IT-Manager in Hongkong, Shenzhen und Shanghai

Leadership Excellence Program: Von der Pflicht zur Kür

27.06.2016
Karen Funk ist freie IT-Fachjournalistin und Autorin. Bis Mai 2024 war sie Redakteurin beim CIO-Magazin und der COMPUTERWOCHE (von Foundry/IDG). Zudem leitete sie 17 Jahre lang den renommierten IT-Wettbewerb CIO des Jahres. Funk setzt sich seit vielen Jahren für mehr Frauen in der IT und für digitale Bildung ein. 2024 erschien ihr Buch "Hack the world a better place: So gestalten Unternehmen die Zukunft", das sie mit Julia Freudenberg, Geschäftsführerin der Hacker School, zum Thema Corporate Volunteering geschrieben hat.

Im Silicon Valley von China

Die Let’s try it-Mentalität der Chinesen und der unbändige Drang, voranzukommen und zu wachsen, wird den LEP-Reisenden wohl nirgends so deutlich vor Augen geführt wie am nächsten Tag in Shenzhen, dem Silicon Valley von China. Das ehemalige Fischerdorf an der Grenze zu Honkong, im Perlflussdelta gelegen, sei mit inzwischen 20 Millionen Einwohnern die am schnellsten wachsende Metropole der Menschheit, erzählt Alexander Murawski. Hierher verlegte der deutsche Gründer vor knapp vier Jahren seine Firma NOA Labs, einen Full-Service-Anbieter, der Unternehmen dabei unterstützt, innovative Ideen in marktreife Produkte zu verwandeln.

"Als Startup muss man global denken, sonst tut es die Konkurrenz," sagt Murawski und zeigt den Bildungsreisenden neben dem kreativen Co-Working- und Co-Development-Hub SEG Maker+ auch Huaqiangbei, den mit 40.000 Anbietern größten Elektronikmarkt der Welt. Hier gehen Bestellungen in hunderttausender Größen über die bescheiden wirkenden Theken.

Flugstunde mit dem "Phantom 4"

Am Nachmittag lädt der Drohnenhersteller DJI zur Unternehmensführung. Auch eine Wachstumsgeschichte: Gegründet 2006 mit 20 Mitarbeitern zählt die chinesische Firma heute 5000 Angestellte und ist mit 70 Prozent Marktanteil unangefochtener Platzhirsch im Consumer-Drohnensegment. Zum Abschluss bittet Firmenrepräsentantin Tingting He zum heiß ersehnten praktischen Teil: einer Flugvorführung des "Phantom 4" vor dem Headquarter.

Haribo macht China froh

Weiter geht es in die nächste Megacity, in die 24-Millionen-Einwohner-Metropole Shanghai. Bei Haribo berichten Managing Director Wolfgang Kohl und Marketing Director Andreas Tank vom Fruchtgummimarkt in China. Beide leben seit über zehn Jahren in China, sprechen fließend Mandarin. Tank, doppelt promoviert in Wirtschaftswissenschaften und Sinologie, beschäftigt sich intensiv mit Marketingstrategien vor Ort, hat gerade wieder ein Buch veröffentlicht, "China Marketing", und schreibt auf chinamarketingblog.com über seine Beobachtungen.

Ob er denn auch mal wieder nach Deutschland gehen würde, fragt eine Teilnehmerin. Das sei für ihn ausgeschlossen, lacht Tank. Die Dynamik und Power der Chinesen würden ihm fehlen.

Wie Henkel chinesische Mitarbeiter bindet

Die Themen Recruiting von Fachkräften, Mitarbeiterbindung und Fluktuation, die auf der Reise mehrmals anklangen, kommen am Nachmittag bei Henkel noch einmal dezidiert zur Sprache. Obwohl das Unternehmen seit mehreren Jahrzehnten im Reich der Mitte präsent ist, geht es nicht ohne Employer Branding und intensives Hochschul-Marketing. Katrin Springob, Head of Talent, Leadership and Learning Asia Pacific, erklärt, dass Chinesen sehr hohe Erwartungen an ihren Job hätten.

Sie wollen schnell befördert werden und ebenso schnell eindrucksvolle Titel erhalten. Geht ihnen das zu langsam, verlassen sie das Unternehmen. Henkel begegnet diesen lokalen Anforderungen unter anderem mit einem angepassten Karriereentwicklungsprogramm: Job-Rotationen werden angeboten, man spricht mit den Mitarbeitern regelmäßig über die nächsten Schritte statt nur im Jahresrhythmus.

Und wie kommt Henkel an die Absolventen? Zu den Awareness-Aktivitäten gehören beispielsweise Marketingaktionen kombiniert mit Recruitment-Events auf dem Campus, um Produkt und Namen bekannt zu machen. Auch mit mobile Recruiting hat man gute Erfahrungen gemacht: Auf "WeChat" konnten erfolgreich Kampagnen platziert werden. Ein einzelner Recruiting-Clip könne etwa in kürzester Zeit mehrere Tausend Bewerbungen einheimsen, denn auf dieser Plattform tummeln sich alle. Springob: "Wer hier nicht WeChat benutzt, der ist nicht auf dem Laufenden."

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