Analysten-Kolumne
Neue Sourcing-Strategien in der Finanzwirtschaft
Dazu ein wenig Hintergrund: Zunächst stehen die Unternehmen - egal aus welcher Branche - vor der Wahl zwischen Onsite (am Standort des Unternehmens im Inland), Onshore (im Land des Unternehmens), Nearshore (Osteuropa, Spanien oder Irland) sowie OffshoreOffshore (Indien, China). Für eine ganze Reihe deutscher Firmen ist es vorrangig eine Frage des Vertrauens sowie der geografischen Nähe, dass sie Nearshoring bevorzugen. Treten Probleme auf, sind hiesige IT-Manager lieber in zwei Stunden in Krakau oder Madrid als in zehn Stunden in Bangalore. Langsam indes werden auch die Offshore-Standorte akzeptiert. Alles zu Offshore auf CIO.de
Da jedes Unternehmen anders ist, stellt es spezifische Prioritäten und Anforderungen an einen IT-Servicepartner. So benötigt der eine Kunde beispielsweise einen internationalen Helpdesk, der die verschiedenen Sprachen aus den Ländern abdeckt, in denen die Vertriebsorganisationen des Kunden tätig sind, während ein anderer Kunde einen Support wünscht, der die ganze Woche rund um die Uhr verfügbar ist.
Oft ist "Time-to-Market" ein kritischer Faktor, das heißt, der IT-Dienstleister muss in der Lage sein, Lösungen quasi über Nacht bereitzustellen. Viele Unternehmen möchten die Kosten für den Betrieb der IT-Systeme möglichst stark reduzieren, ohne auf regionale Ansprechpartner für die Fachabteilungen an den regionalen Produktions- und Vertriebsstandorten zu verzichten. Andere wiederum legen großen Wert darauf, dass der Dienstleister die Software-Anwendungen an einem Standort mit einer stabilen geopolitischen Lage betreibt. Letzteres ist, wenn man sich die ständig wechselnde politische Großwetterlage anschaut, gar nicht so einfach zu erfüllen.
Die Mischung macht’s
Stellt man nun all diese unterschiedlichen Anforderungen und Shore-Bausteine auf den Prüfstand, erlebt man immer wieder, dass sich Unternehmen für kombinierte Modelle entscheiden: die richtigen Ressourcen, am rechten Ort, zum günstigen Preis und zur rechten Zeit.
Die richtige Outsourcing-Strategie hat also viel mit der Unternehmenssteuerung zu tun. Sie verhilft den Unternehmen und damit in unserem Beispiel den Banken zu einem Wechsel der Aktivitätsebene: vom Reagieren zum Agieren. Und dies kann man sehr gut auf fast alle Branchen übertragen, denn letztlich können mit dem Vorteil der günstigen Backoffice-Prozesse in der Hinterhand indische Unternehmen in Branchen jeglicher Couleur auftauchen. Umso dringlicher ist es für deutsche Firmen, eigene erfolgreiche Konzepte zu erstellen, um neuen Mitbewerbern die Stirn zu bieten.