Frauen und Technik
Rollenklischees bremsen Wandel in der Arbeitswelt
Zu wenig Frauen in technischen Berufen
In den vergangenen fünf Jahren sei es zwar in kleinen Schritten aufwärts gegangen, von selbst kämen die jungen Frauen aber nicht, sagt ein Unternehmenssprecher. "Da muss man immer am Ball bleiben." Als Botschafterinnen sendet der Konzern beispielsweise junge Frauen an Schulen, die ein duales Studium bei Siemens absolvieren und bei Schülerinnen die Begeisterung für eine technische Ausbildung wecken sollen.
Andererseits wird auch Mädchen und Frauen, die schon das nötige Interesse und die Begabung mitbringen, der Weg nicht überall geebnet. Sabine Muschik etwa musste sich während ihrer bisherigen Laufbahn auch mit Vorurteilen auseinandersetzen - allerdings nicht im Elternhaus: "Ich habe das Glück gehabt, dass mich meine Eltern seit jeher unterstützt haben", sagt die promovierte Maschinenbau-Ingenieurin, die Frauen Mut machen will, dranzubleiben.
Schon in der Schule habe es teils an Förderung seitens der Lehrer gemangelt, und auch im Studium musste sie sich mit einer guten Portion Eigenmotivation durchbeißen, sagt die 34-Jährige. Den Altherrencharme des Werksmeisters etwa, der sie beim Grundpraktikum in Studienzeiten fragte, ob er "beim Borhmaschine-Halten helfen soll", empfand sie nicht gerade als hilfreich. "Ich hatte Kolleginnen, die wurden dadurch schon ganz schön verunsichert. Man ist aufgefallen und wurde zum Teil nicht ernstgenommen."
- Strategie ist Trumpf
Zum einen sollten sich Frauen grundsätzlich darauf einstellen, dass überhaupt verhandelt wird. Zum Zweiten geht es um das Konkrete: wie viel „Puffer“ kalkuliert man ein? Mit welchen Argumenten belegt man die eigene Forderung? Solche Fragen muss man vorbereiten. - Sich selbst eine gute Spielpartnerin sein
Wer nicht wirklich von sich selbst überzeugt ist, könnte über den „innerlichen Kritiker“ stolpern. Eine typisch weibliche Schwäche. Frauen sollten sich bewusst machen, was sie schon geschafft haben. Sie können zum Beispiel Zeugnisse oder Auszeichnungen über ihrem Schreibtisch aufhängen oder sich die Mails mit den anerkennenden Worten ihrer Kunden durchlesen. - Cool und professionell bleiben
Es geht nicht um ein undurchsichtiges Pokerface. Wohl aber um sachliche Distanz. Will das Gegenüber Forderungen herunterhandeln, dann ist das bitte nicht als persönlicher Angriff zu verstehen. Der Verhandlungspartner versucht eben, für sich oder sein Unternehmen einen guten Preis herauszuholen. - Pulver nicht zu schnell verschießen
Frauen neigen zu der Haltung: Bevor wir hier noch ewig herum verhandeln, gebe ich eben nach – sonst geht ja nie was vorwärts. Sie müssen verstehen, dass die Verhandlung Teil ihrer Arbeit oder ihres Auftrags ist und kein lästiges Beiwerk. - Die Verhandlung spielerisch sehen
Eine spielerische Haltung kann nicht schaden. Frauen können sich die Argumente als Karten vorstellen. Wer wird welchen Spielzug ausführen? Hier gilt das Motto: "Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!" - Sandra Schubert
Sandra Schubert versteht sich als Expertin für Verkauf und positive Psychologie. Sie engagiert sich außerdem als Mentorin für ein MINT-Programm an der Fachhochschule Rosenheim (Hochschule für angewandte Wissenschaften). Ihre Beobachtung: "Die jungen Frauen brauchen keine Schutzzäune mehr!" - Tanja Peters
Tanja Peters ist Verhandlungsexpertin, systemische Beraterin und Trainerin. Weil Erfolg nicht nur Kopfsache ist, biete sie auch MUTMuskeltraining an.
Mittlerweile passiert ihr das nicht mehr. Beim Maschinenbauer Trumpf arbeitet die Mutter eines zweieinhalbjährigen Sohnes als Führungskraft im Entwicklungsbereich. Dabei kann sie auf ein Unternehmen bauen, das sie in ihrer Karriereplanung auch mit flexiblen Arbeitsmodellen unterstützt, und auf ihre Eltern, die bei der Kinderbetreuung helfen.
Anderen Frauen, die sich ebenfalls mit dem Gedanken tragen, einen technischen Beruf zu ergreifen, rät Muschik, mit sich selbst ein wenig Geduld zu haben und herauszufinden, was sie wirklich interessiert. "Man sollte Dinge mal ausprobieren, auch wenn andere abraten, und seinen eigenen Weg gehen."
Ausbildungsexperte Michael Assenmacher vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag sieht auch Ansatzpunkte bei Digitalisierung und demografischer Entwicklung. Weil die Schülerzahlen sinken und der Trend zum Studium anhält, müssen sich die Unternehmen künftig noch stärker auch um Mädchen und junge Frauen als Fach- und Führungskräfte von morgen bemühen, sagt er. Zugleich würden digitale Lösungen in immer mehr Lebensbereichen erfahrbar wie beim intelligenten und vernetzten Zuhause oder der Gebäudeautomatisierung. Dadurch dürfte auch die Anziehungskraft der Berufe steigen, erwartet der Experte. (dpa/rw)