Nach Microsofts Ankündigung, mehr Dokumentenformate zu unterstützen

Konflikt um OOXML schwelt weiter

06.06.2008
Von Nicolas Zeitler

Anfang April hatte die ISO mitgeteilt, die 6.000 Seiten lange Dokumentation von OOXML habe die erforderliche Stimmenmehrheit für die Annahme als internationaler Standard erhalten. 75 Prozent der Mitglieder des zuständigen Komitees votierten demnach für das Dokumentformat.

Zunächst durchgefallen

In einem ersten Standardisierungs-Verfahren im September war ISO/IEC DIS 29500 hingegen noch durchgefallen. Nach Angaben der ISO gingen damals 3.500 Kommentare zu der Spezifikation ein. Daraufhin fand Ende Februar eine einwöchige Beratung in Genf statt. Dabei wurden nach Angaben der Standardisierungs-Organisation die aus Sicht der ISO-Mitgliedsländer wichtigsten Kommentare diskutiert. Danach hatten die ISO-Mitglieder aus den einzelnen Staaten 30 Tage Zeit, ablehnende Stimmen gegenüber dem neuen Standard zurückzuziehen oder in positive Voten umzuwandeln.

Die Zahl derer, die ihre Meinung bis Ende März änderten, reichte für die Annahme des Standards aus. Negative Voten gaben schlussendlich 14 Prozent der ISO-Mitglieder ab - für die Billigung der Norm hätten es bis zu 25 Prozent Nein-Stimmen sein dürfen.

Angebliche Unregelmäßigkeiten

Unter Beschuss geriet indes das Zustandekommen der Entscheidung. So warfen Kritiker unter anderem auch dem Deutschen Institut für Normung (DIN) - das Deutschland in der ISO vertritt - Unregelmäßigkeiten bei der internen Abstimmung über OOXML vor. Das DIN hatte im September 2007 den geplanten ISO-Standard zunächst mit einigen Einwänden grundsätzlich gebilligt. Nach der Genfer Beratung im Februar tagte der zuständige DIN-Ausschuss am 11. März erneut. Mit 14 zu fünf Stimmen entschieden die Experten, das Ja-Votum aufrecht zu erhalten. Ein Lenkungsgremium billigte zwei Wochen später das Ja-Votum des Arbeitsausschusses.

Der Standardisierungs-Experte Andrew Updegrove behauptet in seinem Blog, die Stimmberechtigten hätten den Standard gar nicht ablehnen, sondern nur zustimmen oder sich der Stimme enthalten können. Das DIN bezeichnet derartige Vorwürfe in einer Pressemitteilung als "falsch und irreführend". Das Lenkungsgremium habe nur darüber zu urteilen gehabt, ob der Standardisierungsprozess aus seiner Sicht regelgerecht abgelaufen sei. "Wenn die Mehrheit des Lenkungsgremiums der Überzeugung gewesen wäre, dass der Prozess der Bearbeitung und der Abstimmung über ISO/IEC DIS 29500 regelwidrig verlaufen sei, dann wäre das deutsche Votum bei der ISO/IEC-Abstimmung auf Enthaltung geändert worden", betont das Institut.

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