Von Edge Computing bis 3D-Druck
Neue Compute-Paradigmen krempeln die IT um
Unternehmen, die im Wettbewerb vorne bleiben wollen, sollten die Auswirkungen von Schlüsseltechniken frühzeitig einschätzen können und die wichtigsten Protagonisten kennen. Doch welche technischen Innovationen sind besonders aussichtsreich? Das Marktforschungs- und Beratungshaus Forrester hat die "Top 12 Emerging Technologies" unter die Lupe genommen und anhand von drei Dimensionen bewertet.
In der Kategorie "Newness" geht es darum, wie neu eine Technik sowohl in Sachen Marktreife als auch hinsichtlich der Bekanntheit und des Know-hows bei potenziellen Nutzern ist. (siehe Grafik). Das Kriterium "Connectedness" beschreibt, wie verbreitet eine Technologie bereits in vorhandenen Produkten und Services ist. Ein hoher Wert weist darauf hin, dass sich das disruptive Potenzial schon im praktischen Einsatz zeigt.
In der dritten Dimension ("Type of Technology InnovationInnovation") unterscheidet Forrester schließlich zwischen KI-Technologien, digitalen Ökosystemen, neuen Compute-Paradigmen wie Quantencomputer sowie Techniken, die als Brücke zwischen physischen und digitalen Welten dienen können. Zu letzteren gehören etwa Augmented-, Virtual- und Mixed-Reality-Techniken. Alles zu Innovation auf CIO.de
In Teil 3 unserer Serie lesen Sie, wie neue Compute-Paradigmen den digitalen Wandel vorantreiben.
Neue Compute-Paradigmen krempeln die IT um
Drei der von Forrester identifizierten Emerging Technologies eröffnen neue Wege, um Software zu erstellen und zu betreiben. Dazu gehören Edge Computing, Quantencomputer und Serverless Computing.
Edge Computing
Forrester beschreibt Edge Computing als eine Familie von Technologien, die Anwendungsdaten und Services so verteilt, dass sie in einer Welt immer enger vernetzter Systeme jeweils optimale Ergebnisse liefern. In der Regel ist damit eine Dezentralisierung von Hardware und Software verbunden. Dazu gehören sowohl eine Edge-Infrastruktur als auch Analytics-Software, die auf dezentrale Rechnerumgebungen ausgelegt ist.
Lesen Sie dazu auch: Läutet Fog Computing das Ende der Cloud ein?
Mit den wachsenden Investitionen in das Internet of Things (IoT) verlagert sich die Rechenkapazität von zentralen Rechenzentren in Richtung dezentraler Komponenten. Das gilt beispielsweise für "Connected Cars", aber auch für Gebäude oder komplette Fertigungsanlagen. Mithilfe von Edge Computing lässt sich Hardware und Software auf immer kleineren Servern und Geräten zusammenfassen, um beispielsweise Analytics-Anwendungen direkt vor Ort laufen zu lassen und nur die Ergebnisse über das Netzwerk zu transferieren. Die führenden Anbieter arbeiten daran, auch selbstlernende und automatisierte Systeme auf den Edge-Geräten zu betreiben.
Große Hardwarehersteller wie Dell und HPE offerieren inzwischen auch Hyperconverged-Systeme, die sich als Edge-Infrastruktur nutzen lassen. So entstehen leichtgewichtige Edge-Rechenzentren, die IT-Kapazitäten jeweils am Ort des Bedarfs bereitstellen. Auch Colocation-Provider wie Equinix arbeiten an digitalen Plattformen mit Edge-Computing Stacks. Die großen Telekommunikationskonzerne verlagern mithilfe von "Cloudlets" Intelligenz an den Rand der NetzwerkeNetzwerke. Alles zu Netzwerke auf CIO.de
Anbieter und Hersteller treiben die Entwicklung in diversen internationalen Gremien voran, darunter das Industrial Internet Consortium und das OpenFog Consortium. Forrester beobachtet, dass fast alle IoT-Software-Tools allmählich auch mit Edge-Analytics-Funktionen ausgestattet werden, um eine dezentrale Verarbeitung zu ermöglichen.
Edge Computing - wichtige Anbieter
AmazonAmazon Alles zu Amazon auf CIO.de
DellDell EMC Alles zu Dell auf CIO.de
HPE, IBM, MicrosoftMicrosoft, Saguna Alles zu Microsoft auf CIO.de
Quantencomputer lösen scheinbar unlösbare Probleme
Quantencomputer sollen Probleme lösen, an denen sich herkömmliche digitale Computer die Zähne ausbeißen. Die Liste der Einsatzmöglichkeiten ist lang und betrifft nahezu jede Branche. Forrester erwartet kurzfristig etwa Quanten-Systeme, die Unternehmen helfen, Risiko-Portfolios zu optimieren oder neue Werkstoffe und Medikamente zu entdecken.
Zu einem späteren Zeitpunkt könnten sie grundlegende Veränderungen im Bereich der Kryptografie ermöglichen, KI-Techniken vorantreiben und sogar neue Wege in der Behandlung von Krankheiten eröffnen. Gegenwärtig befinden sich aber alle Quantum-Computing-Initiativen noch im Experimentierstadium, geben die Analysten zu bedenken.
Dessen ungeachtet entsteht gerade ein kommerzieller Markt, in dem sich vor allem große und finanzstarke Player positionieren. Zu ihnen gehören Alibaba, FujitsuFujitsu, Google, IBM, Intel und Microsoft. Ein Pionier in Sachen Quanten Computing ist die kanadische D-Wave-Systems, andere spezialisierte Unternehmen heißen beispielsweise 1Qbit und Rigetti Computing. Das Programmieren von Quantencomputern erfordere noch auf absehbare Zeit tiefes theoretisches Wissen, kommentiert Forrester. Erst in den kommenden drei bis fünf Jahren sei mit echten Marktchancen in Bereichen wie Machine LearningMachine Learning, Werkstoffen und Chemie zu rechnen. Top-500-Firmenprofil für Fujitsu Alles zu Machine Learning auf CIO.de
Quantencomputer - wichtige Anbieter
D-Wave Systems
GoogleGoogle Alles zu Google auf CIO.de
IBMIBM Alles zu IBM auf CIO.de
Intel
MicrosoftMicrosoft Alles zu Microsoft auf CIO.de
NASA
Serverless Computing
Das Cloud-native Konzept Serverless Computing abstrahiert die Softwareentwicklung von der darunterliegenden IT-Infrastruktur. Damit wird eine Art der Programmierung ermöglicht, die lose gekoppelte Softwarekomponenten in den Mittelpunkt stellt. In Serverless-Computing-Umgebungen können Entwickler Microservices besonders schnell erstellen und implementieren.
Zwar steckt das Konzept noch in einem frühen Entwicklungsstadium, wie die Forrester-Analysten erläutern. Doch schon jetzt nutzten einige Entwickler einschlägige Systeme, um beispielsweise einzelne Microservices in größere Workflows zu integrieren oder Events aus IoT-Systemen zu verarbeiten. Erste Nutzer berichten von spürbaren Verbesserungen in der Softwareentwicklung. Beispielsweise ließen sich Services schneller skalieren und zu größeren Applikationen zusammensetzen; die Auslastung der genutzten Infrastruktur steige tendenziell, während der Wartungsaufwand abnehme. Unterm Strich kann der Einsatz von Serverless-Techniken Unternehmen handfeste Kostenvorteile bringen.
Gegenwärtig diskutieren die Protagonisten noch die Vorzüge des Serverless-Konzepts gegenüber klassischen Container-Techniken, die in der Regel auf dem Open-Source-System Kubernetes aufsetzen. Forrester erwartet, dass sich die beiden Ansätze aufeinander zu bewegen und am Ende verschmelzen werden. Auch Serverless-Ausführungsumgebungen ließen sich auf einer Kubernetes-basierten Infrastruktur betreiben. Mit dem zunehmenden Wissen und den Erfahrungen von Softwareentwicklern würden sich Serverless-Konzepte auf immer mehr Anwendungs-Workloads ausdehnen, so die Prognose. Damit steige die Innovationsgeschwindigkeit in der Softwareentwicklung weiter.
Serverless Computing - wichtige Anbieter
Amazon Web Services
Google Cloud
IBM
Microsoft Azure
Serverless
Stackery.io
Twilio