Strategien


Hypovereinsbank

Offenes Bankgeheimnis

Riem Sarsam war Redakteurin des CIO-Magazins.
Auch Banken nähern sich dem Thema Open-Source - wenn auch zunächst in weniger kritischen Bereichen. Allein in den vergangenen zwei Jahren setzte die Fachabteilung für Kreditwesen der Hypovereinsbank fünf Projekte auf Basis der Open-Source-Datenbank MySQL um.

Begonnen hatte der für die Kreditsteuerung zuständige Bereich vor mehr als zwei Jahren mit dem Projekt Vordoc (Vorgangsdokumentation). Hier ging es darum, die einzelnen Abläufe der Kreditentscheidungen zu dokumentieren, auszuwerten und zu überwachen. Mit Hilfe des Tools können nun die Abläufe der Abteilung besser überwacht und kontrolliert werden. Zu viele oder zu wenige Resourcen werden schneller aufgedeckt und lassen sich entsprechend rasch korrigieren. Auch erhalten die Verantwortlichen einen Überblick darüber, wie lange einzelne Entscheidungen brauchten, um abschließend bearbeitet zu werden. Dies sind vielleicht nicht die wichtigsten Fragen, die der Bereich zu lösen hat, entscheidend für einen reibungslosen Ablauf sind sie allemal.

Nicht zuletzt aufgrund der mangelnden Performance und Instabilität des auf MicrosoftMicrosoft Access basierenden Altsystems war es damals höchste Zeit umzusteigen. Bestätigt durch erste positive Erfahrungen mit offenen Systemen wie Linux oder Apache innerhalb des Fachbereichs lag es nahe, sich auch für eine Datenbank aus der Open-Source-Welt zu entscheiden. "Einer der großen Vorteile von MySQL ist ja auch, dass die Software gut mit dem vorhandenen Umfeld harmoniert", sagt Thomas Bretzger, Leiter der Fachabteilung Group Credit Portfolio Management der HVB. Mit der Einführung rundete seine Abteilung den Aufbau des so genannten LAMP-Systems (Linux, Apache, MySQL, PHP/Perl/Python) ab, das sich auch in anderen Unternehmen immer stärker verbreitet. Alles zu Microsoft auf CIO.de

Fünf Projekte, die den Ablauf erleichtern

Dank des über Erwarten großen Erfolges von Vordoc galt die Entscheidung für MySQL fortan auch für Folgeprojekte der Abteilung. Aktueller Stand sind fünf unterschiedliche Anwendungen, die die Entwickler unter Bretzgers Verantwortung fertig gestellt haben: Hinter dem Projektnamen "Micos" verbirgt sich ein System zur Erfassung, Steuerung und Limitierung des Sekundärrisikos aus finanzierten gewerblichen Immobilien. "Osiris" ist ein Tool für das Rating von BankenBanken, mit denen die HVB Geschäfte macht. Bei "Prima" handelt es sich um ein weiteres Werkzeug, das die Abläufe bei der Bewertung von Geschäftskunden verbessert. Und Nummer fünf, das jüngste Projekt "Porthos", hilft den Entscheidern, Kreditdaten sämtlicher HVB-Töchter zu sammeln und auf diese Weise so genannte Klumpenrisiken zu vermeiden. So kann beispielsweise verhindert werden, dass zu viele Kredite der verschiedenen Gesellschaften zu konzentriert in nur eine oder wenige Branchen beziehungsweise Regionen fließen. Top-Firmen der Branche Banken

Überraschenderweise spielte bei der Entscheidung für MySQL das Bedürfnis nach Einsparungen eine eher untergeordnete Rolle. "Es geht gar nicht in erster Linie um die Kosten", erklärt Bretzger. Stattdessen überzeugte vor allem die rasche und komfortable Entwicklung, die MySQL ermögliche. Damit unterstütze sie die zügige Umsetzung von Einzelprojekten. Gerade für Abteilungen, die Teil eines großen Unternehmens wie einer Bank sind, erweise sich dies als echte Erleichterung. Normalerweise hätten Fachbereiche, die Anwendungen entwickeln wollten, organisatorische Barrieren zu überwinden. Ein konkretes Beispiel dafür ist der Umstand, dass das Prototyping mit der Open-Spource-Datenbank gerade für die Umsetzung kleinerer ProjekteProjekte wie den oben genannten Tools zeit- und kostensparender realisiert werden könne. Oft lohne es sich einfach nicht, "den großen Apparat anzuschmeißen", weil die Kosten und der Zeitaufwand dann in keinem Verhältnis mehr zum Ergebnis stünden. Alles zu Projekte auf CIO.de

In den klassischen Produktivsystemen der Bank hingegen arbeiten natürlich nach wie vor Anwendungen, die nach vorgegebenen Standards erstellt und programmiert werden. Der breitere Einsatz von Open-Source-Lösungen ist hier (noch) kein Thema, denn viele Funktionen werden von dem System nicht unterstützt. Dennoch: Gerade die Einfachheit der Lösung, die in keinem Verhältnis zu der Komplexität der Produkte anderer Anbieter stehe, überzeugte die Verantwortlichen. Die Antwortzeiten beim Betrieb von MySQL seien sehr kurz, und die Wartung sei leicht zu handhaben. "Gerade für die Nutzung im Fachbereich, wo es darum geht, flexibel und schnell zu arbeiten, kommt uns das entgegen", erklärt Bretzger. "MySQL verfügt zwar über weniger Features als kommerzielle Lösungen. Dafür wird man mit einer schlanken und sehr performanten Datenbank belohnt.

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