Strategien


Identity Management und Compliance

Privilegierte Nutzer richtig verwalten

Jochen Koehler ist Vice President Sales bei Ontinue. Er verfügt über mehr als zwanzig Jahre Erfahrung im Bereich IT-Security, die er unter anderem bei N3K Networks, Hypr, NTT Security (vormals Integralis), cirosec und bei Cyber-Ark als Regional Director sammelte. Dank dieser Positionen verfügt er über besondere Expertise auf Gebieten wie Micro-Virtualisierung, Threat Intelligence und IT-Security.
Wissen Sie, welche Benutzer in Ihrem Netz besondere Zugriffsrechte besitzen?
Wissen Sie, welche Benutzer in Ihrem Netz besondere Zugriffsrechte besitzen?
Foto: Pavel Ignatov - Fotolia.com

In den für Finanzdienstleister gültigen Richtlinien MaRisk, die von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) veröffentlicht werden, sind die Zugriffsrechte auf IT-Systeme ebenfalls geregelt. Im Hinblick auf die technisch-organisatorische Ausstattung von Finanzinstituten heißt es, dass "bei der Ausgestaltung der IT-Systeme und der zugehörigen IT-Prozesse grundsätzlich auf gängige Standards abzustellen (ist), insbesondere sind Prozesse für eine angemessene IT-Berechtigungsvergabe einzurichten, die sicherstellen, dass jeder Mitarbeiter nur über die Rechte verfügt, die er für seine Tätigkeit benötigt". Und zum Bereich "Zugriffsrechte" wird ausgeführt: "Die eingerichteten Berechtigungen dürfen nicht im Widerspruch zur organisatorischen Zuordnung von Mitarbeitern stehen. Insbesondere bei Berechtigungsvergaben im Rahmen von Rollenmodellen ist darauf zu achten, dass Funktionstrennungen beibehalten beziehungsweise Interessenkonflikte vermieden werden."

Cloud Services verschärfen die Problematik

Ein weiterer Aspekt, der im Hinblick auf privilegierte Benutzerkonten zu beachten ist, betrifft die zunehmende Nutzung von Cloud Services. Die Überwachung privilegierter Benutzerkonten ist in einem solchen Fall besonders wichtig, da natürlich auch bei der Auslagerung von IT-Bereichen oder Geschäftsprozessen an einen externen Provider die Anforderungen an das Risikomanagement bestehen bleiben, die Verantwortung über die outgesourcten Bereiche also beim Auftraggeber verbleibt. Wenn ein externer Administrator eine Verbindung mit unternehmensinternen Systemen und Applikationen aufbaut oder Zugriff auf vertrauliche Datenbestände erhält, sollte dabei nicht nur kontrolliert werden, "wer" dies tut, sondern auch, "was" Inhalt solcher Sessions ist.

Die im Umfeld der Cloud-Nutzung mit privilegierten Accounts verbundene Problematik hat auch das BSI im Eckpunktepapier "Sicherheitsempfehlungen für Cloud-Computing-Anbieter" aufgegriffen. Im Hinblick auf das ID- und Rechtemanagement wird ausgeführt: "Das Rechtemanagement muss gewährleisten, dass jede Rolle nur die Daten (auch Metadaten) sehen darf, die zur Erfüllung der Aufgabe notwendig sind." Das BSI geht explizit auf das Thema Administrator-Account ein: "Besonderes Augenmerk sollte dabei auf privilegierte Benutzer gerichtet werden. Handelt es sich bei einer Rolle um einen Administrator, dann sollte es möglich sein, nachzuweisen, dass tatsächlich nur die für die Aufgabe notwendigen Daten eingesehen wurden."

Eine aktuelle CyberArk-Studie belegt aber, dass hier noch einiges im Argen liegt: Von knapp 1000 befragten (IT-)Führungskräften aus überwiegend großen Unternehmen aus aller Welt wissen 56 Prozent nicht, ob ihr Cloud Service Provider privilegierte Accounts schützt und überwacht. Und 25 Prozent gehen davon aus, dass sie für den Schutz ihrer vertraulichen Daten selbst besser gerüstet sind als ihr Cloud Provider.

Eines zeigen die skizzierten Compliance-Vorgaben klar: Gibt es bei einem Unternehmen Admins mit uneingeschränkten privilegierten Rechten und keine Implementierung von rollenbasierten Zugriffs- und Kontrollsystemen, verstößt das gegen aktuell gültige gesetzliche und aufsichtsrechtliche Bestimmungen. Hinsichtlich einer Erfüllung von Compliance-Anforderungen, einer Erhöhung der Sicherheit und auch einer Reduzierung des Administrationsaufwandes sollte somit jedes Unternehmen über ein zuverlässiges Privileged Identity Management verfügen.

An PIM-Lösungen führt kein Weg vorbei

Erster Schritt vor der Einführung einer PIM-Lösung ist die Definition von Rollen und Berechtigungsstrukturen. Im Hinblick auf privilegierte Administratoren-Accounts mit erweiterten Rechten sollte jedes Unternehmen Prozesse für IT-Berechtigungsvergaben definiert haben. So ist sichergestellt, dass die Mitarbeiter nur die Rechte erhalten, die für ihren Tätigkeitsbereich erforderlich sind. Mit der PIM-Lösung wird dann die technische Umsetzung unterstützt.

Am Markt sind verschiedene PIM-Lösungen verfügbar, die ebenso unterschiedliche Lösungsansätze verfolgen: von der Hardware-Appliance über eine softwarebasierte Virtual Appliance bis hin zu einer reinen Software-Lösung. Gemeinsam ist den Lösungen, dass die Passwörter in einem gesicherten Bereich vor den Zugriffen un-berechtigter Personen geschützt werden. Bei der Entscheidung für eine Lösung sollte man darauf achten, dass sie neben einer regelmäßigen Änderung der Server-, Datenbank- und Netzwerk-Passwörter auch die Möglichkeit einer vollständigen Nachvollziehbarkeit aller Aktivitäten bietet. Mittels solcher Session-Protokolle ist es dann möglich, nicht nur zu überprüfen, wer Zugang zu vertraulichen Informationen hat, sondern auch, was er mit diesen Informationen macht. Mit der durchgängigen Protokollierung werden auch Audit- und Revisionsanforderungen zuverlässig erfüllt.

Zur Startseite