Minimum Viable Product

MVPs richtig bauen

Indrek Ulst ist Mitgründer von Mooncascade und aktuell als Technical Sales Engineer tätig. Das Unternehmen unterstützt bei der digitalen Produktentwicklung.
Damit MVPs zum Business-Erfolg beitragen, sollten sie im Vorfeld gründlich analysiert und skalierbar konzipiert sein.
Tiefgehende Analysen, Fokus auf Skalierbarkeit und eine Systematik für Designkomponenten gehören zum Baukasten für MVPs.
Tiefgehende Analysen, Fokus auf Skalierbarkeit und eine Systematik für Designkomponenten gehören zum Baukasten für MVPs.
Foto: Dmitry Demidovich - shutterstock.com

Minimum Viable Products (MVP) sind Meilensteine in der Produktentwicklung, die für viele Produktentwicklungsprozesse wichtig sind. Eine kosteneffiziente und skalierbare MVP-Lösung zu entwickeln, bedeutet nicht nur, eine "Lite"-Version eines Produkts zu erstellen und sie für die breite Masse freizugeben. Analyse spielt ebenfalls eine große Rolle.

Prototypen vs. MVPs

Prototypen und MVPs werden oft verwechselt, sogar von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Produktentwicklung. Tatsächlich werden sie in zwei unterschiedlichen Phasen des Produktentwicklungsprozesses eingesetzt. In der Regel sind Prototypen Vorstufen von MVPs. Sie werden nur intern veröffentlicht, während MVPs später von einer größeren Anzahl von Nutzern verwendet wird, um festzustellen, ob sich das Produkt in der realen Welt tatsächlich verkaufen wird.

Minimum Viable Product - Definition

Minimum Viable Products sind Produktiterationen, die so wenig Funktionen wie möglich enthalten und dennoch ein ausreichend große Nutzerbasis anziehen, die das Produkt testet und validiert. Die das Ziel von MVPs ist, zu verstehen, ob die Idee hinter dem Produkt funktioniert, bevor mehr Zeit und Energie in weitere Iterationen oder zeitaufwändige Details investiert werden.

Aus einer reinen Produktperspektive betrachtet, werden die Dinge jedoch vielschichtiger. Da kein Produkt dem anderen gleicht, braucht jedes MVP eine eigene Reihe von Kriterien und Funktionen. Mit anderen Worten: Es gibt keine standardisierte Definition oder Vorlage, die als Blaupause dienen kann.

Der erste Schritt ist die Analyse

Dass es keinen standardisierten Entwurf für MVPs gibt, klingt anfänglich nach mehr Arbeit. Es ist aber ein deutlicher Vorteil in der Entwicklung eines MVPs. Genau festzulegen, was ein MVP für ein Unternehmen leisten muss, kann zwar mehr Zeit in Anspruch nehmen als eine Checkliste abzuhaken, aber so lassen sich Kosten senken. Das MVP zu Beginn der Entwicklung gründlich zu analysieren ist unabdingbar.

In einer idealen Welt wäre die Analyse ein unverzichtbarer Bestandteil jedes Produktentwicklungsprozesses. Doch viele junge Startups, denen Investoren und Stakeholder im Nacken sitzen, stehen unter hohem Druck, ihre Produktentwicklung frühzeitig in Gang zu bringen.

Um schneller neue Releases zu veröffentlichen, haben Entwicklungsteams schon mal die Analyse ignoriert oder ganz übersprungen. Das kann in absehbarer Zeit zu einer ganzen Reihe von Problemen führen. Dazu zählen etwa fehlende Funktionen oder Konzentration auf irrelevante Funktionalitäten, die nicht auf den zentralen Zweck des Produkts einzahlen.

Um den Fokus nicht aus den Augen zu verlieren, sollten im Vorfeld einige wichtige Fragen beantwortet werden:

  • Warum ist DIESE Funktion notwendig?

  • Welchen Nutzen hat sie für die Endbenutzer?

  • Welche Erkenntnisse gewinnt das Entwickler-Team, wenn diese Funktion bei dem MVP mit aufgenommen wird?

Das MVP skalierbar halten

MVPs müssen skalierbar sein, damit das Produkt auch künftig durch neue Kernfunktionen erweitert werden kann. Das bildet die Grundlage für weitere Entwicklung und Wachstum. Dies bedeutet für das Produktteam in der Praxis Folgendes:

  • Hosting Methoden richtig planen: Ein skalierbares Produkt muss nicht umgestaltet werden, wenn die Arbeitslast stark ansteigt. Dazu ist es wichtig, die Hosting-Methoden für ein Produkt von Anfang an richtig zu planen. Hier bieten sich Cloud-Plattformen wie AmazonAmazon AWS oder GoogleGoogle Cloud an. Alles zu Amazon auf CIO.de Alles zu Google auf CIO.de

  • Automatisierung spart Zeit und Geld: Die Menschen, die das Produkt programmieren, sind einer der höchsten Kostenpunkte in der Softwareentwicklung. Automatisierter Prozesse zu verwenden, entlastet nicht nur das Budget, sondern macht das Produkt auch weniger anfällig für (menschliche) Fehler.

  • Verwendung vorhandener Tools für Benutzeroberflächen: Anstatt das Rad neu zu erfinden, sollten sich MVPs während des gesamten Produktentwicklungsprozesses auf die Kernfunktionen konzentrieren. Das umfasst das Produktdesign und die Codierung. UI-Bibliotheken können viel Zeit sparen, wenn Eingabefelder, Schaltflächen oder Ränder designt und gestaltete werden müssen. Dazu zählen etwa radixUI oder Tailwind für Webanwendungen.

  • Designsysteme vereinfachen das Wachstum: Ein gut durchdachtes Designsystem als Grundlage vereinfacht skalierbares Produktdesign. Designsysteme machen es leichter, neue Funktionen und Merkmale hinzuzufügen, die den allgemeinen Designprinzipien eines Produkts entsprechen. Dadurch können diese Komponenten zudem einfacher wiederverwendet werden.

  • Eine saubere Codebase: Stabile und dennoch wachsende Bibliotheken mit gutem Support und Communities sind wichtige Faktoren. Modulare Strukturen und bestehende Lösungen für wiederkehrende Aufgaben folgen sauberen Codemustern, um sowohl kosteneffizienter als auch skalierbarer zu werden.

Fazit

Da die Produktentwicklung ein Prozess mit vielen verschiedenen Beteiligten und Abhängigkeiten ist, sollte ein konsistenter, logischer Ablauf eingehalten werden. Das erleichtert den Übergang von Ideen und Anfragen zu freigegebenen Produktfunktionen.

Der Code eines MVPs ist veränderbar, ebenso wie das Design. Wenn es jedoch darum geht, die Kosten zu senken und das Produkt zu skalieren, ist es wichtig, die Produktentwicklung kontrolliert zu steuern. (jd)

Zur Startseite