Klare Roadmap fehlt
SAP bleibt Sybase-Strategie schuldig
Die Nachricht, dass SAP das Unternehmen Sybase weiterhin als weitgehend selbständiges Unternehmen führen will, ist dann schon fast als taktische Nebensächlichkeit zu betrachten. Aus den fehlenden klaren Aussagen in Bezug auf eine weitere Technologieintegration ergab sich diese Vorgehensweise quasi zwangsläufig. Zwar legt eine bisher sehr unterschiedliche Kundenbasis der Unternehmen ein zeitlich begrenztes Nebeneinander nahe; dennoch erwarten Kunden ein klares, abgestimmtes Vorgehen am Markt.
Sorge um Amerikanisierung des SAP-Verhaltenskodex
Unterm Strich in Bezug auf den oben genannten Medienevent muss man SAP zwar bescheinigen, dass das Unternehmen sehr geschickt die Doppelspitze aus McDermott und Jim Hagemann-Snabe einsetzt, um auf unterschiedlichen Kontinenten gleichzeitig und gleichberechtigt präsent zu sein. Eine Option, die derzeitig nur SAP hat. Angesichts der strategischen Bedeutung der Übernahme für SAP scheint es aber unangemessen, die Kunden und dem Markt selbst nach drei Monaten seit Bekanntwerden der Übernahmeabsicht so dehnbare Aussagen zur zukünftigen Technologieintegration anzubieten.
Nicht wenige hätten klare Roadmaps und Entwicklungsziele für alle Teilbereiche erwartet. Es bleibt zu hoffen, dass der zunehmende amerikanische Einfluss auf SAP nicht weiterhin zu einer Amerikanisierung des Verhaltenskodexes von SAP führen wird. Für den Moment bleibt zu sagen: "SAP - you can do better".
Rüdiger Spies ist Independent VP Enterprise Applications bei IDC.