Radikale Migration bei VBG
Linux für 2000 Mitarbeiter
SO KANN ES GEHEN in der IT einer öffentlich-rechtlichen Körperschaft: Da macht man ein Großprojekt, und ein paar Monate später steht der Bundesrechnungshof vor der Tür – weil der Sparerfolg so groß war und die Prüfer Argumente sammeln, um andere öffentliche Einrichtungen in dieselbe Richtung zu drängen. Passiert ist das Bernd Kieseler, dem Leiter DV-Informationswesen in der Hauptverwaltung der VBG. Die Berufsgenossenschaft der Dienstleistungsberufe, die mit knapp 2000 Mitarbeitern mehr als 500000 Unternehmen mit gut 6,5 Millionen Beschäftigten versichert, hat auf einen Schlag 17 Prozent aus ihrem IT-Haushalt herausgebrochen – mit einer radikalen Umstellung der Systeme und Anwendungen auf Open- Source-Software.
Bis Anfang 2003 betrieb die VBG einen IBM-Großrechner mit dem OS/390-Betriebssystem, 120 Windows- Server (NT und 2000) und rund 2400 PC unter Windows 2000. Die Bürokommunikation wurde mit MicrosoftMicrosoft Exchange und Outlook erledigt, die Office- Anwendungen mit dem gleichnamigen Produkt, ebenfalls von der Gates-Company. Zentrales Anwendungssystem war das in Cobol programmierte Paket „BG/Standard“. Alles zu Microsoft auf CIO.de
Bei den strategischen IT-Zielen im Zusammenhang mit der radikalen Umstellung von Systemen und Anwendungen, die vom VBG-Vorstand im Oktober 2002 festgelegt wurden, stand ein Punkt ganz oben an: Kostenreduzierung – gefolgt von Effizienzsteigerung sowie der Vereinfachung von Netzadministration und Systemarchitektur. Das hört sich sehr vertraut an, auch für in zahllosen Sparrunden gestählte Business- CIOs. Bernd Kieseler ist ohnehin davon überzeugt, dass sich der öffentliche Sektor und die Privatwirtschaft in Sachen IT nicht prinzipiell unterscheiden: „Es gibt keine öffentlich-rechtliche Datenverarbeitung.“
So ganz stimmt das freilich nicht; Kieselers Spending- Möglichkeiten speisen sich aus einem Haushalt, wie er öffentlich-rechtlichen Körperschaften zu Eigen ist. Mit einem Controlling, das die Kosten mit den Leistungen der IT vergleicht, braucht er sich nicht herumzuärgern. „Wenn es nach mir ginge, wäre das anders“, wendet Kieseler allerdings ein.
Im März 2003 war die Entscheidung pro Open SourceOpen Source gefallen, und das Projekt konnte starten. „Ich war zu der Zeit kein Linux-Apostel“, sagt Kieseler heute. Es waren vor allem Kostengründe, die die VBG dazu bewogen, sich für das quelloffene Betriebssystem in Form der deutschsprachigen Suse-Distribution zu entscheiden. Allein für Lizenzkosten musste Kieseler bis dato pro Arbeitsplatz 200 bis 250 Euro jährlich aufwenden, insgesamt also rund eine halbe Million Euro. Als ärgerlich empfand man bei der VBG auch die Lizenzpolitik von Microsoft, das Windows-Updates zuteilt, auch wenn sie aus Anwendungssicht nicht erforderlich sind. Alles zu Open Source auf CIO.de