Kampf ums Rechenzentrum der Zukunft
HP gegen Cisco
Verschiedene Faktoren haben diese Entwicklung vorangetrieben. Teuer, träge und nicht zuletzt komplex – auf diese wenig schmeichelhafte Beschreibung reduzieren Marktbeobachter das Bild der heutigen Rechenzentrumstechnologie. Teuer kann sich in diesen Zeiten kein CIO leisten, träge will es das Business nicht, und Komplexität verhindert Innovationen. Ergo: Der Druck auf den CIO steigt. Statt stückweise nachzujustieren, denkt er über grundlegend neue Konzepte für das Rückgrat seiner IT nach.
Drei Trends werden eine wichtige Rolle spielen
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Virtualisierung und Konsolidierung von Hard- und Software, um die Aus- und Belastung in den Griff zu bekommen,
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Cloud-Services, um mehr Flexibilität zu erhalten, und
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Reduzierung der Zahl der Lieferanten, um die Kosten und den Verwaltungsaufwand zu verringern.
Auf diese Entwicklung müssen alle großen Anbieter reagieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben, nicht nur Cisco und HP. Die IT-Konzerne müssen alles aus einer Hand anbieten können, denn ihre Kunden sind es leid, für jedes einzelne Teil Verhandlungen mit unterschiedlichen Partnern führen müssen. Mit Akquisitionen, Partnerschaften und Allianzen kämpfen die Hersteller also um die Vormachtstellung im modernen Rechenzentrum. Der Gewinner, so die stille Hoffnung, verfügt letztlich auch über den Schlüssel zur Macht am gesamten IT-Markt. Denn die Vernetzung wird in der Welt von morgen in- und außerhalb von Rechenzentren die zentrale Rolle spielen.
Ein guter Grund für den offenen Disput? Für die Streithähne scheint die richtige Zeit dafür gekommen. "In den nächsten zwölf Monaten werden wir angreifen, wie wir es noch nie getan haben", zitierte das "Handelsblatt" Cisco-Chef John Chambers im Oktober vorigen Jahres. Kaum vier Wochen später folgte die 3Com-Reaktion von HP. Endgültig wurde das Tuch zwischen beiden zerschnitten, als Cisco Anfang dieses Jahres die Vertriebspartnerschaft mit HP kündigte. Mittlerweile ist die Übernahme von 3Com bewilligt. HP gibt nicht nur seine künftige Strategie mit Netzwerkprodukten (alles für jeden) bekannt, sondern schwingt bei der Gelegenheit auch ganz gezielt die Marketing-Keule. Der Konzern wirbt im Rahmen der Produktvorstellung mit einem eigenen "Cisco-freien" Rechenzentrum.
Beide Konzerne versichern, dass all das Hickhack nur im Sinne ihrer Kunden geschehe. Doch es geht selbstverständlich auch um das eigene Überleben. Denn betrachtet man die Märkte, in denen sich HP und Cisco bislang bewegten, so reißt deren Entwicklung den Kapitalmarkt nicht unbedingt zu wilden Fantasien hin. Laut IDC gingen im vergangenen Jahr die ausgelieferten Server-Stückzahlen um 18,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück. Die Einnahmen der Hersteller schrumpften gar um 18,9 Prozent. Im Raum EMEA war die Situation mit einem Umsatzminus von 26,2 Prozent sogar noch schlimmer. Darunter hatte auch HP heftig zu leiden.