Krypto-Experten sind skeptisch, halten aber weitreichende Folgen für möglich
Luxemburger Professor behauptet: EC-Kartencode geknackt
Der "DES" (Data Encryption Standard), der Mitte siebziger Jahre in Amerika entwickelt wurde, gilt in vielen sicherheitsrelevanten Bereichen als Standardverfahren; lange Zeit waren alle EC-Karten auf diese Weise codiert. Zwar ist der DES-Code schon mehrfach geknackt worden, aber alle bisherigen Attacken stützten sich auf die „Brute Force“-Methode, bei der mit Hochleistungsrechnern alle möglichen Schlüssel zeitaufwendig nacheinander ausprobiert werden. Zeihen hingegen hat Methoden der Künstlichen Intelligenz (KI) eingesetzt und sagt, er könne DES-codierte Dokumente nun innerhalb von Minuten knacken.
Klaus Brunnstein, Informatik-Professor an der Universität Hamburg und ausgewiesener Experte für Computer-Sicherheitsfragen, spekuliert: "Wenn das stimmt, dann wäre die Sicherheit von EC-Karten mit PIN-Nummer nicht mehr gewährleistet. Im Grunde müssten dann alle EC-Geldkarten aus dem Verkehr gezogen werden." Kreditkarten sind zwar mit einem Nachfolger, dem „Triple-DES“, verschlüsselt.
Aber Brunnstein weist auf eine weitere Gefahr hin: Wenn es eine neue Methode gäbe, den DES zu entschlüsseln, kann diese möglicherweise auch auf andere symmetrische Verschlüsselungsverfahren angewandt werden. Die Auswirkungen könnten dann vom Austausch von Sitzungsschlüsseln - etwa beim Homebanking über das Internet -, über Chipkarten für verschiedenste Anwendungen bis zur Verschlüsselung des GSM-Mobilfunks reichen. Wenn symmetrische Krypto-Algorithmen tatsächlich in Zukunft keine Sicherheit mehr böten, hätte das ungeheure Auswirkungen: Alle sicherheitsrelevanten Anwendungen müssten einer kritischen Überprüfung unterzogen werden. Um das Dilemma zu beenden, wären nicht nur neue Algorithmen nötig, sondern riesige Summen für neue Sicherheitsverfahren sowie Hard- und Software, in denen die kryptographischen Verfahren codiert sind.