IT-Legacy

Legacy-Modernisierung fordert IT-Manager heraus

Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Standardisierung ist häufig schmerzhaft

Fürs Erste passé ist vielmehr der Run auf Standardsoftware. "Alles, was sinnvoll standardisierbar ist, ist schon standardisiert", konstatierte Andreas Espenschied, der als Senior Vice President bei der Software AG für die Geschäftsentwicklung der Datenbank- und Entwicklungsumgebung "Adabas/Natural" verantwortlich zeichnet: "Wenn man darüber hinaus standardisieren will, wird es schmerzhaft, denn dann geht es an die DNA des Unternehmens."

Möglicherweise hat ja auch das 2010 mit viel Brimborium ins Leben gerufene und vor etwas mehr als zwei Jahren nahezu unbemerkt entschlafene "Magellan"-Projekt der Deutschen Bank zur Verbreitung einer gewissen Skepsis beigetragen. Selbst mit viel gutem Willen - und üppigem Budget - lassen sich vermutlich nicht alle Unternehmensprozesse ohne Verluste in Standardsoftware abbilden.

Aus den Fehlern der Vergangenheit lernen

Die "Monsterprojekte" der Vergangenheit gibt es heute ohnehin nicht mehr. Das hat nicht nur innoQ-CEO Tilkov beobachtet. Und noch etwas fiel ihm auf: "Heute wird von Anfang an so entwickelt, dass eine Modernisierung in Zukunft hoffentlich leichter wird."

Eine Umgestaltung, die morgen schon wieder Schnee von gestern ist, braucht tatsächlich niemand. Wer seine IT-Architektur einmal anfasst, sollte sie lieber gleich auf maximale Flexibilität und Erweiterbarkeit trimmen. "Wir müssen uns Gedanken machen über die Evolutionsfähigkeit der Architektur", formuliert es Capgemini-Analyst Tacke.

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Eine in diesem Sinne "nachhaltige" Architektur umfasst neben der Entwicklungsumgebung und der (Micro)-Service-orientierten Struktur sicher auch die Prozesse. Espenschied liegt deshalb ein "kontinuierlicher Modernisierungsprozess" am Herzen, der die permanente Weiterentwicklung und Bereitstellung neuer Business-Funktionen ermögliche - was immerhin die Kernaufgabe der IT sei.

Tilkov geht noch einen Schritt weiter: Auch die (IT-)Organisation müsse modernisiert werden. Die Prozesse, die sich rund um die Entwicklung und Wartung der Legacy-Anwendungen etabliert hätten, seien schließlich auch in der Organisation verankert. Deshalb reiche es selten, nur die Technik zu modernisieren: "Organisation und Prozesse müssen sich ebenfalls verändern. Und dagegen ist die Cobol-Modernisierung ein Kinderspiel."

Das Personal selbst heranziehen

Bleibt die Frage, wer diese Aufgaben eigentlich in die Hand nehmen soll. Denn sie sind nicht gerade ein Traumjob für IT-Mitarbeiter. Tilkov bringt es auf den Punkt: "Neue Mitarbeiter haben oft keinen Bock, sich auf eine hinübergerettete, proprietäre Umgebung einzulassen und sich damit ihren Lebenslauf zu verderben. Die hippen Leute wollen cooles Zeug." Auf der anderen Seite wollten aber gerade die jüngeren Leute heute "sinnstiftende Dinge tun und zum Erfolg des Unternehmens beitragen. An diesem Punkt sind die Youngsters eventuell zu packen.

Auch Lauer sieht in Sachen Personalbedarf keineswegs schwarz. Sein Arbeitgeber CA Deutschland zieht sich das Know-how selbst heran: "Wir haben ein Ausbildungszentrum in Prag, wo wir junge Leute am Mainframe ausbilden, die wir dann auch in unserem Entwicklungszentrum beschäftigen."

Das Schlusswort gehörte Delta-Geschäftsführerin Schilling: Es sei ja durchaus verständlich, dass vor allem IT-Einsteiger gern bei einem Startup mit neuester Technologie arbeiten. Allerdings seien manche der coolen Unternehmen bei näherem Hinsehen dann vielleicht doch nicht ganz so cool.

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