Radikale Migration bei VBG
Linux für 2000 Mitarbeiter
Kaum Variation am Frontend
Im Frühjahr und Sommer 2003 durchlief das Projekt die Konzeptions- und Testphase. Um die wenig IT-affinen Sachbearbeiter sanft an die neue Welt heranzuführen, wurde eigens für die VBG ein Trainingsprogramm entwickelt. Zusätzlich gab es vor der Einführung der neuen Systeme eintägige Schulungen von internen Multiplikatoren. Erleichtert wurde der Umstieg zusätzlich dadurch, dass das zentrale Anwendungsprogramm BG/Standard, das von nahezu 90 Prozent aller Mitarbeiter genutzt wird, sich in der neuen, mit Java neu entwickelten Variante optisch nur unwesentlich von der alten Cobol-Applikation unterscheidet. Die eigentliche Umstellung der Desktop-Rechner fand wenige Tage vor Weihnachten statt. Die Produktion in der neuen IT-Fabrik wurde am 29. Dezember aufgenommen.
Im Mai 2004 ging dann noch der Großrechner in Rente und wurde durch einen Server unter dem Sun- Microsystems-Betriebssystem „Solaris“ ersetzt. „Die Versicherten-Stammdaten waren uns dann doch zu kritisch, um sie in eine Open-Source-Umgebung zu überführen“, offenbart Kieseler die Grenzen seines Vertrauens in Linux.
Statt 120 Windows-Servern betreibt die VBG jetzt nur noch 41 Linux-Server. Vier Windows-Server und 200 Clients (100 allein mit Windows, weitere 100 mit Windows 2000 und Linux im „Dual Boot“) haben die ITRevolution überstanden; sie werden noch für Scan- Arbeitsplätze und für die Reisekostenabrechnung benötigt. Diese „Microsoft-Inseln“ werden allerdings sukzessive auch vom Linux-Pinguin bevölkert werden, kündigt Kieseler an. Vor dem übernächsten Jahr dürfte es nach seiner Einschätzung damit jedoch noch nicht vollständig klappen.
Kieseler ist mit seiner neuen Systemlandschaft hoch zufrieden. Er lässt sich sogar hinreißen zu sagen: „Ich bin jetzt so was wie ein Linux-Apostel“. Kein Wunder: Im ersten Jahr nach der Migration konnte er seinen IT-Haushalt um 17 Prozent senken; 2005 soll es noch mal „um einen zweistelligen Prozentbetrag runtergehen“. Die Performance der quelloffenen Systeme bezeichnet Kieseler darüber hinaus als „unschlagbar“; der Administrationsaufwand sei gering.