Keine digitale Funktion
Projekt Gesundheitskarte läuft schleppend
DAK, TK und Barmer GEK und auch alle elf deutschen AOKs sollen es nach anderen Meldungen geschafft haben. Damit dürfte die Mehrheit der Versicherten erfasst worden sein. Was mit den anderen geschieht, bleibt offen.
Versicherte unter Druck gesetzt
Einige Kassen haben die gesetzlich vorgegebene Quote wohl nur erreicht, indem sie ihre Mitglieder massiv unter Druck gesetzt haben. Mit den Formulierungen in ihren Anschreiben an die Versicherten sollen sie sich "häufig am Rand des Erlaubten bewegt“ haben. Der "Tagesspiegel“ schrieb am 28. Januar 2013 dazu: "Versicherte mussten teilweise den Eindruck bekommen, sie seien verpflichtet, der Aufforderung der Kasse nachzukommen.“ In einem Schreiben der Techniker Krankenkasse (TK) vom Oktober 2012 hatte es zum Beispiel geheißen: "Sobald für alle Versicherten die bisherige Krankenversichertenkarte für ungültig erklärt wird, können Leistungen nur noch über die elektronische Gesundheitskarte abgerechnet werden. Ohne die neue Karte kann es dazu kommen, dass Sie für in Anspruch genommene Leistungen eine Privatrechnung erhalten. Diese Kosten können wir leider nicht erstatten.“
Beide Aussagen der TK waren nicht zutreffend, und inzwischen hat sich die Kasse auch davon distanziert. Aber ihren beabsichtigten Effekt haben die Schreiben wohl erreicht. Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) berichtete am 11. Februar 2013, dass auch andere Kassen zu solchen Druckmitteln gegriffen hatten. Tatsache sei jedoch, dass jeder Versicherte, der seine Beiträge ordnungsgemäß gezahlt hat, auch weiterhin Anspruch auf Leistungen seiner Kasse habe. Und das sogar ohne das geforderte Passbild, wie man bei der Verbraucherzentrale Hamburg sagt.
Professionelle Verschleppung von guten Ideen
Im übrigen steht noch nicht einmal fest, ab wann die alten Krankenversicherungskarten nicht mehr gültig sein sollen und nur noch die neuen eGKs gelten. Eigentlich hatten sie schon 2006 eingeführt werden sollen. Doch zahlreiche Sicherheitsbedenken sowie Interessenskonflikte zwischen den beteiligten Krankenkassen, den Ärzteverbänden und dem Bundesgesundheitsministerium hatten zu einer fortlaufenden Verschleppung des Projekts geführt.
Die wenigen Berichte, die das Thema eGK inzwischen überhaupt noch hervorruft, erwähnen häufig nicht einmal mehr den wesentlichen Grund, warum das Projekt auch nach 70 oder mehr Prozent verteilten neuen Karten noch immer nicht zum Laufen kommt. Denn die neue Karte kann im Moment auch nicht mehr als die alte.