Familienfreundlichkeit

Kollegen spenden Überstunden für Kinderbetreuung

Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Familienfreundlichkeit und IT-Dienstleistung gehen auch in Zeiten von Corona zusammen: Auf Initiative eines Mitarbeiters spendeten die IT-Experten von Consol 900 Überstunden, die Kollegen für Kinderbetreuung nutzen konnten.
Das Eltern-Kind-Büro ist zurzeit nicht genutzt, dafür können sich Mitarbeiter aus dem Überstundenpool der Kollegen bedienen, um den Nachwuchs zu betreuen.
Das Eltern-Kind-Büro ist zurzeit nicht genutzt, dafür können sich Mitarbeiter aus dem Überstundenpool der Kollegen bedienen, um den Nachwuchs zu betreuen.
Foto: Consol

Als Kindertageseinrichtungen und Schulen im Zuge der Corona-Epidemie geschlossen werden mussten, standen berufstätige Eltern kleinerer Kinder vor einem unlösbaren Problem: Wie können sie Arbeit und die Betreuung der Kinder vereinbaren? Der Münchner IT-Dienstleister ConSol reagierte und versuchte, den Eltern auf verschiedenen Wegen unter die Arme zu greifen. Zum einen informierte ConSol die Mitarbeiter über die systemrelevanten Kunden. Wer bei einem solchem im Einsatz war, konnte sein Kind wieder in die externe Betreuung schicken. Auch war es möglich, kurzfristig und für eine begrenzten Zeitraum die Arbeitszeit zu reduzieren.

Anfang April richtete das Unternehmen auf Vorschlag eines Mitarbeiters einen Überstundenpool ein, aus dem sich Mitarbeiter für die Kinderbetreuung Stunden nehmen konnten, die zuvor ihre Kollegen spendeten. In den Augen von ConSol-Geschäftsführerin Andrea Stellwag ein schönes Zeichen für Solidarität: "Ende Juni hatten wir noch 600 gespendete Überstunden im Pool, damit dürften wir gut bis September durchkommen. Dass sich unsere Mitarbeiter gegenseitig helfen, ist ein Prinzip, das wir schon länger leben. So schulen im Rahmen unserer ConSol-Akademie Kollegen und geben ihr Wissen weiter."

SWOT-Analyse für Home Office

Arbeiten auch von zuhause aus war für die IT-Profis von ConSol nicht neu. "Der komplette Umzug ins HomeofficeHomeoffice war vor allem für nicht-technischen Bereiche wie Personal, Buchhaltung oder Marketing ungewohnt, aber wir haben alle mit mobilen Rechnern ausgestattet und sind mit den technischen Kollegen gleichgezogen", so Geschäftsführerin Andrea Stellwag. Bald war klar: Agieren alle zu fast 100 Prozent remote, ist das eine völlig andere Art der Zusammenarbeit. Neben abteilungsübergreifenden Retrospektiven zur Arbeit im Homeoffice analysierte man Stärken, Schwächen, Möglichkeiten und Gefahren nach der SWOT-Methode. Alles zu Home Office auf CIO.de

Ein Überraschungspaket statt Sommerfest: in diesem Jahr feierten die Consol-Mitarbeiter verteilt an ihren Bildschirmen.
Ein Überraschungspaket statt Sommerfest: in diesem Jahr feierten die Consol-Mitarbeiter verteilt an ihren Bildschirmen.
Foto: Consol

Ein Ergebnis war, dass sozialer Austausch unter den Kollegen sehr wichtig ist und dafür während des Lockdowns virtuelle Räume geschaffen wurden. Deren thematische Bandbreite war groß: Angefangen von Online-Yoga, Feierabendtreff über agileagile Formate wie retrospektive und Daily Meetings bis hin zu Kaffeepausen, gemeinsamem Kochen und Spiele-Abenden, alles fand virtuell in Zoom statt. Ebenso die monatliche Unternehmensversammlung, sagt Geschäftsführerin Stellwag: "Mit unserem monatlichen All-Meeting erreichen wir remote 170 Mitarbeiter, mehr als vorher mit der Präsenzveranstaltung." Alles zu Agile auf CIO.de

Zufällige Begegnung klappt nicht in Zoom

Mit dem Nur-von-zuhause-aus-Arbeiten kam ConSol gut zurecht, so brachten die IT-Profis für die Stadt München Ende März binnen einer Woche eine Softwarelösung auf den Weg, die die Bearbeitung von inzwischen 33.000 Soforthilfe-Anträgen erlaubte. Für Marketing-Chefin Isabel Baum funktionierten die "dezidierten Meetings in Zoom sehr gut, aber das Kurz-mal-Im-Büro-des-Kollegen-Vorbeischauen, die ungeplante Begegnung zwischendurch fehlt. Man bekommt nicht mehr so viel mit von den Kollegen, wenn man sie nur noch in der Videokonferenz und nicht mehr auf dem Gang trifft oder beim Vorbeigehen Lachen hört."

Andrea Stellwag, Geschäftsführerin Consol, wirbt für die Rückkehr in die Büros, denn: Der zufällige Austausch ist wie die "Schmiere zwischen den Zahnrädern".
Andrea Stellwag, Geschäftsführerin Consol, wirbt für die Rückkehr in die Büros, denn: Der zufällige Austausch ist wie die "Schmiere zwischen den Zahnrädern".
Foto: Consol

Das bestätigt auch Andrea Stellwag, die darum verstärkt für die Rückkehr ins Büro wirbt: "Die zufälligen Begegnungen und der damit verbundene Austausch sind so etwas wie die Schmiere zwischen den Zahnrädern, die das große Ganze, das Unternehmen, am Laufen halten. Diese Schmiere fehlt leider, was mich auch besorgt." Mittlerweile ist ein Teil der Mitarbeiter wieder zurückgekehrt, allerdings weniger als erhofft. Über ein Tool kann man sich am Tag zuvor seinen Schreibtisch reservieren, die Mindestabstände bleiben gewahrt und zwischen den Schreibtischen sind Spuckschutzpanele installiert.

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