Strategien


Bundeswehr-Projekt Herkules

Marsch ins Ungewisse

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.

Meist wird dennoch das transparente und offene Klima der Verhandlungen gelobt, es sei geprägt von "intensiven Bemühungen beider Seiten und hoher Flexibilität von ISIC 21", heißt es in einer EADS-Presseerklärung. "Wir bedauern das Scheitern der Verhandlungen sehr", so ein Sprecher des Münchener Rüstungskonzerns. Und auch beim Systemhaus CSC hören sich die Stimmen der Beteiligten eher traurig an. "Wir hätten es gerne gemacht". Nur beim Büdelsdorfer Mobilfunkunternehmen Mobilcom ist niemand enttäuscht darüber, dass sich die Konsortialpartner nicht mit dem Verteidigungsministerium einigen konnten.

Der Einstieg von Mobilcom in das Konsortium stamme aus der Zeit, als der von vielen als größenwahnsinnig verschriene Unternehmensgründer Gerhard Schmidt die Geschicke lenkte. "Vor dem Hintergrund des Projektverlaufes in den letzten zwei Jahren" sei der Abbruch der Verhandlungen "keine Überraschung", teilte Mobilcom trocken mit. Auch hier fehlt nicht der Hinweis: Die zu erwartende Marge aus dem Herkules-Projekt habe in keinem vernünftigen Verhältnis zu den damit verbundenen Risiken gestanden.

Auch bei der Bundeswehr hat die FührungFührung gewechselt. Herkules entstand in der Zeit, als Rudolf Scharping Verteidigungsminister war. "Vielleicht genoss das Projekt nicht mehr die oberste Priorität", rätselt ein Firmensprecher. Bei den entscheidenden Nachtverhandlungen vor Abbruch der Gespräche mit ISIC 21 lag der amtierende Verteidigungsminister Struck mit Kreislaufproblemen im Krankenhaus, sagt ein anderer. Alles zu Führung auf CIO.de

Zuletzt ging es um mehrere hundert Millionen Euro, wie es in einer EADS-Mitteilung heißt. Eine genaue Zahl wird öffentlich nicht bestätigt. Jedenfalls ließ die Bundeswehr über das 2001 festgelegte Budget für die zu gründende IT-Gesellschaft nicht mit sich reden.

Vergaberichtlinien hemmen die Ziele

"Erst kommt das Budget, und dann kommt lange Zeit gar nichts." So kommentiert der Beschaffungsexperte Gerd Kerkhoff von der gleichnamigen Düsseldorfer Unternehmensberatung diese Haltung. Der Autor des Bestsellers "Milliardengrab Einkauf" wundert sich deswegen gar nicht über das Ergebnis der Herkules-Verhandlungen. Über die strenge Einhaltung der Vergaberichtlinien würden die eigentlichen Ziele vergessen. "Verkehrsminister Stolpe ist noch im Amt, weil er bei Toll Collect keinen Vergabefehler gemacht hat. Das funktionale Versagen der Technik und der Millionen-Euro-Einnahmen-Ausfall sind bei diesem kameralistischen Denken kein Grund für einen Rücktritt."

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