Ein undurchdringlicher Markt

Im SOA-Dschungel

08.05.2007
Von Bernd Seidel
Service-orientierte Architekturen gelten als Säule künftiger IT-Infrastrukturen – an der jeder Hersteller partizipieren möchte. Für Anwender mündet diese Entwicklung zwar in einer unüberschaubaren Auswahl, doch diese ist der Transparenz wenig dienlich.

Ein Spiel zwischen Genie und Wahnsinn attestierten Sportinteressierte gerne dem Handballer Christian Zeitz bei der WM in Deutschland. Vergleichbares lässt sich für das Paradigma der Service-orientieren Architektur (SOA) festhalten. Es verspricht, den Umgang mit Software genial zu vereinfachen; doch jede detaillierte Betrachtung gleitet schnell ins Wahnwitzige ab. „SOA gilt als Synonym fürs Moderne, aber auch Unbeherrschbare“, sagte Rüdiger Spies auf der vom CIO-Schwesterblatt Computerwoche veranstalteten Fachkonferenz „SOA-Initiative 2007“ (www.computerwoche.de/zone/soa2007).

"Massives Herstellermarketing und das immer noch stark technisch geprägte SOA-Vokabular verunsichern die Verantwortlichen in Unternehmen“, sagt IDC-Analyst Spies. Allerdings werden Analysten, Berater und Hersteller nicht müde, die betriebswirtschaftlich-fachliche Perspektive als entscheidenden Faktor für eine erfolgreiche Umsetzung von SOA zu propagieren. Für Vorstand Wolfram Jost von IDS Scheer steht fest, dass SOA-basierende Anwendungen künftig von betriebswirtschaftlichen Prozessbeschreibungen und -modellen gesteuert werden: "SOA beginnt und endet bei den Prozessen.“ Selbst Analyst Spies kommt in seiner allgemeinen SOA-Definition ohne den Zusatz "Business-orientiert“ nicht aus.

Doch bei der mittlerweile ermüdenden Diskussion über die betriebswirtschaftlich-fachlichen Prozesse und Services: Ganz ohne Technik geht es nicht. Ein Geschäftsablauf muss in einer technischen Komponente abgebildet sein. Diese Komponente kann wiederum aus mehreren Services bestehen. Um nun das Ziel von SOA - eine flexibel anpassungsfähige Software - zu erreichen, sind außerdem eine Entwicklungsumgebung für die Erstellung von Services sowie eine Ablaufumgebung für den sicheren Betrieb der Programme nötig. Die ITAssets sollen mittels dieser durchgängigen Technik - von der Modellierung bis hin zum ablauffähigen Service - häufiger wiederverwendet werden, und die kontinuierliche Prozessverbesserung kann durch SOAbasierte IT besser unterstützt werden, so versprechen es die Marketing-Folien der Hersteller.

Ob das in der Praxis allerdings funktioniert, muss erst noch bewiesen werden, wie Wolfgang Beinhauer vom Fraunhofer-Institut IAO erklärt: "Die effiziente Gestaltung von Services im Hinblick auf spätere Änderungen der Einsatzzwecke ist weitgehend unerprobt“, sagt der Forscher und warnt davor, anders lautende Herstellermeldungen für bare Münze zu nehmen. Es müsse großer Aufwand betrieben werden, um die benötigten Software-Services zu erstellen und zu betreiben. "SOA braucht neben Teilen wie Service- fähigen Anwendungen und einer neuen Denke vor allem ein stabiles IT-Fundament: einen ‚Baukasten‘, dessen Elemente aufeinander aufbauen und einander ergänzen“, sagt Markus Görg, Solution Architect bei der Danet GmbH. Sowohl in horizontaler als auch in vertikaler Richtung müssen die Komponenten miteinander interagieren: vom User-Frontend bis zur Datenbank, zwischen Applikationen und innerhalb einer Anwendung.

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