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IT-Manager wetten

It's all about Data!

07.08.2019
Von Dr. Clemens Schophaus

Value Proposition verschwindet

Was sind nun die Auswirkungen auf den Wertschöpfungsprozess in Unternehmen, welches Einsatzfeld verbleibt für den menschlichen Wertschöpfungsbeitrag?

Der Anteil der analogen Datenverarbeitung durch Menschen an der Wertschöpfung eines Unternehmens liegt industrie- und branchen- übergreifend in einem Bereich von zirka 25 bis 40 Prozent.

Wenn dieser Anteil im Zuge der Digitalisierung zunehmend durch digitale Technologien ersetzt wird, entfällt das entsprechende Betätigungsfeld für die Mitarbeiter des Unternehmens. Ebenso entfällt die Value Proposition, das Alleinstellungsmerkmal des Unternehmens, für diesen Teil seiner Wertschöpfung. Das bedeutet, dass insbesondere Unternehmen, die den Schwerpunkt ihrer Wertschöpfung auf diesen Bereich stützen, etwa das Finanz- und Versicherungswesen, eine radikale Transformation durchlaufen müssen, um nachhaltig ihren Unternehmenserfolg zu sichern.

Eine analoge Transformation haben zum Beispiel Sportartikelhersteller in der Vergangenheit in Bezug auf ihre Produktion durchlaufen. Viele der großen Marken lassen maßgeblich in China produzieren, teilweise auf den gleichen Produktionsanlagen in verschiedenen Schichten. Der Produktionsprozess stellte hier nicht (mehr) das Alleinstellungsmerkmal dar. Vielmehr fand eine Verschiebung in die Bereiche Design, Marketing und eventuell Beschaffenheit und Qualität der Materialien statt.

Im Bereich der analogen Datenverarbeitung in Unternehmen wird es vergleichbar umfassende Verlagerungen der Wertschöpfungsschwerpunkte geben. Diese verschieben sich radikal auf den kreativen, schöpferischen und gestaltenden Anteil. Die Idee gewinnt noch viel mehr Gewicht, die Umsetzung und Ausführung wird automatisiert werden, siehe zum Beispiel auch die zunehmende Entwicklung des 3D-Drucks.

Unternehmen werden demnach nur erfolgreich sein,

- wenn die Transformation der Wertschöpfungskette durch Digitalisierung der analogen Datenverarbeitung gelingt und

- ein relevantes Alleinstellungsmerkmal, eine Value Proposition auf der kreativen, schöpferischen und gestalterischen Seite, geschaffen werden kann.

Im Umkehrschluss wird bei den zukünftig existierenden Unternehmen der datenbasierte Wertschöpfungsanteil durch die erfolgreiche Digitalisierung der analogen Datenverarbeitung signifikant steigen.

Folgen für die Energiebranche

Was bedeutet diese Entwicklung für die Energiewirtschaft? Die Versorgungsunternehmen befinden sich mitten in einem tiefgreifenden strukturellen Wandel, getrieben durch die hervorstechenden Faktoren

- Dezentralisierung,

- Deregulierung und

- Dekarbonisierung.

Mit der Dezentralisierung der Energieerzeugung geht eine Vergesellschaftung der Energieproduktion einher. Sie wird zunehmend von Unternehmen und Einzelpersonen eigenständig übernommen. Die Energiebranche verliert ihr Alleinstellungsmerkmal in der Produktion und damit einen wesentlichen Schwerpunkt ihrer ehemaligen Wertschöpfung.

Infolge der Deregulierung verändern sich Marktverhältnisse im Kundenzugang und der Energieverteilung maßgeblich. Der Kundenzugang hat bereits seit Längerem seine Exklusivität eingebüßt, und die Energieverteilung muss effizient für alle Marktteilnehmer organisiert und betrieben werden. In diesen Bereichen ist eine massive Verschiebung hin zu digitaler, datenbasierter Wertschöpfung notwendig, um nachhaltige Wettbewerbsvorteile generieren zu können.

Daten werden Geschäftsfeld

Die Dekarbonisierung schließlich bewirkt eine radikale zeitliche Dynamisierung der Energieerzeugung und -verteilung. Die Volatilität und Komplexität des Erzeugungs- und Verteilungssystems steigen signifikant, wodurch zunehmend nur durch digitalisierte datenbasierte Steuerungs- und Stabilisierungsmechanismen die Beherrschbarkeit sichergestellt werden kann. Anderseits ergeben sich jede Menge Potenziale für neue Geschäftsmodelle.

Daten als wirtschaftliches Geschäftsfeld für Energieunternehmen spielen für mehr als die Hälfte aller großen Versorger in naher Zukunft eine größere Rolle als Erzeugung, Verteilung und Vertrieb von Energieprodukten.

Technologiegetriebene Endkundenprodukte wie zum Beispiel Smart Home und Smart Meter stellen dabei lediglich den Einstieg und Nukleus für neue datenbasierte Geschäftsmodelle dar. Deshalb wette ich, dass schon in fünf Jahren datenbasierte Wertschöpfung für mehr als 30 Prozent aller Unternehmen erfolgsentscheidend sein wird.

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Foto: CIO.de

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