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Trends in der Beratung

Keine Chance für Blender



Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Gefragt sind vor allem erfahrene Consultants, die die Fäden in der Projektarbeit in der Hand halten und verschiedene Fähigkeiten sinnvoll zusammenführen. Die Bereitschaft, die Ausbildung unerfahrener Berater durch bezahlte Projektarbeit zu finanzieren, schwindet zusehends. "Der Beratungsmarkt geht in dieser Hinsicht zu dem zurück, wo er schon einmal war: Man rekrutiert junge, vielversprechende Talente und entwickelt sie selbst", sagt Cap-Gemini-Manager Schulte.

Das Vorgehen ist auf den ersten Blick schlüssig, doch unterliegt die Strategie auch wirtschaftlichen Zwängen. Die jungen Berater liefern geringere Tagessätze oder werden Projekten pro bono zugeteilt. Bedeutsam für das Funktionieren eines Beratungshauses sind sie, weil sie oft einfache Zuarbeiten für die Senior Berater erledigen und so in den Job hineinwachsen können. In global aufgestellten Organisationen werden diese Aufgaben mehr und mehr offshore erledigt, so dass dieses Konstrukt wackelt: "Die typische Beraterpyramide, in der viele junge Consultants unten die Arbeit machen und wenige Experten oben hochwertige und gut bezahlte Projekte einfädeln oder steuern, die wird nicht mehr lange überleben", vermutet Manger-Wiemann.

Die digitale Transformation verändert die Beraterbranche

Möglicherweise werden die Marktstrukturen, die sich gerade durch die Neuausrichtung vieler Beratungshäuser etablieren, künftig wieder hinfällig sein. Themen wie Social MediaSocial Media, Mobility, Big DataBig Data und die Datenanalyse werden viele Branchen verändern. Dafür ist zwar enormes Expertenwissen erforderlich, doch wie sich die Digitalisierung auf einzelne Unternehmen niederschlägt, ist nicht absehbar. Die Berater können in diesem Umfeld nicht ihr wertvollstes Gut, die Erfahrung, in die Waagschale werfen, weil völlig neue, bislang unbekannte Abläufe, Verfahren und StrategienStrategien entstehen. Alles zu Big Data auf CIO.de Alles zu Social Media auf CIO.de Alles zu Strategien auf CIO.de

"Der Trend zur Digitalisierung betrifft viele Funktionsbereiche. Es geht nicht nur darum, in die IT-Landschaft einzugreifen, sondern beispielsweise auch um komplett neue Geschäftsmodelle und Formen der funktionalen oder länderübergreifenden Zusammenarbeit", erläutert Manger-Wiemann. Eine Prognose, ob IT-, Prozess- oder Strategieberater für die kommenden Aufgaben besser aufgestellt sind, wagt sie nicht. Entscheidend dürfte sein, dass die einzelnen Consultants oder Beratungshäuser ihre Kernkompetenzen in den verschiedenen Themen der Digitalisierung herausarbeiten und ihren Kunden damit einen Mehrwert anbieten.

Den großen Anbietern könnte zugutekommen, dass sie Wissen zu Themen wie IndustrieIndustrie 4.0, Smart Grids, Multichannel und Connected Vehicle theoretisch unter einem Dach vereinen. In der Praxis verhindern interne Befindlichkeiten und Verrechnungsregeln die Zusammenarbeit. "Wenn sie früher schon nicht über Practices hinweg kooperiert haben, dann wird das heute unter den neuen Bedingungen nicht anders sein", vermutet Manger-Wiemann. Top-Firmen der Branche Industrie

Das HR-Beratungsmodell wackelt

Die Digitalisierung setzt auch der Beratungsbranche selbst zu. Offenkundig wird das bereits an den klassischen HR-Beratern wie etwa Kienbaum. Das RecruitingRecruiting, das Onboarding, die Mitarbeiterführung und -Schulung laufen schon lange IT-gestützt, die Berater müssen folglich in der Lage sein, neben ihren klassischen Personalservices auch IT-Dienstleistungen anzubieten. Durch die soziale Vernetzung fällt es HR-Abteilungen heute leichter, in Portalen wie LinkedIn und Xing die passenden Kandidaten zu finden. Ergänzend bemühen sie externe Job-Portale sowie interne Stellenmarktplätze, um offene Stellen mit Experten aus den eigenen Reihen zu besetzen. Die dafür erforderlichen Prozesse und Systeme laufen allerdings nicht immer und vom Start weg reibungslos, so dass dort Nachholbedarf besteht. Im Markt für HR-Beratung verschiebt sich daher der Bedarf vom Recruiting neuer Experten zum Aufbau interner Strukturen und IT-gestützter Prozesse, die es Unternehmen ermöglichen, selbständig neue Mitarbeiter zu identifizieren und zu rekrutieren. Alles zu Recruiting auf CIO.de

Alles wird schneller - auch die Veränderungen

Welche Strukturen sich in der Beraterbranche mittelfristig etablieren, ist heute noch nicht absehbar. Spannend wird sein, wie sich die großen Wirtschaftsprüfer und Strategieberater für die digitale Zukunft aufstellen und wie die IT-Beratungshäuser darauf reagieren. Der Markt war schon immer dynamisch, weil ständig neue Anbieter gegründet wurden und wuchsen, andere wiederum scheiterten oder übernommen wurden. Die derzeitigen Veränderungen durch die digitale Transformation werden vollkommen andere Beraterprofile erfordern und somit Neueinsteigern den Weg bahnen. Das wiederum erhöht den Veränderungsdruck auf die etablierten Anbieter. Die Markt- und Machtverhältnisse im Beratermarkt dürften sich künftig also viel schneller verschieben.

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