Media Saturn CIO Ricardo Diaz Rohr
"IT wird zur Kernkompetenz für alle Aufgabenbereiche"
Mitarbeiter sollen Spaß haben und aktiv sein
Welche Art Mitarbeiter werden zukünftig für die großen Digitalisierungsprojekte gebraucht?
Lutz Tilker: Für die bisher primär fachspezifisch ausgerichteten Anforderungsprofile in der IT werden zukünftig die horizontal ausgeprägten Geschäftsprozesse der fachliche Maßstab. Insofern müssen Mitarbeiter in der IT verstärkt fachseitiges Prozess-Know-how entwickeln, um so ihrer Funktion in der Steuerung der Ressourcen gerecht zu werden. Ob dieses besser durch "Digital Natives" als durch "Digital Immigrants" erreicht wird, sei dahingestellt. Was zählt ist der "Digital Evangelist".
Ricardo Diaz Rohr: Neben all dem brauchen wir Mitarbeiter, die Spaß an Innovationen haben. ITler, für die unsere Märkte eine Art Schlaraffenland sind, werden sich auch bei uns im Unternehmen wohlfühlen. Zudem brauchen wir Mitarbeiter, die nicht auf Aufträge warten, sondern sich proaktiv einbringen, um Innovationen zu generieren. Ich freue mich auf Bewerbungen von Leuten, die daran arbeiten möchten, die Zukunft des Einzelhandels zu gestalten und Spaß an der Bearbeitung etwa folgender Fragen haben: Wieso finde ich offline nicht so schnell wie online? Wieso hab ich online mehr Informationen als offline? Und wieso ist das Einkaufen im Internet heute noch so viel weniger Erlebnis als das im stationären Markt. Wer hier Antworten finden möchte, der ist bei uns richtig.
Worin sehen Sie die größte Herausforderung für die nächsten drei Jahre?
Lutz Tilker: Digitalisierung an sich bringt noch keinen Nutzen. Erst durch Innovation und konkrete Anwendungen für digitale Technologien entsteht der eigentliche Mehrwert. Aber genau diese digitale Kreativität in pragmatische Lösungen zu überführen, ist die Herausforderung für die nächsten drei Jahre.
Ricardo Diaz Rohr: Aus meiner Sicht ist die größte Herausforderung der kulturelle Wandel. Wir müssen Innovationen stärker umarmen und agiler werden. Gleichzeitig müssen wir uns unserer Stärken bewusster werden. Media-Saturn hat eine zupackende "Macher"-Kultur. Man kann hier sehr schnell Dinge bewegen. Das sind ideale Voraussetzungen, um die IT noch bedeutsamer werden zu lassen.
- Was ändert sich durch die Digitalisierung für die Mitarbeiter?
Antworten suchten diese IT-Chefs in einer Diskussion mit COMPUTERWOCHE-Redakteuren. Unser Bild zeigt von links: Hans Königes (CW), Edgar Kirchmann von Transearch, Dieter Loewe von NTT Data, Daniel Krauss von Flixbus, Axel Kummer von Metafinanz, Frank Engelhardt von Salesforce.com, Jürgen Renfer von der KUVB und Alexandra Mesmer (CW). - Axel Kummer, Metafinanz
„Wir müssen neu denken, ausgehend von den Geschäftsprozessen und den Endkunden. Dafür setzen wir auf kreative Köpfe, die auch aus anderen Branchen als der IT kommen.“ - Daniel Krauss, Flixbus
„Unsere größte Herausforderung ist es, mit permanentem Change und der damit einhergehenden Unsicherheit zurechtzukommen.“ - Dieter Loewe, NTT DATA
„Wir brauchen eine Arbeitskultur, in der Mitarbeiter ein Privatleben haben dürfen und nicht immer erreichbar sind.“ - Edgar Kirchmann, Transearch
„Wer Digitalisierung ernst nimmt, braucht mehr als einen neuen Posten wie den Chief Digital Officer. Topmanagement wie Führungskräfte müssen das Thema treiben und vorleben.“ - Jürgen Renfer, KVUB
„Digitale Veränderungen sind derart disruptiv, dass wohl niemand genau weiß, wo die Reise endet. Der CIO ist als Lotse gefordert.“ - Frank Engelhardt, Salesforce.com
„Es motiviert die Mitarbeiter, wenn sie eine reelle oder auch gefühlte Autonomie haben.“