Spannend wird es jenseits der Technik
Probleme bei Behörden-Clouds
Denn die Nutzung von CPUs, Festplatten oder Backup-Systemen, die physisch nicht im eigenen Hause stehen, sondern im Rechenzentrum eines Providers, stellt kein technisches Problem dar. Als Hauptaufgabe bleibt die Anpassung der Software an die neue, service-orientierte Nutzungsart, wovon die "Business-Logik", also der Kern der Applikationen, in der Regel nicht berührt wird. "Die spannenden Fragen beginnen jenseits der Technik - und genau hier wird es auch für den Öffentlichen Sektor interessant", sagt Schramm.
Allein auf Bundesebene würden derzeit rund 120 Rechenzentren betrieben. Konsolidierung von Ressourcen und Steigerung der Produktivität durch die Nutzung von Skaleneffekten hat deswegen eine hohe Priorität. "Cloud Computing ist hier ein denkbares Szenario für die Lösung der drängendsten Probleme", sagt Schramm.
Datenschutz - Effizienz-Kriterien greifen nicht
Allerdings steht die Öffentliche Verwaltung vor besonderen Problemen, wenn es um die Sicherheit ihrer Daten geht. Schon Unternehmen haben ernsthafte Bedenken – und rechtliche Vorschriften zu beachten - wenn sie ihre sensiblen Unternehmensdaten oder personenbezogene Daten in die Hände eines Cloud-Providers geben. Ämter und Behörden unterliegen hier naturgemäß noch erheblich größeren Einschränkungen: Sensible Daten, etwa von Melde- oder Gesundheitsämtern, sicherheitsrelevante Daten wie beispielsweise von Polizei oder Bundeswehr, unterliegen auch gesetzlich einem besonderen Schutz.
Konsolidierung schließt aber ein, dass Daten bewegt werden, beispielsweise indem sie nicht mehr in einem regionalen sondern in einem zentralen Rechenzentrum gehalten werden. „Der Öffentliche Sektor kann seine Daten und Anwendungen nicht einfach nach Effizienz-Kriterien über die Welt verteilen“, sagt Schramm, „aber bei den derzeit gängigen Konzepten des Cloud Computing ist die Aufhebung der räumlichen Grenzen, wenn es um Daten und Rechenpower geht, gleichsam Bestandteil des Geschäftsmodells.“
Die großen globalen Service-Provider wie Google, Microsoft oder Amazon agierten von vorneherein weltweit. Aber auch bei kleineren regionalen Anbietern gebe es keine Gewissheit, ob sie nicht eines Tages in einem großen internationalen Rechenzentrum aufgehen. Diese Problematik ließe sich auch durch vertragliche Vereinbarungen nur schwer abfangen: Denn wenn Provider ihrerseits Ressourcen in der Cloud zuweisen, so haben sie selbst keinen Einfluss auf deren Verteilung mehr.