Strategien


NUTZEN UND RISIKEN DER IT-HARMONISIERUNG

Kosten drücken durch Kopien

Heinrich Seeger arbeitet als IT-Fachjournalist und Medienberater in Hamburg. Er hat über 30 Jahre IT-journalistische Erfahrung, unter anderem als Gründungs-Chefredakteur des CIO Magazins. Er entwickelt und moderiert neben seiner journalistischen Arbeit Programme für Konferenzen und Kongresse in den Themenbereichen Enterprise IT und Mobile Development, darunter IT-Strategietage, Open Source Meets Business, droidcon und VDZ Tech Summit. Zudem gehört er als beratendes Mitglied dem IT Executive Club an, einer Community von IT-Entscheidern in der Metropolregion Hamburg.

SAP R/3 ermöglicht noch zu viel Wildwuchs

Auch etablierte Standards lassen sich häufig nur unter Qualen umsetzen. Beispiel SAP: Die R/3-Software darf mit einem Marktanteil von mehr als 50 Prozent (laut Pierre Audoin Conseil) zumindest in Deutschland als De-facto-Standard im Enterprise-Bereich gelten. Das Thema StandardisierungStandardisierung hat sich damit jedoch nicht erledigt: Natürlich seien gewisse Abläufe vorgegeben, aber es gäbe immer noch reichlich Implementierungsalternativen, so die IT-Koordinatorin des Eon-Konzerns, Gisela Wörner, zur Computerwoche. Das gilt offenbar für ERP-Software generell: Letztes Jahr äußerte sich bei einer Umfrage der US-Beratungsfirma Robbins-Gioia unter gut 200 Anwendern verschiedener Branchen über die Hälfte unzufrieden mit den Business-Standardlösungen.

Integration ersetzt keine Standardisierung

Was einem gemeinsamen Standard folgt, muss nicht mehr integsoftriert werden. Aber weil der Standardisierung Grenzen gesetzt sind, werden Integrationsprojekte wohl immer genauso wichtig sein wie Standardisierungsvorhaben. Viele sehen die Integration selbst bereits als Standardisierung, so auch Richard Nußdorfer, Geschäftsführer der Münchener Beratungsfirma CSA Consulting. Er geht davon aus, dass die Verbindung von Anwendungsinseln durch Lösungen zur Enterprise Application Integration (EAI) bereits einen IT-Standard setzt und damit die Steuerung komplexer Geschäftsprozesse ermöglicht. Nußdorfer: „EAI fungiert als Standard-Software.“

Dem widerspricht Gisela Wörner: Nach ihrer Überzeugung dürfen CIOs das Ziel Standardisierung nie aus den Augen verlieren. Um im Eon-Konzern die IT-Kosten zu reduzieren, setzt sie auf technische Standards bei Plattformen und Anwendungen. Wörners Motto: „KonsolidierungKonsolidierung von Systemen und Standard-Software statt Individual-Software.“ Man dürfe sich nicht einbilden, warnt die Eon-Managerin, dass sich individuelle Anwendungen einfach mittels EAI untereinander oder mit externen Applikationen verbinden ließen.

Mittelstand braucht B2B-Vereinheitlichung

Sogar eine wirtschaftspolitische Komponente gibt es: Fehlende Standards behindern Marktentwicklungen. Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen, so das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, stehen oft vor unüberwindlichen Hürden, wenn sie im E-Business aktiv werden wollen. In einer Studie kommt die Behörde zum Schluss, dass die laufenden Bemühungen um technische Standards bei B2BPlattformen kartellrechtlich unbedenklich seien. Im Gegenteil: Ein Verzicht darauf behindere den Wettbewerb. Alles zu Konsolidierung auf CIO.de Alles zu Standardisierung auf CIO.de

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