Digitalisierung
Nur ein Viertel der Unternehmen steigert den Umsatz
- Viele Firmen verbessern zwar analoge Prozesse durch Digitalisierung, entwerfen aber keine komplett neuen Abläufe
- Entscheider stecken in Hierarchien fest, statt mit Kunden und Partnern gemeinsame Standards für Plattformen zu entwickeln und in digitale Infrastrukturen zu investieren
- Nur 20 Prozent der Unternehmen haben neue Kundengruppen erschlossen, elf Prozent sind in neue Märkte expandiert
Einen "Digitalisierungs-Blues" stellt die Unternehmensberatung Sopra Steria Consulting bei deutschen Entscheidern fest. Umgangssprachlich ausgedrückt: die Firmen verzetteln sich und verharren in tradierten Strukturen. Diese Einschätzung basiert auf einer Umfrage, die Sopra Steria unter mehr als 350 Führungskräften und Spezialisten durchgeführt hat.
Den "Blues" sehen die Berater insbesondere beim Thema Umsatzsteigerungen. Nur jeder vierte Befragte gibt an, mit Maßnahmen zur DigitalisierungDigitalisierung mehr Geld erwirtschaftet zu haben. Überdurchschnittlich oft stammen diese Befragten aus dem verarbeitenden Gewerbe, deutlich seltener aus der Finance-Branche. Allerdings scheint dieser Punkt schwer überprüfbar zu sein: Mehr als jeder Dritte (34 Prozent) kann die Frage nicht beantworten. Die restlichen 41 Prozent verneinen. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de
46 Prozent der Unternehmen erklären, neue digitale Geschäftsmodelle entwickelt zu haben. Weitere 29 Prozent planen das. Auf die Frage nach den konkreten Erfolgen, die sie mit Digitalisierungsmaßnahmen erzielt haben, nennen die Befragten in erster Linie den Aufbau digitaler Kompetenzen (63 Prozent). Mit großem Abstand folgen Effizienzsteigerungen (46 Prozent), Verbesserung des Kundenerlebnisses (37 Prozent), das Beherrschen neuer Technologien (32 Prozent) und Kostenreduktion sowie der Gewinn neuer Kooperationspartner (jeweils 29 Prozent).
Demgegenüber erklären nur 20 Prozent, sie hätten neue Kundengruppen erschlossen. Elf Prozent sind in neue Märkte expandiert. Simon Oberle, Leiter Future Management von Sopra Steria Next, kommentiert: "Geht es um Wachstumsimpulse, denken Entscheider vielfach noch nicht radikal genug. Viele konzentrieren sich darauf, bewährte analoge Abläufe durch digitale nur zu verbessern, statt über komplett neu konzipierte Kanäle und Prozesse mit Kunden zu sprechen, gemeinsame Standards für Plattformen zu entwickeln oder in die digitale Infrastruktur zu investieren."
Mehr als jeder zweite Betrieb (54 Prozent) hat eine eigene Digitaleinheit gegründet, weitere elf Prozent wollen nachziehen. Mit 35 Prozent der Nennungen ist Digitalisierung meist Sache des Vorstands oder der Geschäftsführung. In 16 Prozent der Firmen ist ein Chief Digital Officer (CDO) zuständig, in 15 Prozent ein abteilungsübergreifendes Projektteam. Immerhin jeder zehnte Befragte gibt an, es sei niemand verantwortlich, oder er könne es nicht beantworten.
Was der Transformation im Weg steht
Insgesamt sehen sich nur 31 Prozent der Unternehmen "gut bis sehr gut" für eine digitale Transformation aufgestellt. Dass diese Einschätzungen nicht besser ausfallen, liegt aus Sicht der Befragten vor allem an Silostrukturen, also an der mangelnden Integration von Software und Daten (59 Prozent). Außerdem nennen sie fehlendes Know-how bei der Umsetzung der Transformation (49 Prozent) sowie mangelnde Flexibilität der IT und höhere IT-Sicherheitsanforderungen (42 und 40 Prozent).
Weitere Ursachen sehen sie in zu langsamen Entscheidungen (37 Prozent) beziehungsweise zu vielen Entscheidungsebenen aufgrund starrer Hierarchien (29) Prozent. Was die Mitarbeiter betrifft, sprechen die Befragten von Verunsicherung in der Belegschaft (35 Prozent) und dem Problem, nicht genug Mitarbeiter mit Expertenwissen zu finden (32 Prozent). 21 Prozent sagen offen, dass die Geschäftsführung nicht bereit für eine neue Unternehmenskultur ist.
Stichwort Mitarbeiter: Weiterbildungsprogramme zum Umgang mit digitalen Technologien (68 Prozent) und gezielte Überzeugungsarbeit in jeder Abteilung (46 Prozent) sollen die Belegschaft auf die Transformation vorbereiten. Dabei erwarten 53 Prozent der Firmen, dass sich Mitarbeiter auch in der Freizeit fortbilden. 58 Prozent modernisieren außerdem ihre IT. 44 Prozent setzen auf agileagile Methoden wie ScrumScrum und Kanban. Ebenso viele lassen sich durch externe Dienstleister beraten. Alles zu Agile auf CIO.de Alles zu Scrum auf CIO.de