Georg Fischer RLS
Logistikreform in der Pipeline
Das Wahrzeichen Schaffhausens könnte die Mannschaft um Tobias Diener, Logistik- und IT-Chef von RLS, zu einem der komplexesten IT-Projekte der Firmengeschichte motiviert haben: In der Stadt an der schweizerisch-deutschen Grenze tobt der Rhein, nur ein paar Kilometer vom Firmengelände entfernt, schäumend über Felsen in den Abgrund - um direkt danach scharf die Richtung zu wechseln und dann ruhig weiterzuströmen.
Mehr als 60 000 Produkte wie Absperrklappen, Schrägsitzventile oder Temperguss-Fittings hat RLS im Programm. Die Unternehmensgruppe zählt damit zu den weltgrößten Herstellern von Rohrleitungssystemen für IndustrieIndustrie, Versorger und Haustechnik. 60 Prozent des Umsatzes macht RLS mit Händlern. An die verbleibenden 40 Prozent liefert die Firma direkt, und zwar entweder Objektausrüstungen im Projektrahmen oder OEM-Zubehör für Endprodukte. Für Fertigprodukte heißt das logistische Motto "make to stock; Systemprodukte werden "to order" gefertigt und montiert, erläutert Diener. Top-Firmen der Branche Industrie
Das erfordere eine hohe interne Eigenständigkeit: Mehr als 40 Produktions- und Vertriebsgesellschaften existieren im RLS-Verbund - juristisch autark und mit jeweils eigenen ERP- beziehungsweise Warenwirtschaftssystemen ausgerüstet. Von einer Ruhe wie der von Vater Rhein nach dem Fall konnte Diener also nur träumen, als er Ende 2000 die Verantwortung für die Quadratur des Kreises übernahm: die Vereinigung der Sortimentsvollständigkeit eines Zentrallagers mit der Flexibilität von Regionallägern.
Das Problem: Die Vorteile der Dezentralität musste sich RLS mit einer unbeweglichen logistischen Struktur erkaufen. Liefergeschwindigkeit, Liefertreue und Auskunftsfähigkeit der Vertriebstöchter waren schlechter als bei den Wettbewerbern, wie Kundenbefragungen im Jahr 2000 ergaben.
Die Auswirkungen: Zeit- und ressourcenintensive Prozesse und zu hohe Lagerbestände, die durch ihre regionale Streuung die Kunden dennoch oft warten ließen, gefährdeten Umsatz und Ertrag. 40 Prozent der Arbeitszeit der weltweit 200 Verkäufer im Innendienst gingen für interne Rückfragen drauf, ließ Diener seinerzeit ermitteln.