McKinsey

Indien verliert an Boden im Offshoring-Markt

Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.
Wie es Barack Obama mit dem Offshoring hält, erscheint noch unklar.
Wie es Barack Obama mit dem Offshoring hält, erscheint noch unklar.

Dennoch sind elf Jahre eine lange Zeit, und schon jetzt zeichnen sich vielerlei Unwägbarkeiten ab. Das beginnt schon mit der Frage, wie sich der mächtigste Mann der Welt zum Offshoring stellen wird. US-Präsident Barack Obama kündigte während des Wahlkampfes im vergangenen Jahr an, Firmen nicht länger steuerlich begünstigen zu wollen, die Arbeitsplätze jenseits der Landesgrenze verlagern. Dieses Statement lässt immerhin darauf schließen, dass Obama mögliche negative Folgen des Offshoring für die US-Ökonomie durchaus bewusst sind.

Alte Rezepte helfen nicht mehr so einfach

Auf cio.co.uk kommt Arpit Kaushik, der das Londoner Outsourcing-Unternehmen Crystals leitet, zu dem Schluss, dass die Haltung der US-Regierung zum Offshoring noch nicht klar erkennbar sei. Er verweist darauf, dass Obama mit der Leiterin des McKinsey Global Institute (MGI), Diana Farrell, eine ausgewiesene Offshoring-Apologetin in seinen Beraterstab geholt hat. Das MGI hatte vor einigen Jahren vorgerechnet, dass jeder US-Dollar, der für Business Process-Outsourcing nach Indien ausgegeben wird, der heimischen Volkswirtschaft letztlich mindestens 1,12 Dollar wieder einbringe.

Dieser MGI-Report von 2003 sei "als eigennütziges Lobbying-Dokument, das eine unrealistisch optimistische Einschätzung des Effektes von Offshore-Outsourcing präsentiert, zu betrachten", urteilen die Politik-Professoren Ron und Anil Hira, die im Gegenzug die Folgekosten von Offshoring für die US-Bürger betonen.

Wie auch immer: Die Debatte darüber, ob Offshoring ein Win-Win-Geschäft für alle ist, wird in den USA weiter kontrovers geführt. Und die politischen Konsequenzen daraus werden für die Entwicklung des Offshoring-Marktes nicht folgenlos bleiben.

Jenseits der optimistischen Global-Prognose kommt McKinsey in einem Beitrag der Analysten Tor Mesoy, Barnik Maitra und Matthias Daub zu dem Ergebnis, dass das Offshoring-Geschäft in jedem Fall vor gewaltigen Herausforderung steht. Aufgrund abrupter Veränderungen des Währungs- und Lohnniveaus, eines verschärften Wettbewerbs um Mitarbeiter und regulatorischer Schranken erscheint das Erfolgsrezept der vergangenen Jahre in Frage gestellt. Einfach möglichst viele Leute dort zusammen zu suchen, wo die Arbeitskosten am niedrigsten sind und das Qualifikationslevel einigermaßen stimmt, geht so leicht nicht mehr auf.

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