Wenn Arbeit krank macht

Neue Ursachen für Burnout entdeckt

09.11.2007
Von Alexander Galdy

Und es kann jeden treffen. Laut Jerich gibt es wohl Menschen, die durch bestimmte Persönlichkeitsmerkmale eher zu dieser Krankheit neigen als andere. Diese Merkmale könnten jedoch nicht als Auslöser angesehen werden. Eine Rolle spielten auch immer gesellschaftliche, institutionelle und interpersonelle Faktoren. Im Prinzip sei deshalb jeder von Burnout gefährdet.

Die Wissenschaftlerin ist sich durchaus bewusst, dass Unternehmen unter einem immer größeren Druck stehen, ihre Gewinne zu maximieren. Konzepte wie Reengineering, Downsizing oder Lean-Management sind in und hören sich toll an. Derartige Rationalisierungs-Bestrebungen machen jedoch die immer lauter werdenden Forderungen nach einer Humanisierung der Arbeitswelt schwierig.

Der Wandel in der Weltwirtschaft hat sich laut Jerich auch im zwischenmenschlichen Bereich ausgewirkt. Burnout ist nicht nur Ausdruck der Entfremdung von der Arbeit, sondern auch von den Kollegen. Das Arbeitsklima in Unternehmen ist heute oft durch Schikanen gekennzeichnet.

Ausreichend Nährboden für Krankheiten

Der hohe Leistungsdruck, ein drohender Arbeitsplatzabbau oder Reorganisations-Maßnahmen fördern ein Klima in den Firmen, das sich am Konkurrenzdenken orientiert. Mobbing und eine schlechte Arbeitsatmosphäre gehen Hand in Hand. Gegenmaßnahmen könnten eine Umgestaltung der Arbeitsorganisation, Aufklärung und Schulung, Konfliktbeauftragte sowie der Abschluss einer Betriebsvereinbarung zu partnerschaftlichen Verhalten am Arbeitsplatz sein.

Ein weiterer Faktor, der Burnouts begünstige, sei die Fremdbestimmung bei der Entscheidung für einen Beruf in modernen Gesellschaften. Es ist häufig schwierig, eine authentische, also den Interessen und Neigungen entsprechende Berufswahl zu treffen“, so Jerich. Von der öffentlichen Hand zur Verfügung gestellte Informations- und Beratungsleistungen reichen nicht mehr aus, um einer fremdbestimmten Laufbahn entgegenzuwirken. Entscheidungs-Trainings erscheinen der Wissenschaftlerin hier erfolgversprechender.

Lisbeth Jerich hat ihre Studie im Rahmen ihrer Dissertation "Die Entstehung von Burnout - Eine polyperspektivische Analyse des Entfremdungsaspekts" veröffentlicht.

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