Erlöse steigen deutlich, Indien behält aber die Nase vorn
Schlechtes Englisch hemmt China-Offshoring
Was die Durchschnittsangabe verschleiert: Die Unterschiede sind je nach Arbeitgeber oder auch Region beträchtlich. Während ein IT-Spezialist in der Provinz Gansu, die sich von Zentral- nach Nordwestchina erstreckt, 2.100 Euro im Jahr bekommt, kann sein Kollege in Shanghai oder Peking dafür mehr als 10.000 Euro einstreichen.
Höhere Löhne, höhere Produktivität
Dass Standorte mit höheren Lohnkosten eine schlechte Zukunft haben, dürfe man daraus allerdings nicht schließen, mahnen die Studienautoren. Häufig würden höhere Löhne durch eine höhere Produktivität der Mitarbeiter an diesen Standorten wettgemacht. Standorte wie Peking könnten auch davon profitieren, dass das Senken von Kosten beim Offshoring zunehmend in den Hintergrund trete.
Derzeit entfallen 70 Prozent der Leistungen im IT-Offshoring in China auf Dienstleistungen wie Anwendungsentwicklung, Qualitätssicherung oder Softwaretests. Die verbleibenden 30 Prozent sind BPO-Dienste wie etwa die Kundenbetreuung. Sehr große Offshore-Anbieter gibt es in China derzeit nicht. So hat eines der größten Unternehmen in diesem Bereich, Neusoft, gerade einmal 13.000 Mitarbeiter. Die großen indischen Anbieter wie Tata Consulting bringen es dagegen auf mehr als 75.000 Arbeitskräfte.
Kunden aus Japan und Korea
Die meisten Kunden der chinesischen Offshore-Anbieter kommen aus Japan und Korea. Die drei führenden erzielen fast 80 Prozent ihrer Offshoring-Erlöse mit Kunden aus dieser Region. Die Studie erklärt das zum Teil damit, dass China mit diesen Ländern geschichtlich und kulturell eng verbunden sei. Indische Anbieter liefern im Gegensatz dazu vor allem nach Großbritannien und in die USA.
Wenn China auch ein Nischenstandort bleiben wird, so ziehen die Studienautoren aus den erhobenen Zahlen gleichwohl den Schluss, dass man das Reich der Mitte nicht unterschätzen dürfe. Zum einen fördere die Regierung in ihrem derzeitigen Fünfjahresplan die Entstehung weiterer Offshore-Anbieter. Im Rahmen dessen soll auch das geistige Eigentum besser geschützt werden. Und das Manko der schlechten Englischkenntnisse wird zum Teil dadurch aufgefangen, dass die chinesischen Dienstleister einen großen Anteil ihrer Arbeit für die chinesischen Tochterunternehmen internationaler Konzerne erbringen. Sprachliche und kulturelle Hürden fallen dabei größtenteils weg, gleichzeitig knüpfen die Dienstleister Kontakte zu internationalen Firmen.