Tiefenpsychologen befürchten "seelische Wucherungen"
Kein Mensch will die totale IT-Sicherheit
Angestellte, die Passwörter auf leuchtend gelben Zetteln an ihren Monitor kleben oder – wenn sie das nicht mehr dürfen – die Zugangs-Codes regelmäßig vergessen. Mitarbeiter, die Laptops mit unverschlüsselten Daten am Flughafen liegen lassen. Kollegen, die genervt mit den Augen rollen, wenn sie zum IT-Security-Training geschickt werden. Diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen und zeigt: IT-Sicherheit bleibt eine der größten Herausforderungen für CIOs. Geht es nach Dietmar Pokoyski von der Agentur Known Sense, sollten sie bei aller Technologie jedoch des Menschen Psyche nicht vergessen. Denn: "Die Seele greift tief in ihre eigene Trickkiste und umdribbelt alles Rationale."
Konkret: Aus Psychologen-Sicht hemmen Unternehmen, die Ein- und Ausgang zu stark kontrollieren, die Entwicklung ihrer Mitarbeiter. Wo technologische Innovationen die Arbeit immer sachlicher werden lassen, gerät sie für die Mitarbeiter zur faden, leblosen Tätigkeit.
Schlimmer noch: Menschen, die sich zu stark überwacht fühlen, produzieren Fehler – unbewusst. Denn die Wichtigkeit von IT-Sicherheit ist anerkannt, aber eben nur mit dem Verstand. Vom Bauchgefühl her empfinden sich die Angestellten wie in einem Zwangs-System. "Ich gehe davon aus, dass die EDV mich durchleuchten kann", sagt einer der Studienteilnehmer – Big Brother in der eigenen Firma.
Der Revoluzzer am Computer
Und genau deswegen, so die Psychologen, lassen die Kollegen innerlich den Revoluzzer raus und machen Fehler, ohne es zu wollen. Pokoyski: "Bei Mitarbeitern, die die zunehmende Entmenschlichung von Arbeit nicht länger aushalten, kommt es unbewusst zu bekannten Fehlleistungen, wobei sich die Mitarbeiter nicht nur selbst, sondern auch ihr Unternehmen regelrecht entsichern."