Digitalisierung in der Versicherungsbranche
Planspiele für die digitale Schadensbegrenzung
Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Die Versicherungswirtschaft steht angesichts der allgegenwärtigen Digitalen Transformation vor deutlichen Veränderungen. So prognostiziert die Unternehmensberatung McKinsey & Co. in einer aktuellen Studie, dass im Zuge der Automatisierung in den nächsten Dekade bis zu 25 Prozent der Vollzeitstellen wegfallen. Das Hauptproblem der Branche: Wegen der allgemeinen Marktsättigung stagnieren bereits seit Jahren die Umsätze bei den Versicherern, so dass ein Wachstum einzelner Anbieter praktisch nur durch Kannibalisierung möglich ist.
Hinzu kommt, dass den Versicherern zunehmend Newcomer und Vertreter aus anderen Branchen das Geschäft streitig zu machen drohen. Andere Industrien verändern das Geschäft, erklärte MSG-Chef Hans Zehetmaier in seiner Keynote auf der Inscom und dokumentierte dies am Beispiel der Automobilhersteller: Diese würden mit Themen wie Autonomes Fahren, Connected Drive, Elektromobilität und Share Economy mehr und mehr in die Rolle von Mobilitätsdienstleistern wechseln, was entsprechende Konsequenzen für die Versicherungsbranche habe. So werde künftig der Hersteller selbst zum Versicherungsvermittler oder gar -nehmer, erläuterte Zehetmaier, und Assistance-Leistungen sowie das Schadens-Management nähmen einen größeren Stellenwert ein.
Den Kunden in den Mittelpunkt rücken
Der MSG-Chef geht als Konsequenz davon aus, dass in Zukunft für die Versicherer Kunden-Fokussierung und Kundenzentrierung immer wichtiger werden. Erforderlich sei eine Integration in die digitale Welt, die den Kunden in den Mittelpunkt stellt und ihm Produkte anbietet, die sich an seinen Bedürfnissen orientieren. Dazu müsse er aber den Kunden kennen und verstehen, was auf technischer Seite digitale Analysen und Predictive Analytics erfordere.
Außerdem müssten die Anbieter Rechnung dafür tragen, dass der Kunde digital kommunizieren möchte und die Kundeninteraktion zu einem positiven Erlebnis für ihn machen. Schließlich werde der Versicherer zum Lösungsanbieter, der neben einem Primärprodukt über Kollaborationen und Partner auch Sekundärprodukte offeriere.
Zusammenfassend sei also eine Digital Excellence gefordert, so Zehetmaier im mittlerweile üblichen Branchen-Denglish, also die Integration von Kunde und Digitalwirtschaft einschließlich IoT in das Versicherungsgeschäftsmodell. Dabei stehen nicht alle Anbieter unter dem gleichen Zugzwang. Der MSG-Chef unterscheidet vielmehr zwischen drei Typen von Versicherern:
die von derDigitalisierungDigitalisierungstark betroffenenAnticipators (Kfz, RückversichererRückversicherer, Industrie, Hausrat, Kranken), die zukünftige Geschäftsmodelle entwickeln und laufend optimieren; Alles zu Digitalisierung auf CIO.de Top-Firmen der Branche Versicherungen
die Fast Followers (Leben), die ihr Geschäftsmodell an das der führenden Versicherer anpassen; sowie
die von derDigitalisierung weniger betroffenen Survivors (Haftpflicht, Rechtsschutz), die sich auf kurzfristige Performance fokussieren.