Männer öfter Chef als Frauen
Rückschlag für Frauen in Firmenvorständen
In den Führungsetagen der größten deutschen börsennotierten Unternehmen sitzen wieder weniger Frauen. Der Anteil der weiblichen Vorstandsmitglieder ist innerhalb eines Jahres leicht auf knapp 6 Prozent gesunken, wie die Beratungsfirma Ernst & Young in einer am Donnerstag vorgestellten Analyse feststellte.
In den Aufsichtsräten waren Frauen deutlich stärker vertreten: Ihr Anteil lag nach einer Studie der Wirtschaftsdatenbank Bürgel insgesamt bei 17,1 Prozent. Bei den Dax-30-Unternehmen sind derzeit immerhin 24,7 Prozent der Kontrolleure Frauen.
In den 160 Firmen, die die Indizes Dax, MDax, SDax und TecDax bilden, waren Ende Juni 38 von 651 Vorstandsmitgliedern weiblich. Vor einem Jahr waren es noch 42 von insgesamt 668. Damit sank der Anteil leicht von 6,3 auf 5,8 Prozent.
Unter den weiblichen Vorstandsmitgliedern waren laut Ernst & Young 29 Prozent für Finanzen zuständig, drei Prozentpunkte mehr als im Juni 2013. Eine operative Funktion hätten 29 Prozent (Vorjahr: 21 Prozent) wahrgenommen. Den Bereich Personal leiteten nur noch 18 Prozent (Vorjahr: 24 Prozent) der Frauen in den 160 Vorständen.
Auffällig zudem: In der Telekommunikationsbranche (19 Prozent) sowie im Sektor TransportTransport und Logistik (17 Prozent) gab es viel mehr Vorstandsfrauen als in der IndustrieIndustrie (3 Prozent), der Rohstoffbranche oder der Informationstechnologie (jeweils 2 Prozent). Top-Firmen der Branche Industrie Top-Firmen der Branche Transport
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) geht von einem nur vorübergehenden Tief für die Frauen aus. Sie sei zuversichtlich, dass es sich "nicht um einen generellen Rückwärtstrend handelt", sagte DIW-Forschungsdirektorin Elke Holst. In zwei Dax-Unternehmen dürften demnächst wieder zwei Vorstandsposten an Frauen vergeben werden, fügte sie hinzu.
Die von der Bundesregierung geplante Geschlechterquote mit einem Frauenanteil in Aufsichtsräten von mindestens 30 Prozent hätten bereits 10 der 30 Dax-Unternehmen erreicht: Commerzbank, Adidas, Allianz, Deutsche Bank, Deutsche Post, Telekom, Lufthansa, Merck, Münchner Rück und Henkel. (dpa/rs)