SaaS


Ein Cloud-Pionier berichtet

SaaS galt als dubios und unzuverlässig

Holger Eriksdotter ist freier Journalist in Hamburg.
"Wenn Sie ein Glas Milch trinken wollen, stellen Sie sich ja auch keine Kuh in die Küche". So musste Thilo Jahke früher für seine SaaS-Lösung zur Zeiterfassung und Abrechnung von Projekt- und Reisekosten argumentieren. Die meisten Zweifel der Anwender sind mittlerweile verschwunden.

Schon vor zehn Jahren haben Thilo Jahke und Oliver Lieven die provantis IT-Solutions GmbH in Ditzingen gegründet und eine SaaS-Lösung für die Zeiterfassung und Abrechnung von Projekt- und Reisekosten entwickelt. Auf viel Gegenliebe stieß das Modell der Mietsoftware seinerzeit allerdings nicht. Zur Verdeutlichung der damals weithin unbekannten "Software-Miete" haben die Gründer und Geschäftsführer deshalb oft auf bildhafte Vergleiche zurückgegriffen. "Wenn Sie ein Glas Milch trinken wollen, stellen Sie sich ja auch keine Kuh in die Küche", gehörte damals zu ihrer Standardargumentation. Das überzeugte indes nur einen Teil seiner Kunden, so dass sie die SaaS-Lösung schließlich auch als Lizenz-Software zur Installation On-Premise anboten.

Notlösung Lizenzsoftware

Dabei ist gerade eine SaaS-Lösung für die Zeiterfassung und Reisekostenabrechnung viel reisender Projektmitarbeiter sinnvoll: „Für kleine Unternehmen ist es ein riesiger Aufwand, die Daten der Projektmitarbeiter per Hand in Excel-Tabellen zu erfassen und übersichtlich und gesetzeskonform abzurechnen“, sagt Geschäftsführer Jahke. Es lag deshalb nahe, den gesamten Prozess – von der Erfassung bis zur Berechnung und Übergabe in die Finanzbuchhaltung – in einer Software abzubilden. Entstanden ist das Programm „ZEP“, das bis heute zum Portfolio von provantis gehört.

Seit fast zehn Jahren bietet Provantis-Geschäftsführer Thilo Jahke Software für Zeiterfassung und Abrechnung von Projekt- und Reisekosten im SaaS-Modell an.
Seit fast zehn Jahren bietet Provantis-Geschäftsführer Thilo Jahke Software für Zeiterfassung und Abrechnung von Projekt- und Reisekosten im SaaS-Modell an.
Foto: Provantis IT-Solutions GmbH

Die Mehrzahl der Kunden nutzen inzwischen das SaaS-Modell. Mehr als 230 überwiegend kleine und mittelständische Unternehmen mit über 5000 Usern setzen aktuell das Programm ein. „Gerade bei der Abrechnung von Projekten geht es ja fast immer darum, die Daten mobiler Mitarbeiter zu erfassen, die weltweit unterwegs sind“, sagt Geschäftsführer Jahke. „Deshalb haben wir das System schon 2001 als reine SaaS-Lösung konzipiert.“ Anfänglich traf das Modell der Mietsoftware allerdings bei vielen seiner Kunden auf taube Ohren. „Damals sprach niemand von Cloud ComputingCloud Computing oder SaaSSaaS“, erinnert sich Jahke, „wir haben unser Programm unter den Bezeichnung „Mietsoftware“ oder als ASP-Lösung angeboten.“ Alles zu Cloud Computing auf CIO.de Alles zu SaaS auf CIO.de

Denn obwohl seine Zeiterfassungslösung exakt die heutige Definition von Cloud Computing – oder exakter SaaS-Lösung – erfüllt, konnte mit diesen Begriffen vor zehn Jahren kaum jemand etwas anfangen. Damals musste Jahke noch echte Überzeugungsarbeit leisten und seinen Kunden das Modell der „Software zur Miete“ eingehend erläutern. Zwar gab es auch damals schon vereinzelte Software-Anbieter, die ihre Programme als ASP (Application Service Provider) oder „Software on Demand“ auf den Markt brachten. Aber über ein Nischengeschäft kam das SaaS-Modell seinerzeit nicht hinaus.

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