Strategien


Warenwirtschaftssysteme im Handel

Ladenhüter vor dem Rausschmiss

07.10.2002

Die Metro-Gruppe setzt dabei vornehmlich auf Eigenentwicklungen. "So wird gewährleistet, dass wir die spezifischen Handelsprozesse umfassend abdecken", erklärt Boeck. Ein Insider vermutet eine weitere Absicht: Die IT-Tochter der Metro wolle selbst als Anbieter von Software für den Handel auftreten.

Standard-Software oder Eigenentwicklung?

Die Kernfrage lautet auch im Handel: Standard-Software kaufen oder mit Eigenentwicklungen arbeiten? Firmen rechtfertigen selbst gestrickte Programme oft mit der Unabhängigkeit von Software-Anbietern. Peter Sentker, früher European Head of IT bei C&A und heute Geschäftsführer von Enabler & Retail Consult, hält das für falsch: "Praktisch hängen solche Entwicklungen von wenigen Mitarbeitern ab. Wenn jemand geht, gerät alles ins Stocken."

Auch ein anderes Argument lässt Sentker nicht gelten. Danach fürchten Händler, dass ihre Prozesse mit denen der Konkurrenz vergleichbar würden. "Wettbewerbsvorteile ergeben sich nicht in erster Linie durch die Software selbst; entscheidend ist, wie die Prozesse umgesetzt werden. Standard-Software liefert hierzu das Grundmuster."

Wolfgang Gattermeyer, Accenture-Geschäftsführer Konsumgüterindustrie und Einzelhandel, teilt diese Meinung: "Es müssen wirklich schon sehr gute Gründe vorliegen, um selbst Programme zu entwickeln" - etwa wenn es für spezielle Anwendungen kaum Anbieter gebe. In Standard-Software dagegen fließen permanent neue Entwicklungen ein. "Marktentscheidend ist heute, wie schnell die IT auf Marktveränderungen reagieren kann. Steuer- und Handelsgesetze sind im Fluss, die Kooperation mit ausländischen Zulieferern und Filialen erfordert mehrsprachige Systeme. Das kostet viel Geld. Und das müssen CIOs wissen, wenn sie auf Eigenentwicklungen setzen."

Doch egal, für welchen Weg sich ein Unternehmen entscheidet: "IT ist im Handel immer nur ein Werkzeug, das die Geschäftsprozesse unterstützt und treibt", sagt Gattermeyer. Aber auch ein Werkzeug kostet eben Geld. Daher sollten CIOs das Management immer mit einem Business-Case überzeugen. Sie sollten mit einem überschaubaren Projekt starten, das schnell Gewinn bringt, so weitere ProjekteProjekte finanziert - und die Argumentation des CIOs stärkt. Alles zu Projekte auf CIO.de

Zur Startseite