Die Bank als Finanzladen
Kunden kennenlernen
Im 21. Jahrhundert werden die Großbanken mehr Vermögenswerte und Einlagen verwalten als bis dato. Daher ist der verstärkte Einsatz von Technologie erforderlich, um Effizienz zu gewährleisten. Zu verdienen gibt es im Massengeschäft mit Überweisungen und der Kreditabwicklung wenig. „Der Wettbewerbsdruck steigt durch Direktbanken erheblich, und es drängen verstärkt ausländische Banken auf den deutschen Markt“, so Joachim Benner, Research Analyst beim Marktforscher IDC in Frankfurt. 85 Prozent der 227 Bankmanager, die das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation befragte, halten den verschärften Preiswettbewerb bei Standardprodukten für die derzeit größte Herausforderung. Deshalb sind automatisierte Prozesse Pflicht, um kostengünstig Kredite mit Standardverfahren zu berechnen und zu vergeben, Konten zu verwalten oder Überweisungen abzuwickeln.
Viele Banken modernisieren daher massiv ihre Systeme. Forrester Research erwartet, dass Europas Banken in den kommenden sieben Jahren rund 50 Milliarden Euro für die Erneuerung ihrer IT-Plattformen ausgeben. In einigen Bereichen sind deutsche Banken bereits gut aufgestellt. „Der Zahlungsverkehr wird zu 97 Prozent automatisch abgewickelt“, so Schurau. Auch bei automatischer Abwicklung von Wertpapiergeschäften braucht sich die Branche nicht zu verstecken. 85 Prozent der Transaktionen bearbeitet die Citibank ohne manuelle Eingriffe. Deutsche Banken erreichen ähnliche Quoten.
Eine neue Kultur der Kooperation sorgt zudem dafür, dass viele IT-Prozesse immer intelligenter arbeitsteilig aufgestellt werden. „Vor zehn Jahren war es undenkbar, dass etwa eine Postbank und eine Deutsche Bank die gleiche Plattform nutzen und Institute bei der Abwicklung des Zahlungsverkehrs zusammenarbeiten“, sagt Schurau. Heute wickelt die Postbank als Dienstleister große Teile des Zahlungsverkehrs für die Deutsche Bank und die Dresdner Bank auf einer mit SAPSAP gemeinsam
entwickelten Plattform ab. Andere Banken teilen sich technische Lösungen für den Wertpapierhandel, statt sie individuell zu entwickeln.
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Andere Bereiche, etwa die Produktentwicklung und vor allem die Integration von Kundendaten, sind problematisch, weil Kunden immer anspruchsvoller werden und individueller betreut werden wollen. „Banken müssen im hoch spezialisierten Individualgeschäft nahe am Kunden und seinen Bedürfnissen sein“, so BearingPoint-Mann Schurau. „In dem Maße, in dem Banken mehr Informationen generieren und sich zu Datenmanagern wandeln, müssen sie sich durch effizientere Datennutzung und damit besseren Kundenservice und Bedarfsorientierten Produktangeboten differenzieren.“ Bankangestellte sollen beim Kundenbesuch nicht nur dessen Auftrag bearbeiten, sondern auch aufgrund personalisierter Auswertungen von Kundendaten gezielt Themen wie Altervorsorge oder Steuersparmodelle ansprechen.
„Der Banker wickelt nicht mehr nur ab, sondern arbeitet gleichzeitig im Vertrieb und Service“, sagt Schurau. Dazu sind detaillierte, zentral gepflegte Kundendaten und optimale Zugriffsmöglichkeiten auf diese Bestände notwendig. Hier besteht der größte Nachholbedarf. Wie groß er ist, erlebte Peter Schurau vor kurzem, als er einen Brief in die Hand bekam, in dem es um Baufinanzierung ging.Adressiert war er an seine fünfjährige Tochter.“