Vom CIO zum Projektleiter
Abstieg mit Freude
Mitte vorigen Jahres formulierte Germain Wolff eine Ausschreibung. Ein Mitarbeiter sollte gefunden werden für eine besonders anspruchsvolle Aufgabe – die Auswahl und Implementierung eines neuen Kern-Banken-Systems für die LRI Landesbank Rheinland-Pfalz in Luxemburg. Das war dringend nötig, denn das alte System war schon seit 1978 im Einsatz, und die Unterstützung durch den Hersteller wurde immer dürftiger. Eines war klar: Es würde so viel kosten, wie noch nie etwas in der LRI-IT gekostet hat.
Führung motivierte nicht mehr
Und während CIO Wolff über das Profil des künftigen Projektleiters nachdachte, fiel ihm auf, dass er selbst am besten in die neue Rolle hineinpassen würde. Es war wie ein Zeichen aus dem Unterbewusstsein. „Vom Wesen her bin ich sowieso lieber eine Fachkraft“, fiel Wolff da auf, „FührungFührung motiviert mich nicht mehr – es passt nicht wirklich zu mir.“ Seine IT-Abteilung war in den 15 Jahren als IT-Chef von sieben auf 35 Mitarbeiter gewachsen. Aus 70 Mitarbeitern in der Luxemburger Tochter sind 230 geworden, die eine Bilanzsumme von 11,3 Milliarden Euro erwirtschaften. Ausgesucht habe er sich die Aufgabe damals nicht – er sei halt nur der beste Informatiker gewesen. Alles zu Führung auf CIO.de
Kurz und gut: Ende 2005 besprach er mit dem Geschäftsführer seine beruflichen Ziele. Und er warb für sich: „Ihr kriegt einen guten Projektleiter und verliert eine schlechte Führungskraft“, sagt der 50-Jährige in seinem Plädoyer für den selbst gewählten „Abstieg“. Und sein Chef sah ein, dass er wohl der Richtige dafür sei – und dass Wolff nicht einmal an Tatkraft einbüßen würde. Zu oft hatte der CIO auf Lob aus den Fachbereichen gewartet. „Da warte ich heute noch drauf“, so Wolff, der die Führungsverantwortung und den regelmäßigen Kritikhagel aus den Fachbereichen nun an den Ex-Controller und neuen CIO weiter gab.
Dass Wolff nicht als Verlierer dasteht, verdankt er zudem dem hauseigenen Kompetenz-Karriere-Modell, das er vor Jahren in einem speziellen Personalentwicklungsprozess mit schuf. Ziel war es, talentierte Mitarbeiter fördern zu können, für die keine Führungsposition frei war oder die keine Führungsverantwortung haben wollten. Die Gefahr bestand, dass hochqualifizierte Mitarbeiter zu anderen BankenBanken abwanderten, weil sie in der LRI keine KarriereKarriere machen konnten. Alles zu Karriere auf CIO.de Top-Firmen der Branche Banken