Wenig Lernbereitschaft
Managern und Fachkräften fehlen die Skills
Plädoyer für eine Kompetenz-Raodmap
Und viele müssen sich mit Kompetenzen befassen, die ihnen eigentlich fremd sind.
Roman Götter: Absolut. Ein Maschinenhersteller etwa hat früher Maschinen produziert, vielleicht noch Wartungsverträge mit angeboten. Jetzt geht es darum, vernetzte Maschinen zu bauen, die nicht nur entlang der Wertschöpfungskette kommunizieren, sondern über Predictive Maintenance auch konkret anzeigen, wann Teile ausfallen könnten. Dafür brauchen sie andere Fähigkeiten. Da brauchen sie Datenspezialisten, Programmierer und Security-Experten, weil vernetzte Systeme sicher sein müssen. Gleichzeitig kann sich das Geschäftsmodell ändern, teilweise bis hin zum Gerätepark-as-a-Service.
Und wie sollen Unternehmen mit dieser Herausforderung umgehen?
Roman Götter: Wir plädieren für eine Kompetenz-Roadmap. Unternehmen müssen zunächst an den Punkt kommen, Herr der eigenen Daten zu werden. Daraus können sie ableiten, wohin sich die Firma entwickeln soll. Im nächsten Schritt lässt sich festlegen, welche Kompetenzen dafür erforderlich sind. Die lassen sich dann mit dem Bestand im Betrieb abgleichen, damit ein Plan erstellt werden kann, wie man die eigenen Mitarbeiter auf diese Reise mitnimmt. Denn sie sind wertvoll wie noch nie.
Sehen Arbeitgeber das auch so?
Roman Götter: Es wird ihnen zunehmend bewusster. Und sie haben auch keine anderen guten Optionen. Nehmen wir die Autoindustrie als Beispiel: Sagen wir, ein Hersteller will den Weg Richtung Elektromobilität gehen. Das heißt, dass er vielleicht 10.000 Mitarbeiter hat, die spezialisiert sind auf klassische Getriebe und Verbrennungsmotoren, die es bei einer Elektroplattform in dieser Form nicht gibt. Diese 10.000 braucht er künftig nicht, dafür aber 6.000 mit dem einen neuen Fähigkeitsprofil und 3.000 mit einem weiteren neuen Profil. Es ist der beste Weg, dann einen möglichst hohen Anteil dieser 9.000 aus Weiterqualifikationen der bestehenden Mitarbeiter zu erzielen. Nicht nur wegen des Betriebsfriedens und aufgrund der sozialen Verantwortung als Arbeitgeber, nein auch, weil es die 9.000 nicht frei verfügbar auf dem Markt gibt.
Hinzu kommt, dass die neuen Fachkompetenzen nicht völlig ohne Bezug zu früheren sind. Ein guter Mathematiker kann sich weiterbilden zum Data Scientist, ein guter Designer kann Usability Engineer werden. Und ein Ingenieur oder Facharbeiter kann natürlich den Umgang mit neuen Plattformen lernen. Unternehmen müssen nur die Wege dorthin bauen.
Heißt das, dass Digitalisierung zwangsläufig zu Mitarbeiterabbau führt?
Roman Götter: Nein, ganz und gar nicht. Die rasche Digitalisierung ist die notwendige Voraussetzung, damit Firmen langfristig weiterwachsen können. Die Unternehmen, die sich der Herausforderung nicht rechtzeitig stellen, werden die Verlierer sein.