Führung in der digitalen Transformation
Management by Internet
Mehr als die Hälfte aller deutschen Unternehmen erwarten von ihren IT-Abteilungen, dass sie als Innovationstreiber fungieren. So das Ergebnis einer aktuellen Studie. Um diese Forderung in der Praxis umzusetzen, muss es CIOs vor allem gelingen, andere Fachabteilungen mit ins Boot zu holen. Wie das mit Hilfe von innovativen Mitmachformaten gelingt, darum geht es in diesem Text.
Anhand konkreter Beispiele möchte ich aufzeigen, warum dieses Ins-Boot-holen am besten gelingt, wenn sich die Macher auf jene Werte besinnen, die das Internet so groß und mächtig gemacht haben: Es gilt, Vernetzung, Offenheit, Partizipation und Agilität in die Unternehmens- und Führungskultur zu integrieren.
Diese Integration nenne ich Management by Internet. In meinem gleichnamigen Buch beschreibe ich nicht nur, warum das so wichtig ist, sondern ich erzähle auch die Geschichte von Unternehmen, denen der Wandel gelungen ist oder die sich mit Hilfe von spannenden Projekten auf den Weg gemacht haben. Zu diesen Unternehmen gehören Bosch, Otto, die Deutsche Telekom, Bayer und viele andere.
Es gibt eine ganze Reihe von Konzepten und Werkzeugen, die den Wandel im Unternehmensalltag unterstützen, mit denen sich das Management by Internet sozusagen einüben lässt. Drei davon, die ich in meiner Arbeit immer wieder mit Erfolg nutze, möchte ich hier vorstellen.
Co-Creation statt Frontalunterricht
Im Kern handelt es sich dabei um neue Formen des Informationsaustausches, sogenannte Co-Creation Formate. Sie schaffen Begeisterung, Ergebnisse und fördern die Kreativität. Power-Point und lange Meetings werden ersetzt durch Open Spaces, BarCamps und FedExDays. Im Zusammenspiel wird daraus ein Mitmachprozess, der auf Vernetzung und Agilität baut statt auf Frontalunterricht und Passivität.
Wie so ein Prozess in der Praxis aussehen kann, zeigt das Beispiel des Südwestrundfunks (SWR) mit seinen drei Hauptstandorten Stuttgart, Baden-Baden und Mainz. Allerdings möchte ich meinem Bericht drei kurze Definitionen voranstellen.
Open Space heißt wörtlich übersetzt "Offener Raum", oder "Freiraum". Und genau darum geht es bei solchen Veranstaltungen. Sie haben mit herkömmlichen Meetings oder Konferenzen nichts zu tun. Open Spaces widmen sich einem bestimmten - meist recht komplexen - Thema, aber es gibt weder eine starre Tagesordnung noch einen festgelegten Teilnehmerkreis.
Die Idee dahinter entstammt einer Erzählung ihres Erfinders, Harrison Owen, der nach einem von ihm aufwändig vorbereiteten Kongress erzählte, dass allen die Pausen am besten gefallen hätten. Ich glaube, das ist anderen auch schon oft so gegangen…
Open Spaces eignen sich für Gruppen von 20 Teilnehmern bis zu mehreren tausend. Noch etwas lockerer organisiert sind BarCamps, wobei die Grundidee gleich bleibt: Jeder kann teilnehmen, eine Einladung benötigt niemand. BarCamps werden in der Regel via Internet vorbereitet, oft gibt es ein Blog dazu oder eine Internetseite, über die sich Interessierte schon im Vorfeld vernetzen können. Die Veranstaltung wird in Text und Bild dokumentiert und die Ergebnisse in Echtzeit im Netz veröffentlicht. Ideen und neue Ansätze stehen so ganz bewusst allen zur Verfügung.