Exklusiv-Umfrage

Make or Buy

Horst Ellermann ist Herausgeber des CIO-Magazins und Ambassador für CIOmove in Deutschland.
Um nur 0,9 Prozent haben die Teilnehmer unserer Outsourcing-Umfrage ihre Ausgaben für Service-Provider im Schnitt gesteigert. Die Dienstleister rechnen jedoch mit einem zweistelligen Wachstum. Wie die Situation zu nutzen ist, zeigt das Beispiel Adidas-Salomon.

Es war einmal ein fränkisches Städtchen, in dem viele Handwerker lebten. Sie machten Schuhe, nähten Hemden, und alles regierte Meister Adi Dassler. Doch der Macher der Marke Adidas ist schon lange verstorben; Handwerker spielen in Herzogenaurach keine Rolle mehr: 96 Prozent aller Produkte lässt das Unternehmen Adidas-Salomon außerhalb der eigenen Fabrikhallen herstellen. "Wir produzieren nicht, und wir verkaufen nicht", resümiert Gerben Otter, CIO des Sportartikelkonzerns. Mit generösem OutsourcingOutsourcing hat Adidas vergangenes Jahr einen Rekordumsatz von 6,5 Milliarden Euro erzielt; die IT-Abteilung hat wieder ihre zwei Prozent davon abbekommen. Trotzdem denkt aus Otters Mannschaft niemand daran, so wie in der Produktion und im Vertrieb zu arbeiten und alle Bälle abzugeben. "Wir betreiben hier selektives Outsourcing", sagt der Holländer. "Adidas ist ein Unternehmen, das sich schnell wandelt. Da gehört die IT eng an das Geschäft angebunden." Alles zu Outsourcing auf CIO.de

Den Ball nicht abgeben

Damit spricht Otter aus, was die meisten IT-Verantwortlichen in Deutschland denken: Auf die Frage nach ihrer generellen Einstellung gegenüber Outsourcing kreuzte in unserer Umfrage ein Drittel der 310 Teilnehmer das Kästchen "negativ" an, ein Drittel "positiv", ein Drittel "indifferent".Gemischte Gefühle also, wenn es um eine pauschale Bewertung des Themas geht, wobei Vorstände und Geschäftsführer sich tendenziell leichter dafür erwärmen. Bereichs- und Haupt-abteilungsleiter bleiben indifferent, und Befragte unterhalb dieser Ebenen reagieren leicht säuerlich auf das Auslagern ganzer Arbeitsbereiche samt Personal. "Kein Mitarbeiter mag es, wenn er sein gewohntes Umfeld verlassen muss", kommentiert Christian Oecking, Leiter Outsourcing bei Siemens Business Service (SBS).

Dabei können die Mitarbeiter sogar davon profitieren, wenn sie in eine andere, größere Firma versetzt werden, sagt Oecking. "IT-Mitarbeiter haben bei uns ganz andere Perspektiven als in einem mittelständischen Unternehmen. Die können auch mal für drei Jahre nach Australien gehen." Doch beim klassischen Outsourcing beobachten die meisten Übernahmekandidaten Kängurus lieber im Zoo, und im höheren Management herrschen Zweifel anderer Art: Kontrollverlust, Angst vor Abhängigkeit und nicht zuletzt steuerliche Bedenken, wie sie Thomas Söbbing in seinem "Handbuch IT-Outsourcing" beschreibt: In der IT könnten sich stille Reserven verbergen, die man dem Finanzamt eigentlich nicht mitteilen möchte.

Bleibt Outtasking als leichter verdauliche Lösung für alle Beteiligten. Dem Auslagern einzelner Aufgaben steht - anders als dem Outsourcing - die Mehrheit der IT-Verantwortlichen positiv gegenüber, unabhängig von Hierarchiestufe, Unternehmensgröße oder Branche. Zwar verbirgt sich hinter dem feinfühlig gewählten Etikett auch Outsourcing, nur eben im Kleinen, sodass die Skepsis gegenüber den Nebenwirkungen etwas geringer ist. "Natürlich waren einige Leute beunruhigt, als wir die Netze ausgelagert haben", erzählt Otter. "Aber wir konnten die Netzwerker in Deutschland alle an anderen Stellen unterbringen."

Die Viererkette im Outtasking

Netzwerke zählen zu den Klassikern in Sachen Outtasking. "Infrastrukturservices wie Netzwerkbetreuung finden Sie bei fast allen Unternehmen ausgelagert", weiß Peter Dück, Vice President bei Gartner. Seine Beobachtung deckt sich mit den Antworten in unserer Studie: Nur ein Fünftel der IT-Verantwortlichen kreuzte an, die Pflege von Servern, Netzwerken oder Desktops nicht nach außen zu geben. Das ist der geringste Wert innerhalb der vier Gruppen von Outsourcing-Aufgaben.

Bei Management Services wie Helpdesks oder Sicherheitsaufgaben verweigern 34 Prozent der Befragten das Outsourcing, bei der Betreuung von Applikationen wie ERP- oder Office-Software 38 Prozent. Business-Prozesse wie Lohn- und Gehaltsabrechnungen geben sogar mehr als die Hälfte der Befragten nicht in fremde Hände. "Die Welle ist in Deutschland noch nicht losgelaufen", sagt Dück. Je komplexer die Anforderungen werden, desto wahrscheinlicher, dass die CIOs sie ihrer eigenen Abteilung vorbehalten.

So gibt auch Otter am liebsten nur eng umrissene Aufgaben ab: Das Wide Area Network läuft unter Equant, VPN und Remote Access steuert AT&T, die Mainframes wartet Schlumberger-Sema, Programmierarbeiten übernimmt Infosys in Indien, und für die Web-Präsenz sorgte bis vor einem halben Jahr Loudcloud, die Firma des Internet-Veteranen Marc Andreesen. Nach Netscape wollte Andreesen wieder eine eigene Firma aufbauen, doch nun hat sich EDS seiner Server-Farmen bemächtigt. Der Outsourcing-Riese pflegt für Adidas bereits die IT in den USA und Japan sowie SAP-Operationen in der Zentrale. "Wir betreiben zwar selektives Outsourcing", sagt Otter, "aber wir landen eben doch oft bei EDS."

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