zum vierten Mal in Folge. In den 411,8 Millionen Übernachtungen sind auch Aufenthalte auf Campingplätzen, in Ferienwohnungen und Jugendherbergen enthalten. Deshalb unterscheidet sich die Zahl von den 254,8 Millionen Übernachtungen, die das Statistische Bundesamt für 2013 in der klassischen Hotellerie angibt. Der Nettoumsatz der Branche lag nach eigenen Angaben bei 21,2 Milliarden Euro.
Die Zimmerauslastung betrug nach Verbandsangaben durchschnittlich 66,9 Prozent. Spitzenwerte erreichte Hamburg mit 78 Prozent und verdrängte damit erstmals München (76,7 Prozent) vom ersten Platz unter den deutschen Großstädten. Auf dem dritten Platz lag Berlin (72,6 Prozent).
In der Beherbergungsbranche gibt es etwa 460.000 Beschäftigte, davon rund 277.500 mit sozialversicherungspflichtigen Jobs. (dpa/rs)