CIO-Trends 2024
KI wird zum Hebel der Business-Innovation
Fabian Ahrens ist Senior Associate im Bereich Technology Strategy bei Strategy&, dem Strategieberatungsunternehmen von PwC
Unternehmen, die in kritischen Infrastrukturbereichen tätig sind, sollten ein besonderes Augenmerk auf fortgeschrittene und zielgerichtete Angriffe legen, die häufig von staatlichen Akteuren ausgehen ("Advanced Persistent Threats"). Moderne KI-Systeme, die auf Verhaltensanalysen und der Erkennung ungewöhnlicher Aktivitäten basieren, sind in diesem Zusammenhang unerlässlich.
Darüber hinaus ist es wichtig zu ermitteln, welche Daten und Systeme besonderen Schutz benötigen. KI kann hier durch automatische Datenklassifizierung und entsprechende Kennzeichnung einen wichtigen Beitrag leisten. KI kann zudem helfen, Maßnahmen zum Schutz der IT-Systeme effizienter zu entwickeln, breiter zu implementieren und regelmäßig zu aktualisieren. Bei der Abwehr von Angriffen sind moderne Firewalls und Intrusion Detection Systeme, die KI-Technologien integrieren, von großer Bedeutung. Der CIO sollte den Incident-Response-Plan überprüfen und die Nutzung von KI zur automatisierten Reaktion auf Sicherheitsvorfälle prüfen. KI beschleunigt auch die forensische Analyse von Angriffen, indem sie Anomalien schnell erkennt und Angriffsmuster mit öffentlichen Datenbanken abgleicht.
Angesichts der zunehmenden Aufrüstung von Angreifern mit KI-Technologien ist es für CIOs unerlässlich, fortschrittliche Technologien in die eigene Cybersicherheitsstrategie zu integrieren, um eine robuste Abwehr zu gewährleisten.
IT-Performance optimieren mit KI
Um im Kerngeschäft durch den Einsatz von KI wettbewerbsfähig zu bleiben, die neuen Herausforderungen der Cybersicherheit zu meistern und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter umfassend in KI-Technologien zu schulen, sind umfangreiche IT-Investitionen unerlässlich. Die aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die durch die anhaltenden Auswirkungen der Covid-19-Pandemie und den Konflikt in der Ukraine geprägt sind, haben viele Unternehmen in eine schwierige wirtschaftliche Lage gebracht. Inflation, steigende Energiekosten und weiterhin beinträchtige Lieferketten haben viele Unternehmen zu Sparmaßnahmen veranlasst, die auch vor den IT-Budgets nicht Halt machen. Gleichzeitig werden die Anforderungen an die IT immer komplexer und vielfältiger, was den Investitionsbedarf erhöht.
In diesem dynamischen Umfeld hat die Steigerung der Effizienz und Effektivität der IT für viele Unternehmen höchste Priorität. Führende Unternehmen verschiedener Branchen wie Volkswagen, Bayer und Ford haben bereits entsprechende Initiativen gestartet. In seiner Rolle als strategischer Gestalter optimiert der CIO die Kostenstruktur der IT und identifiziert Maßnahmen zur Steigerung der IT-Performance, um Mittel freizusetzen, die gezielt in transformative Technologien wie KI reinvestiert werden.
Der CIO sollte die IT-Strategie hierzu eng mit der Geschäftsstrategie abstimmen und die IT-Kompetenzen identifizieren, die möglichst unmittelbar zu den Zielen anderer Unternehmensbereiche beitragen. Um die Leistungsabhängigkeiten und den Beitrag der IT zur Unternehmenseffizienz zu messen, empfiehlt sich ein systematisches Performance-Monitoring. Dies ermöglicht den Vergleich von IT-Investitionen mit den daraus resultierenden Leistungssteigerungen im Unternehmen. Die daraus abgeleitete Priorisierung hilft bei der zielgerichteten Transformation des IT-Portfolios. Weniger prioritäre Fähigkeiten sollten kosteneffizient ausgelagert oder auf Industriestandards umgestellt werden, um Ressourcen für wichtigere Zukunftsbereiche der IT freizusetzen.
Der CIO sollte auch die Anwendungslandschaft und die IT-Organisation optimieren. KI bietet hier neben den traditionellen Methoden neue Möglichkeiten zur Leistungssteigerung. Laut Gartner fließt fast die Hälfte aller IT-Budgets in die Bereiche Anwendungsentwicklung, -wartung und -support, wo generative KI signifikante Leistungssteigerungen und Kosteneinsparungen ermöglichen kann. Der "Substack Developer Survey" zeigt, dass 70 Prozent der Entwickler bereits KI-Tools einsetzen oder dies in naher Zukunft planen und sich davon eine deutliche Leistungssteigerung versprechen.
Für den CIO ist es daher von entscheidender Bedeutung, KI und Performance als Hauptthemen auf die Agenda 2024 zu setzen. Seine Rolle als digitaler Wegbereiter für das Unternehmen wird wichtiger denn je. Die Integration von KI in die Geschäftsstrategie betrifft nicht nur die IT, sondern das gesamte Unternehmen. Durch AI-driven Business Reinvention wird eine nachhaltige Erneuerung des Unternehmens angestrebt. Die IT muss nicht nur Kosten sparen und ihre Leistung optimieren, sondern auch sicherstellen, dass alle Unternehmensbereiche von geeigneten digitalen Tools, Prozessen und Schulungen profitieren und KI sicher einsetzen können.