Lernprozess
SAP-Anwendern fehlt KI-Knowhow
Das Thema KI scheint bei den SAP-Kundenunternehmen nur schwer Fuß fassen zu können. Nur wenige Anwenderinnen und Anwender schätzen sich selbst als Expertinnen und Experten auf diesem Gebiet ein. Das hat eine gemeinsame Umfrage der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG), der Americas' SAP Users' Group (ASUG) sowie der UK & Ireland SAP User Group (UKISUG) ergeben. Dazu wurden im August und September 2024 insgesamt rund 630 Unternehmen befragt, davon knapp 250 Teilnehmer aus der DACH-Region.
Laut der Umfrage bescheinigen sich lediglich sieben Prozent der DSAG-Mitglieder Expertenwissen in Sachen KI. Bei Generative AIGenerative AI ist es gerade einmal ein Prozentpunkt mehr. Rund die Hälfte der Befragten gab an, derzeit einen Lernprozess in Sachen KI zu durchlaufen. Es bestehe ein großer Bedarf an entsprechenden Informationen, hieß es von Seiten der DSAG-Verantwortlichen. Entsprechend gefordert seien neben den Anwendern auch die Softwarehersteller sowie deren Partner. Alles zu Generative AI auf CIO.de
Technischer Wandel überfordert viele SAP-Kunden
Es verwundert daher nicht, dass gerade einmal sechs Prozent der befragten DSAG-Mitglieder KI in vielen Bereichen ihres Unternehmens nutzen. Gut jeder zehnte Betrieb erklärte, KI im Augenblick noch gar nicht einzusetzen. Insgesamt empfinden die Umfrageteilnehmenden den derzeitigen technologischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel als herausfordernd. Nur elf Prozent der Befragten in der DACH-Region können eigenen Angaben zufolge mit dem Tempo des Wandels mühelos Schritt halten. Rund jeder Sechste kommt der Umfrage zufolge einigermaßen mit, während ein knappes Viertel einräumte, mit den Veränderungen nicht Schritt halten zu können.
Der DSAG-Vorstandsvorsitzende Jens HungershausenJens Hungershausen spricht von einem interessanten Spannungsfeld zwischen Zurückhaltung und Fortschritt bei der KI-Implementierung in Unternehmen. "Die rasante Entwicklung von KI-Technologien kann für Unternehmen überwältigend sein. Zudem verfügen viele, insbesondere im Mittelstand, möglicherweise nicht über die notwendigen finanziellen Mittel, technische Infrastruktur oder Fachkräfte, um KI umfassend zu implementieren." Profil von Jens Hungershausen im CIO-Netzwerk
Hungershausen äußerte sich erstaunt darüber, dass fast ein Drittel der Unternehmen noch keine offiziellen Pläne hinsichtlich der Nutzung von KI hat. "Vor dem Hintergrund des bereits länger anhaltenden Hypes habe ich damit gerechnet, dass mehr Unternehmen über das Diskussionsstadium hinaus wären", sagt der DSAG-Chef. Gründe für die Zurückhaltung könnten laut Umfrage darin liegen, dass die Hälfte der Befragten die Auswahl der richtigen KI-Tools für die bestehenden Bedürfnisse als herausfordernd ansieht. Jeweils ein gutes Viertel befürchtet, dass es an den notwendigen Fähigkeiten fehle, um KI-Tools vollständig zu nutzen, beziehungsweise moniert, dass es nicht genügend hochwertige KI-Tools gäbe.
Mit Pilotprojekten zumindest Anschluss halten
Immerhin arbeitet knapp ein Drittel der von der DSAG befragten Betriebe derzeit an KI-Pilot-Projekten, ein weiteres Viertel denkt zumindest darüber nach. "Pilotprojekte sind ein Weg, um den Anschluss nicht zu verlieren", ermuntert Hungershausen seine Kolleginnen und Kollegen, das KI-Thema anzupacken. Sie ermöglichten es Unternehmen, KI in einem kontrollierten Umfeld zu testen, ohne sich sofort umfassend zu verpflichten. Dies reduziere finanzielle und operative Risiken, so der DSAG-Chef. Gleichzeitig könnten Unternehmen damit wertvolle Erfahrungen sammeln, interne Kompetenzen aufbauen und die Technologie besser verstehen.
Für die DSAG-Mitglieder geht es beim KI-Einsatz vor allem darum, interne Abläufe effizienter zu gestalten und bessere Einblicke in Daten zu gewinnen. Die Unterstützung strategischer Unternehmensentscheidungen durch KI spielt dagegen nur bei jedem fünften befragten Unternehmen eine Rolle. Unternehmen setzten zunächst auf bewährte Anwendungsfälle, indem sie bestehende Prozesse optimieren, um einen schnellen und eindeutig messbaren Mehrwert zu generieren, stellt Hungershausen fest. "Das ist in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten nicht überraschend." Zudem erfordere die Entwicklung neuer Produkte oder kreativer Dienstleistungen mit KI zusätzliche Expertise, welche in vielen Unternehmen derzeit noch fehle.
Gefordert sind beim KI-Einsatz aus Sicht der befragten SAP-Anwender auch noch andere Dinge. Dabei geht es vor allem um Transparenz und Klarheit über den Einsatzort und die Datenbasis der KI (95 Prozent), faire Preismodelle (89 Prozent) sowie eine nahtlose Integration der KI-Lösungen in bestehende Systeme (89 Prozent). Auf SAP bezogen, verlangen sieben von zehn Befragten, KI unabhängig vom Betriebsmodell betreiben zu können. "Die Flexibilität, unabhängig vom SAP-Betriebsmodell agieren zu können, ist vor dem Hintergrund entscheidend, dass SAP die Bereitstellung von Innovationen für S/4HANA langfristig bis 2040 zugesichert hat", macht Hungershausen klar. "Was für die S/4HANA Private Cloud gilt, sollte auch für S/4HANA On-Premises mit identischem Leistungsumfang zur Verfügung stehen."
Insgesamt scheint der zunehmende Einsatz von KI-Technologie bei den Befragten für gemischte Gefühle zu sorgen, lautet die aktuelle Bilanz der deutschen SAP-Anwendervertreter. Es herrsche Begeisterung darüber, dass KI helfen könne, Zeit zu sparen, aber gleichzeitig schwingen Bedenken hinsichtlich Sicherheit, Datenqualität und Governance mit. Viele der Befragten im DACH-Raum empfinden KI als überbewertet (57 Prozent), einige Wenige sind sogar der Meinung, dass das Potenzial von KI stark überschätzt werde (zwei Prozent). Allerdings glauben 37 Prozent der SAP-AnwenderSAP-Anwender im DACH-Raum, dass KI ganze Branchen revolutionieren werde. Alles zu SAP auf CIO.de