CFO Görwitz zu effizientem SCM bei Altana Pharma
"IT fehlt bei Prozessen der strategische Ansatz"
CIO: Prozesse sind doch eigentlich die Kernaufgabe der IT.
Görwitz: IT kann für Prozesse nicht den strategischen Ansatz liefern. Der kommt aus der Produktionslandschaft, aus dem Finanzbereich oder anderen Unternehmensbereichen. Prozesse heben Abteilungs-, Firmen- und Landesgrenzen auf. Darüber läuft der Prozess der Marktversorgung. Ein Kunde bestimmt die Nachfrage, die Prozesskette muss für Qualität, günstige Kosten und Liefertreue sorgen. Das kann die IT nicht leisten.
CIO: Das wird Ihr CIO Dietmar Lummitsch nicht so gerne hören?
Görwitz: Die IT ist ein Mittel zum Zweck – ein ganz wichtiger Partner. Wir designen, und während der Umsetzung brauchen wir einen engen Kontakt zum IT-Bereich. Da kommt der CIO ins Spiel. Der klärt, was machbar und notwendig ist. Doch die Strategie kommt aus den Fachfunktionen wie Supply Chain Management und Finance. Finance ist übrigens ganz wichtig: Parallel zu den Lieferströmen werden ja finanzielle Ströme abgewickelt. Da mussten sie ein neues Supply Chain Design entwerfen, um dann auch Finanzströme mitberücksichtigen zu können.
CIO: Mit Pantozol hatte Byk Gulden Ende der 90er Jahre einen regelrechten Lieferstau. Wie kam das?
Görwitz: Für Pantolzol gibt es 18 Stufen in der Herstellung der Substanz und fünf Stufen in der Produktion bis eine fertige Packung rauskommt – das ist eine komplexe Herstellung. Dazu kommen 83 Partner, die in die Supply Chain eingebunden werden müssen. Zudem ist man von acht Tonnen benötigter Substanz ausgegangen, heute sind wir bei 110 Tonnen. Man hat das Potenzial stark unterschätzt. Die Kapazität dafür hatten wir gar nicht.
CIO: Was tun?
Görwitz: Wir waren in einem deutlichen Rückstand, wir konnten die Marktanfragen 1999 nicht bedienen. Danach haben wir das Konzept radikal geändert. Aufträge und Bestätigungen wurden damals auf schriftlichem Wege gemacht. Das war wie in der Steinzeit.