Cloud Extension Policy
SAP schafft finanzielle Anreize für den Wechsel in die Cloud
Beispielsweise müssten nicht alle User eines bestimmten Funktionsmoduls in die Cloud verlagert werden. Der Kunde könne selbst bestimmen, wie viele Anwender künftig mit einer Cloud-Version arbeiten sollen. Entsprechend verringere sich der Aufwand für die Wartung des verkleinerten On-Premise-Anteils. SAP-Angaben zufolge spielt es auch keine Rolle, welches Wartungsmodell der Kunde im Einsatz hat - den Standard-Support oder den teureren Enterprise-Support.
Unternehmen stünden bei der Integration und dem Einsatz von Cloud-Lösungen in hochkomplexen IT-Umgebungen teilweise vor enormen Hürden, sagt Elaina Stergiades, Research Manager, IDC. "Daher sind sie auf der Suche nach Preis- und Einsatzmodellen, die flexibel sind und eine Erweiterung in die Cloud in ihrem eigenen Tempo ermöglichen", so ihre Einschätzung. Das Modell der SAP könne dabei helfen, Investitionen in On-Premise und Cloud zu optimieren.
Cloud-Anteil am SAP-Geschäft wächst
Für den deutschen Softwarekonzern wird das Cloud-Geschäft insgesamt immer wichtiger. Im zweiten Quartal 2013 nahm SAP mit Cloud-Subskriptionen und -Support 159 Millionen Euro ein, das ist drei Mal so viel wie im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Gleichzeitig schrumpfte das klassische Softwaregeschäft um sieben Prozent auf 982 Millionen Euro. Damit kommt die Cloud mittlerweile auf einen Anteil von fast 14 Prozent am Produktgeschäft. Allerdings bleibt abzuwarten wie sich die neue Cloud-Policy auf den Posten Support in der SAP-Bilanz auswirkt.
Dieser kam im zuletzt abgeschlossenen Quartal auf fast 2,18 Milliarden Euro - plus acht Prozent im Vergleich zum zweiten Quartal 2012 - und machte damit den Löwenanteil an den gesamten Umsatzerlösen von gut vier Milliarden Euro aus. Die SAP-Verantwortlichen gehen indes nicht davon aus, "dass dieses Angebot einen wesentlichen Einfluss auf die von der SAP prognostizierten Umsätze und das prognostizierte Betriebsergebnis für das Jahr 2013 haben wird", heißt es in einer offiziellen Mitteilung.
Zuletzt gab es allerdings einige Unruhe rund um SAPs Cloud-Abteilung. Deren Leiter Lars Dalgaard, Ex-Chef des von SAP übernommenen Cloud-Spezialisten SuccessFactors, gab Ende Juni seinen Cloud-Vorstandsposten ab. Zwar hieß es, Dalgaard werde SAP weiterhin beratend zur Seite stehen. Insider berichten jedoch, dass hier zwei unterschiedliche Auffassungen von Firmenkultur aufeinander prallten und der gebürtige Däne schließlich seinen Hut nehmen musste. Im April 2011 hatte sich der von OracleOracle gekommene John Wookey, der die Entwicklung von einzelnen Cloud-Modulen vorantreiben sollte, von SAP verabschiedet. Nun soll Technik- und Entwicklungschef Vishal Sikka die Fäden von SAPs Cloud-Geschäft in die Hand nehmen. Alles zu Oracle auf CIO.de
Anwender begrüßen die SAP-Initiative und hoffen auf mehr
Die SAP-Anwender begrüßen die jüngste Initiative ihres Softwarelieferanten. Der Entscheidung, das SAP-Lizenzmodell an dieser Stelle flexibler zu gestalten, liege eine konkrete Forderung der DSAG zugrunde, hieß es von Seiten der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) "Wir haben schon seit längerem darauf gedrängt, dass Unternehmen, die sich in die Cloud hinein entwickeln wollen, nicht auf ihren Lizenzkosten sitzenbleiben dürfen", kommentiert DSAG-Vorstand Andreas Oczko die SAP-Ankündigung. Vielmehr sollte es möglich sein, die durch die Cloud-Funktionalität überflüssig gewordenen Lizenzen zu liquidieren. SAP habe die richtigen Schlüsse im Sinne der SAP-Kunden gezogen.
Für die DSAG ist es ein Schritt in die richtige Richtung, um bei den SAP-Kunden die ersten Steine aus dem Weg zu räumen, die vielleicht bisher eine Investition in Cloud-Lösungen erschwert haben, stellen die Anwendervertreter fest. Zudem sei es ein Erfolg, der ansporne, "gemeinsam mit SAP weiteres Verbesserungspotenzial im Lizenzbereich herauszuarbeiten, zu diskutieren und zu tragbaren Ergebnissen zu kommen, um die Innovationsbereitschaft aller SAP-Kunden in SAP-Lösungen weiter zu fördern." Die DSAG drängt seit längerem darauf, die Lizenzbedingungen insgesamt stärker zu flexibilisieren. Bislang hatte sich das SAP-Management auf diesem Ohr allerdings taub gestellt.