Mythos Diversity
Probleme am 5-Generationen-Arbeitsplatz
- Ältere Kollegen kritisieren die Wertvorstellungen jüngerer, jüngere wiederum halten Ältere für veränderungsresistent
- Dennoch erkennen neun von zehn Befragten die gute Qualifikation nachfolgender Generationen an
Rund um das Hype-Wort von der Diversity setzen manche Unternehmen ganze Programme auf. Doch die Zusammenarbeit der Kollegen hapert schon an unterschiedlichen Altersgruppen. Das legt zumindest die Studie "The 2015 workforce view in europe" nahe, die ADP in Auftrag gegeben hat, ein Anbieter von Human Capital Management Lösungen. Der Marktforscher Opinion Matters hat mehr als 11.250 Beschäftigte aus Deutschland und sieben weiteren europäischen Ländern befragt.
Dabei sprachen insgesamt 67 Prozent der Studienteilnehmer von Konflikten zwischen den unterschiedlichen Generationen am Arbeitsplatz. Deutschland scheint solche Probleme besser in den Griff zu kriegen: hier sind es "nur" 60 Prozent der Teilnehmer. In Italien scheinen die Konflikte überdurchschnittlich oft aufzutreten (77 Prozent), in den Niederlanden dagegen seltener (55 Prozent).
Die Schwierigkeiten entzünden sich typischerweise an unterschiedlichen Auffassungen darüber, wie Arbeiten ausgeführt werden sollen. Ältere Befragte zeigen sich mit den Wertvorstellungen jüngerer Kollegen nicht einverstanden. Umgekehrt erklären die Jungen, ältere Beschäftigte und insbesondere auch ältere FührungskräfteFührungskräfte verpassten moderne Trends und blockten Veränderungen ab. Alles zu Personalführung auf CIO.de
Die erwähnten Konflikte scheinen sich vor allem auf sogenannte Soft Skills zu beziehen. Denn die älteren Mitarbeiter erkennen die Qualifikation ihrer jüngeren Kollegen an: eine überwältigende Mehrheit von 92 Prozent erklärt, dass die "jüngeren Generationen mit den nötigen Qualifikationen ausgestattet sind, um ihre Rollen erfolgreich auszufüllen".
- Generationen Y, X und Babyboomer
Die Management-Beratung Kienbaum Consultants International hat die Erwartungen der verschiedenen Generationen (Y, X und Babyboomer) untersucht - diese weichen gar nicht so stark voneinander ab. Laut eigenen Angaben haben die Berauter 423 Arbeitgeber und 1.560 Arbeitnehmer aus den verschiedenen Altersklassen befragt. - Generation Y
Der Generation Y (Jahrgänge 1981 bis 1999) sind vor allem eine gute Arbeitsatmosphäre, die Wertschätzung ihrer Leistung und eine abwechslungsreiche Tätigkeit wichtig. - Generation X
Die Prioritäten der Generation X (Jahrgänge 1964 bis 1980) lauten: die Möglichkeit, eigene Ideen einzubringen, eine abwechslungsreiche Tätigkeit und Entscheidungsbefugnisse. - Babyboomer
Die Babyboomer (Jahrgänge 1946 bis 1963) verlangen Möglichkeiten, eigene Ideen einzubringen, eine gute Arbeitsatmosphäre und eine abwechslungsreiche Tätigkeit. - Die Handlungsorientierten
Meredith Belbin hat 1993 Rollen in Teams identifiziert. Den idealtypischen Perfektionisten, den Umsetzer und den Macher fasst sie als handlungsorientiert zusammen. - Die Wissensorientierten
Nach Meredith Belbin bilden der idealtypische Beobachter, der Spezialist und der Erfinder die Wissensorientierten. - Die Kommunikationsorientierten
Den idealtypischen Koordinator, den Teamarbeiter und den Weichensteller gruppiert Meredith Belbin als kommunikationsorientiert. - So sehen sich die Generationen
Werden die Vertreter der Generationen Y, X und Babyboomer um eine Selbsteinschätzung nach Belbins Schema gebeten, zeigt sich, dass die unterschiedlichen Altersgruppen gar nicht so weit voneinander entfernt sind. - So sehen Arbeitgeber die Generationen
Ganz anders die Einschätzung der Arbeitgeber - sie pflegen offenbar Vorstellungen von den verschiedenen Generationen, mit denen sich diese wenig identifizieren können.
Auch die Erfahrung der Älteren wird laut der Studie durchaus anerkannt. 39 Prozent der Befragten erklären, dass durch das Ausscheiden älterer Mitarbeiter Talent und Wissen verloren gehen. Die Möglichkeit, Kollegen im Ruhestand als Berater weiter zu beschäftigen, erwägt jedoch nur jedes zehnte Unternehmen. Zu wenig, kommentieren die Studienautoren.
Fünf Generationen am Arbeitsplatz
Insgesamt seien Arbeitgeber gut beraten, "Generationenprobleme proaktiv anzugehen", kommentiert Andreas Kiefer, Geschäftsführer ADP Deutschland. Bei sinkenden Studienzeiten und steigendem Rentenalter werde es in naher Zukunft nicht unüblich sein, dass bis zu fünf Generationen zusammenarbeiten müssten.
Kiefer betont die positiven Seiten des Generationenmix, vor allem im Hinblick auf den Transfer von Wissen. Die "Verschmelzung einer alternden Belegschaft mit frischen Talenten könne das Salz in der Suppe" sein.