Karriere dank Beziehung
Jeder Zweite bekam Job über Vitamin B
In den USA hingegen fanden die Forscher einen Zusammenhang zwischen Bildung und der Stellenbesetzung über persönliche Kontakte. Wer dort über Beziehungen nach einem neuen Job sucht, hat eher einen niedrigeren Bildungsstand und ist als Arbeiter tätig. Anders verhält es sich bei den Positionen, nach denen Kandidaten überhaupt nicht gesucht haben: Dort sind es am häufigsten Manager, die über den persönlichen Kontakt an eine neue Stelle kommen. Insgesamt sind die Jobs, die über Vitamin B in den USA besetzt werden, besser bezahlt als Positionen, die ohne persönliche Beziehungen gefunden wurden.
Erklärungsansatz deutsches Sozialsystem
Einen möglichen Grund für die Länderunterschiede sehen die Forscher im deutschen Sozialsystem, dass es in den USA in dieser Form nicht gibt. US-Angestellte, so die Vermutung der Forscher, seien weniger abgesichert als Angestellte aus Deutschland. Bei ihnen sei es oft dringender einen neuen Job zu finden, deshalb seien sie aktiver bei der Jobsuche über den formalen nicht-persönlichen Weg. Deutsche könnten wählerischer sein und auf das richtige Angebot warten.
Die Forschungsergebnisse von Steve McDonald und Richard Benton von der North Carolina State University wurden im Juli 2012 unter dem Titel "Dual Embeddedness: Informal Job Matching and Labor Market Institutions in the United States and Germany" in der Zeitschrift Social Forces veröffentlicht. Für ihre Untersuchungen nutzten die Wissenschaftler 7.392 US-Datensätze aus dem NLSY sowie 1.126 Datensätze aus dem sozioökonomischen Panel (SOEP) aus Deutschland. Die Daten stammen aus dem Zeitraum von 1994 bis 2000.