Hausautomation leicht gemacht
Interessante Smart-Home-Lösungen im Überblick
Hinter Begriffen wie Smart Home, Hausautomation oder intelligente Gebäudetechnik verbergen sich eine Vielzahl von Produkten und Ideen, die meisten davon immer noch Einzel- oder Insellösungen.
Als idealer Brückenbau gilt für viele Installateure und etablierte Anbieter dagegen immer noch ein von EIB zu KNX weiterentwickelter europäischer Installationsbus für die meist kabelgeführte Datenleitung parallel zur Stromversorgung. Die Funk- und Powerline-Varianten konnten sich nicht wirklich durchsetzen.
Um die Nachrüstung oder Umzüge zu erleichtern, haben die KNX/EIB-Pioniere Jung und Gira Anfang des Jahres ein gemeinsam entwickeltes neues bidirektionales Funksystem namens eNet auf den Weg gebracht. Andere alteingesessene Hersteller wie Honeywell oder Busch-Jaeger haben ähnliche Funksysteme im Programm, die eben den Vorteil haben, die für einzelne Lösungsszenarien weit günstiger sind und eine breitere Marktbasis schaffen.
- EnerGenie von Gembird
Unter dem Namen EnerGenie vertreibt Gembird eine Reihe von Produkten, die Strom sparen helfen sollen. Dazu gehören unter anderem intelligente Steckdosenleisten und diese Kombination aus WLAN-Repeater und Smart-Home-Steckdose unter der Produktbezeichnung EG-PM1W-001. Soviel smarter oder intelligenter als Zeitschaltuhren sind diese Lösungen, wie sie etwa auch AVM und Belkin anbieten, nicht wirklich. Aber immerhin lassen sich die „intelligenten“ Steckdosen von überall auf der Welt aus ein- und ausschalten sowie ihre Schaltzeiten programmieren. Am ehesten von Intelligenz sprechen kann man, wenn nach dem IFTTT-Prinzip (If this than that) ereignisorientiert bei Dunkelheit das Licht angeht und die Jalousie herunterfährt. Das hat übrigens durchaus abschreckende Wirkung auf potentielle Einbrecher. - Netcam-HD-WLAN-Kamera von Belkin
Versicherungsunternehmen schreiben es mitunter vor oder winken mit niedrigeren Tarifen, wenn im Haus oder in der Wohnung eine WLAN-fähige Webcam wacht. Belkins neue Netcam-HD-WLAN-Kamera mit Nachtsichtmodus (F7D7602de) ist insofern eine sinnvolle Ergänzung der WeMo-Familie rund um die Hausautomatisierung mit WLAN-fähigen WeMo Insight Switch genannten intelligenten Steckdosen im Zentrum. Über die für Android und iOS verfügbare WeMo-App lässt sich in 720p-Qualität von Ferne alles genau beobachten oder aufnehmen, wann zum Beispiel die Kinder nach Hause kommen und welches von ihnen mit dreckigen Schuhen im Flur herumtapst, wie im Werbefilm gezeigt. - Netcam-HD-WLAN-Kamera von Belkin
Die Netcam-HD-WLAN-Kamera kann auch so programmiert werden, dass bei Bewegung eine E-Mail-Nachricht erfolgt. Da WeMo auch mit IFTTT funktioniert, ist eine ereignisorientierte Verknüpfung mit verschiedenen Online-Apps möglich. - Honeywell Evohome
Als Butz Thermo-Electric Regulator Co. 1885 gegründet, ist der amerikanische Mischkonzern wohl der oder einer der ältesten Anbieter von Gebäudetechnik. Das Unternehmen hat auch früh Lösungen für die intelligente Heizungssteuerung entwickelt und ist über Zukäufe wie Peha aus Lüdenscheid im Smart-Home-Bereich weiter gewachsen. Von dem lange verfolgten Bus-Weg hat sich Honeywell wegen der aufwendigen Verkabelung mehr oder weniger verabschiedet. Und so wird die neue Heizungssteuerung Evohome als Funksystem angeboten. Durch die Verknüpfung mit dem Diensteanbieter IFTTT (If this then that, wenn das, dann jenes) kann Evohome auch selbsttätig die Heizung einschalten, sobald es schneit oder frostig wird. - Honeywell Evohome: die Komponenten
Zu dem unter anderem bei Conrad Electronic erhältlichen Honeywell Evohome gehören ein zentrales Bediengerät sowie leicht zu montierende Funkregler für Heizkörper und Fußbodenheizungen. Ein optionales Gateway erlaubt die Steuerung per Smartphone von unterwegs aus. Über Smart Zoning und die Anpassung der Temperatur zu unterschiedlichen Tageszeiten soll Evohome bis zu 30 Prozent der Heizkosten sparen helfen. Das System ist auch lernfähig und erkennt, wie lange es dauert, einen Raum oder eine der bis zu zwölf möglichen Zonen die Wohlfühltemperatur erreicht. - Gira und Jung gehen mit eNet gemeinsam drahtlos
Kaum ein anderer deutscher Anbieter ist in der aktuellen Fernsehwerbung für Smart Home so präsent wie Gira aus Radevormwald bei Wuppertal. Dabei blickt das Unternehmen wie Jung aus dem nahe gelegenen Schalksmühle auf über 100 Jahre Schalt- und Schaltertechnik zurück. Beide Hersteller sind starke Verfechter des KNX/EIB-Standards in der klassischen Variante mit einem Kabel-Bussystem parallel zum Stromnetz. In gemeinsamer Entwicklungsarbeit haben sie aber Anfang des Jahres unter dem Namen eNet ein bidirektionales Funksystem auf den Weg gebracht, das sich wesentlich einfacher nachrüsten und umziehen lässt und auch die Einbindung in bestehende KNX-Welten erlaubt. - Der eNet-Server als Steuerzentrale
Herzstück und intelligente Steuerzentrale von eNet als bidirektionales Funksystem im 868,3-MHz-Band ist ein eNet-Server wie hier von Jung. - Das eNet-System im Detail
Steuern lässt sich eNet über entsprechende Tasthandsender, die sich bei Jung und Gira verblüffend ähneln, oder auch über eine Verbindung aus Funk-Gateway und iPhone & Co. Da eNet ein Funksystem ist, kann man die Schalter auch einfach an eine Glasfläche kleben, wie Gira zeigt. - eNet-System im Praxiseinsatz
Die Handsender lassen sich flexibel im Haus verteilen. - Neue Bedienkonzepte für eNet
Auf der Leitmesse Light + Building im April 2014 hat Gira unter anderem eine Gira G1 genannte neue Bedienzentrale für KNX-Systeme vorgestellt. Diese soll zwar erst im Laufe des kommenden Jahres auf den Markt kommen, ist aber insofern von Interesse, dass die auch eNet unterstützt. Jung hat als Studie auch schon ein eigenes eNet-Bedienpanel präsentiert. - eNet im Praxiseinsatz
Der Dimmsender von Gira. - eNet im Praxiseinsatz
Die stuerzentrale von Jung. - Die Smart-Home-Lösung von Jung
KNX-Lösungen sollen hier eigentlich nur am Rande zur Sprache kommen, weil sie in der Verkabelungsvariante sich nur bei Neubauten oder teuren Renovierungsarbeiten lohnen. Das das nicht sein muss, zeigt die Firma Jung. Zu den Referenzobjekten gehören Luxusbauten wie die Villa Beer eines Stuttgarter Haustechnik-Unternehmers ebenso wie ein Plattenbau in Schwarzenberg am Erzgebirge, der altengerecht umgebaut wurde. Um die Kosten niedrig zu halten, wurde auf teure Taster und Wand-Displays verzichtet, stattdessen sollte sich KNX-Technik mit konventionellen Geräten wie iPhones oder iPad koppeln lassen. Unter Einbindung intelligenter Rauchmelder wurde eine Umgebung geschaffen, die es ermöglicht, die Wohnung nachts oder beim Verlassen derselben in eine Art Schlafmodus zu versenken, zum Beispiel durch Senken der Temperatur und Deaktivieren bestimmter Steckdosen. - Jung und Connected Living
Jung ist nach eigenen Angaben der bisher einzige Hersteller intelligenter KNX-Technik, der sich Connected Living angeschlossen hat. Die Berliner Initiative mit heute mehr als 50 aktiven Mitgliedern versteht sich auch als technologieübergreifende Plattform rund um ein vom DAI-Labor der TU Berlin entwickeltes Managementtool, das eine modulare Zusammenstellung der Heimvernetzung ermöglichen soll. Kernstück des Systems ist ein Home Control Center, über das sich alle angeschlossenen Geräte und Funktionen im Haus oder in der Wohnung steuern lassen. Um die Heimvernetzung stromsparend in ein Smart Grid einzubinden, soll ein EEBus als Schnittstelle für den Datenaustausch mit den Energieversorgern zum Einsatz kommen. Die Grafik zeigt die vielfältigen Möglichkeiten von CL und Jung in der Gebäudesteuerung. - Digitalstrom
Der Schweizer Anbieter Digitalstrom hat mit Mikrocomputer enthaltenen intelligenten Lüsterklemmen und Tastern auf sich aufmerksam gemacht. Darüber soll sich im Haus oder in der Wohnung alles steuern lassen, sogar die Temperatur der Dusche zum Schutz von Kindern und Senioren. - Homematic-System von eq-3
DasHomematic-System bietet ein umfangreiches Portfolio an Stuergeräten aus den Bereichen Licht, Beschattung, Heizen, Energiesparen, Wetter, Umwelt, Sicherheit und Alarm sowie Zutrittssteuerung. - Homematic Sicherheitt
Das Sicherheitspaket von Homematic beinhaltet zur einfachen Montage funkbasierte Geräte wie Bewegungsmelder, Rauchmelder, Funkgong oder Handsender. - Homematic Heizung
Auch im Bereich Hiezungs- und Energiesteuerung bietet das Homematic-System zahlreiche Sensoren und Aktoren. - SmartHome-System von RWE
Der Energiekonzern RWE hat in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen eq-3 ein eigens Smart-Home-System entwickelt. - iHaus
Der Systemintegrator iHaus hat seine Software-Lösung zur Steuerung und Verknüpfung internetfähiger Geräte um Apple HomeKit und Alexa von Amazon erweitert.
Im noch relativ jungen Smart-Home-Markt, der viel von Bastlern und Tüftlern (Stichwort Do it yourself, kurz DiY) lebt, geht der Trend indes mehr und mehr zu IP-Lösungen. Und das ruft viele neue Player auf den Plan ruft, darunter auch so mächtige Smartphone- und Internetanbieter wie Apple, Samsung und Google. DiY- und IP-Lösungen sollen in diesem Artikel auch den Schwerpunkt bilden. Aber zunächst sei die Frage erlaubt, wo smart oder intelligent anfängt.
Was ist smart?
Wenn es nur um Bequemlichkeit oder um die Steuerung schwer erreichbarer Jalousien an hohen Dachfenstern zum Beispiel geht, tun es auch Infrarot-Fernbedienungen - irgendwie auch schon smart. Die guten alten Zeitschaltuhren können bei Abwesenheit ebenso Aktivität vorgaukeln wie sogenannte intelligente Steckdosen, wie sie AVM, Belkin, Gembird und Co. anbieten.
Ihr mehr an Intelligenz besteht vor allem darin, dass sich zum Beispiel WLAN-fähige Steckdosen oder Steckdosenleisten über Smartphone-Apps auch von Ferne ein- und ausschalten und ereignisorientiert mit anderen Geräten und Apps koppeln lassen. Ein IFTTT (If This Than That, Wenn-dann) genannter Diensteanbieter für solche Verknüpfungen zählt schon über 150 Channels beziehungsweise Apps, darunter auch Facebook und Twitter.
Ein Smart TV oder netzwerkfähiger Receiver, für viele Novizen vielleicht der Einstieg zu Smart Home, braucht die Anbindung an ein Netzwerk, um auf Widgets, Internetradio oder Inhalte wie Flickr zugreifen zu können. Aber so richtig smart werden sie erst, wenn sie sich zentral oder von der Ferne über eine Smartphone-App steuern lassen. Smart Home besteht idealerweise darin, alle im Heimnetz angeschlossenen Geräte und Funktionen wie Licht, Heizung, Jalousie, Haushaltsgeräte und Musik über ein Bedienpanel steuern zu können. Es können auch mehrere oder eine Kombination unterschiedlicher Bedienelemente sein.
Gira, Jung und Co. bieten neben eigenen Tastern und Bediengeräten auch Gateways und Apps für iOS und Android an, um die angeschlossenen Geräte über Smartphone oder Tablet steuern zu können. Samsung bringt auch Smartwatches wie die Galaxy Gear als Steuereinheiten ins Spiel und baut samt eigener Unterhaltungselektronik und weißer Ware ein ganzes Ökosystem rund um Smart Home auf. Dabei setzt der koreanische Riese nicht alles auf eine Karte, sondern auf verschiedene Allianzen und Plattformen.