DSAG-Investitionsumfrage

SAP-Anwender schimpfen über Cloud-Preise

Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

SAP-Cloud ist Nutzern zu teuer

Die Kostenkritik lässt sich auf die gesamte Preispolitik SAPs in der Cloud übertragen. Fast die Hälfte der von der DSAG befragten Anwender sind damit unzufrieden (32 Prozent) oder sogar sehr unzufrieden (17 Prozent). Hungershausen sieht an dieser Stelle zwar ein grundsätzliches Problem, das Unternehmen mit Anbietern von Cloud-Lösungen haben. Aber: "Die geplante jährliche Preiserhöhung für SAP-Cloud-Dienste hat für viel Kritik bei den DSAG-Mitgliedern gesorgt", stellt der DSAG-Chef fest. Das erschwere den Unternehmen den Weg in die Cloud.

An SAPs Preispolitik in der Cloud wird deutliche Kritik laut.
An SAPs Preispolitik in der Cloud wird deutliche Kritik laut.
Foto: DSAG

Es brauche verlässliche Mechanismen für die Preisentwicklung, die nicht auf pauschalen jährlichen Erhöhungen basieren, fordern die Anwendervertreter. Vor allem die 3,3-prozentige Preiserhöhung auch für Cloud-Services, die in den Maintenance-Modus versetzt werden oder schon abgekündigt sind, stößt ihnen sauer auf. "Wenn Kunden für bereits abgekündigte oder nicht weiter gewartete Cloud-Lösungen noch mehr zur Kasse gebeten werden, erzeugt das einen negativen Eindruck vom Hersteller - und das kann aus DSAG-Sicht kein Ziel von SAP sein", so Hungershausen.

SAP-Landschaften werden modularer und komplexer

Neben der Preispolitik kritisieren die Anwender auch SAPs Branchenstrategie. 23 Prozent der Befragten sind damit unzufrieden, weitere zehn Prozent sogar sehr unzufrieden. Der Ärger lässt sich aus DSAG-Sicht beispielhaft am Gesundheitswesen festmachen. SAP habe mitgeteilt, dass es keine Nachfolgelösung für die Branchenlösung SAP Patientenmanagement in der S/4HANA-ERP-Welt geben wird, was Klinken und Krankenhäuser vor große Herausforderungen stellt, so die Kritik. Auf avisierte Lösungen aus den Reihen der SAP-Partner zu warten, die aber noch gar nicht entwickelt sind, gehe klar am Klinikalltag vorbei, moniert die DSAG. Gefordert wird eine Extended Maintenance ohne Aufpreis über 2030 hinaus.

Ein Drittel der befragten DSAG-Mitglieder ist mit SAPs Branchenstrategie unzufrieden.
Ein Drittel der befragten DSAG-Mitglieder ist mit SAPs Branchenstrategie unzufrieden.
Foto: DSAG

Die Herausforderungen im SAP-Umfeld bleiben also groß. "Es wird langsam eng", sagt Hungershausen mit Blick auf die rasch herannahende Migrationsfrist. Einfacher wird es damit allerdings auch nicht. Der DSAG-Chef verweist darauf, dass die SAP-Landschaften insgesamt modularer, damit aber auch komplexer werden. Mit Spannung sehen die Anwender der für den Herbst erwarteten neuen S/4HANA-Version entgegen. SAP spricht von einem Anker-Release. Die Anwender hoffen, dass die Walldorfer damit weitere funktionale Lücken schließen.

So könnte denn auch die digitale Transformation der SAP-Anwender den nötigen Schub bekommen. 52 Prozent sehen sich selbst dabei als nicht sehr weit fortgeschritten - das sind zwei Prozentpunkte mehr als vor zwei Jahren. "Das spricht dafür, dass die Unternehmen während der Pandemie andere Prioritäten gesetzt haben und vielleicht auch angesetzte Digitalisierungsprojekte zunächst aufgrund der existierenden Unsicherheiten zurückgestellt hatten", interpretiert DSAG-Chef Hungershausen diese Zahlen. Ob sich an den unsicheren Zeiten angesichts Inflation, Bankenkrisen, Rezessionsängsten und des russischen Angriffskriegs in der Ukraine allerdings etwas ändern wird, ist jedoch fraglich.

Viele SAP-Anwender sehen in ihrer eigenen digitalen Transformation noch Luft nach oben.
Viele SAP-Anwender sehen in ihrer eigenen digitalen Transformation noch Luft nach oben.
Foto: DSAG
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