Die wöchentliche CIO-Kolumne
LKW-Maut stockt
Weiteres Problem: Eine Tochter der Deutschen Verkehrsbank habe, so sehe es ein Vorvertrag vor, die Bonität aller Lastschrift-Kunden überprüfen sowie zusätzlich das Ausfallrisiko übernehmen wollen. Die Bank habe Toll Collect dabei mit einem Preis von nur 0,4 Prozent des Umsatzes gelockt, was in der Bankbranche das Minimum für die reine Lastschriftabwicklung darstellt - allerdings ohne Ausfallrisiko-Absicherung.
Die Deutsche Verkehrsbank rechnete zwar mit Provisionen von mindestens 80 Prozent der registrierten Nutzer. Das Geschäftsmodell geriete jedoch ins Wanken, wenn Kunden auch per Karte zahlen könnten. Die Mehrheit der Nutzer würde sich für diesen Zahlungsweg entscheiden; übrig blieben für das Lastschriftverfahren im schlimmsten Fall nur noch die 20 Prozent ohne Tankkarte. Hierbei handele es sich zumeist um Kunden mit einer so schlechten Bonität, dass kein Tankkartenemittent sie haben wolle. Ob die Deutsche Verkehrsbank den Vertrag unterschreibt, sei deswegen unklar.
Toll Collect teilte CIO dazu mit: "Wir stehen mit der Deutschen Verkehrsbank in sehr konstruktiven Geschäftsbeziehungen. Es ist nach wie vor vorgesehen, dass die Deutsche Verkehrsbank die Bonität aller Lastschrift-Kunden überprüfen wird."
Als Zahlungsweg für Gelegenheitsnutzer stehen an Tankstellen auch Automaten zur Verfügung, an denen bar bezahlt wird. Diese bar eingenommenen Einbuchungen müssen dem Tankstellenpächter gegenüber abgerechnet und eingezogen werden. Schwierigkeiten tauchen offenbar bei der manuellen Zahlung der Maut im Ausland auf: Toll Collect, berichtet der Kritiker, sei zunächst entgangen, dass bei den Abrechnungssystemen der ausländischen Tankstellen, wo es ebenfalls Automaten gibt, keine ausländischen Bankverbindungen zur Abbuchung der Bareinnahmen angegeben werden können. Durch die Partnerschaft mit Ages konnte das Problem gelöst werden.
Ursprünglich war die Deutsche Verkehrsbank auch für den Betrieb der mit Tankkarte bezahlten manuellen Einbuchungen vorgesehen. Erst nach monatelangem Streit und zähen Verhandlungen vergab Toll Collect den Auftrag an Ages. Doch insgeheim schwelt der Streit wohl weiter: Damit die Verschlüsselung funktioniert, müsste die entsprechende Komponente in den Terminals auf den Netzbetreiber Ages angepasst werden. Das Telekom-Konsortium liefere aber weiterhin Terminals aus, wo dies nicht der Fall ist. Die Folge: Vor Ort müsse jedes ausgelieferte Terminal noch einmal aufgeschraubt werden, um ein Software-Update vorzunehmen. Für Toll Collect ein ganz normaler Vorgang: "Die Ages ist erst zum 20. September Mitglied des Projektteams ETC geworden", so Ollmann. Anpassungen seien daher normal und verliefen planmäßig. Nur die in der Startphase aufgestellten Geräte seien davon betroffen.