Die Bank als Finanzladen
Kunden kennenlernen
Allzu viele Fehlschüsse wie diesen können sich die Banken in Zukunft nicht leisten – nicht nur, weil man Kunden verärgert, wenn man sie wahllos adressiert. Noch wichtiger ist, dass fehlgeleitete Kundengewinnungsinitiativen Zeit und Geld vergeuden. Zudem leidet der Service unter den informationstechnischen Einschränkungen, die auf wild gewachsene Systemlandschaften der Banken zurückzuführen sind. „Es passiert mir immer noch, dass ich in einer Zweigstelle meiner Bank den Kontostand abfragen will und man mich nach meiner Filialnummer fragt. Sonst finden sie mich nicht im System“, wundert sich Christian Göckenjan,Vice President des Bereichs Financial Services der SAP AG.
Während Suchmaschinen im Internet Informationen auch bei unpräzisen Vorgaben finden, wirken Einschränkungen anachronistisch. Zwar haben viele Institute erkannt, dass Änderungsbedarf besteht. „Aber sie sind durch ihre Grundarchitektur oft daran gehindert, das zu tun, was sie wollen“, so Göckenjan. „Alle Banken haben einen zentralen Kundendatenstamm. Aber nur wenige schaffen es, ihn richtig zu aktualisieren und über alle Kanäle hinweg in Echtzeit verfügbar zu machen.“ Informations-Silos entlang der Produktgruppengrenzen, der Fachbereiche und der Filialen verhindern die effektive Arbeit über die Vertriebskanäle hinweg.
Es sind also nicht nur die hohen Betriebskosten der Altsysteme – von Forrester auf 71 Prozent der Budgets beziffert –, die viele CIOs nach Alternativen zu den alten Monolithen suchen lassen. Die eigene IT mit Hilfe von Service Orientierten Architekturen (SOA) in Bausteine aufzuspalten, die auf eine einheitliche Stammdatenbasis zugreifen und mit denen sich schneller neue Geschäftsmodelle umsetzen lassen, ist für viele verlockend.
Noch fehlt Vertrauen in SOA
Im Bereich des Kreditwesens arbeiten Banken mit Feuereifer an ersten Projekten, bei denen SOAs zum Einsatz kommen, sagt Erich Nessen, Banking-Experte bei der IBMIBM Financial Services Sector in Frankfurt. Doch heißt das nicht, dass viele CIOs ihre alten Systeme in nächster Zeit abschalten werden. „Diese historisch gewachsenen Anwendungslandschaften können nicht auf einmal umgebaut werden, das dauert Jahre“, sagt Nessen. Alles zu IBM auf CIO.de
Zudem ist das Vertrauen in die neue Welt der Bausteinsoftware in den meisten Banken noch nicht 100-prozentig. Deshalb fahren viele Banken jetzt eine Doppelstrategie und pflegen beide Landschaften parallel. "Viele Anwendungen werden als zweiter Service neben dem Monolithen gebaut und sollen später die Masterfunktion annehmen“, sagt Göckenjan. „Die legale und technische Basis, auf der die Daten und Funktionen vorgehalten werden, sind aber in der Regel noch die Altsysteme.“ Wenn überhaupt, werden Kundenbestände und andere Anwendungen nur schrittweise in Systeme des neuen Types verlagert. Und selbst dann arbeiten die Altsysteme in der Regel parallel neben den SOA-Anwendungen weiter. „Es gibt noch eine hohe Hemmschwelle, den Schalter umzulegen und die neue IT zum Produktivsystem
zu machen“, beobachtet Göckenjan.