#StayAtHome in der Corona-Krise
So klappt der Job im Homeoffice
Die Hashtags #StayAtHome sowie #WirBleibenZuHause sind Ausdruck der aktuellen Lage und zeigen die große Bereitschaft der Bevölkerung, auf persönliche Kontakte zu verzichten, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Dass sich diese Entwicklung auch auf das Berufsleben überträgt, zeigt die Analyse des Suchverhaltens auf der Jobbörse Indeed. Im Verlauf der COVID-19-Krise sind die Suchanfragen nach Jobs mit der Option, zu Hause zu arbeiten, sprunghaft angestiegen.
Die Suchanfragen nach "Homeoffice", "Heimarbeit", "von zuhause arbeiten" haben sich in der Jobbörse Indeed seit Anfang Februar mit einem Plus von 111 Prozent mehr als verdoppelt. Am 22. März erreichte diese Entwicklung ihren bisherigen Höhepunkt und machten alle HomeofficeHomeoffice-Begriffe 1,4 Prozent sämtlicher Suchanfragen auf Indeed aus. Hierbei handelt es sich keineswegs nur um einen deutschen Trend - auch in anderen Ländern suchen Interessenten auf Indeed vermehrt nach Jobs, die das Arbeiten von zu Hause erlauben. Alles zu Home Office auf CIO.de
"Die Präsenzkultur in Unternehmen könnte durch die COVID-19-Pandemie aufgebrochen werden. Das Vertrauen in die Mitarbeiter, auch im Homeoffice zu arbeiten, kann sich nun beweisen und wird hoffentlich dazu führen, die Arbeitswelt nach COVID-19 flexibler zu gestalten", kommentiert Annina Hering, Economist bei Indeed, die jüngste Entwicklung.
Um Arbeitgebern und Arbeitnehmern die Eingewöhnung im Homeoffice zu erleichtern, hat Indeed sechs Tipps zusammengestellt:
1. Wenn man nicht mehr pendelt: Abschalten!
Für viele Arbeitnehmer stellt der Weg zur Arbeit und nach Hause eine klare Trennung zwischen Beruf und Privatleben dar. Ist man nun zur Heimarbeit gezwungen, wird diese Trennung schwieriger und gleichzeitig umso wichtiger. Deshalb ist es ratsam, nach Feierabend den PC oder Laptop abzuschalten, das Smartphone stummzuschalten und keine weiteren E-Mails zu lesen. Außerdem sollte man seiner Arbeitszeit einen klaren Rahmen setzen und ihn einhalten.
Ein strukturierter Tag kann beim Abschalten helfen. Plant man eine Aktivität zu einer bestimmten Zeit ein, zwingt man sich eher, die Arbeit auch konsequent zu beenden. Pausen sind wichtig. Heimarbeiter sollten wie auch im Büro immer wieder aufstehen und sich bewegen. Eine Mittagspause und ein kurzer Spaziergang helfen dabei, den Kopf freizubekommen und sich auf neue Aufgaben zu fokussieren. Wenn möglich, sollte ein Arbeitsplatz separat vom hauptsächlichen Wohnbereich eingerichtet werden. Hat man keinen spezifisch genutzten Arbeitsraum, kann das auch eine abgetrennte Arbeitsecke sein.
2. Persönliche Isolation vermeiden
Instant Messenger oder Kommunikationsplattformen wie Slack, GChat oder MS Teams müssen ein essenzieller Teil der Heimarbeit sein, um weiter mit den Kollegen in Kontakt zu bleiben - auch jenseits der dienstlichen Themen. Die Motivation ergibt sich häufig insbesondere aus den persönlichen Gesprächen, während alleine zu Hause arbeiten zu einem Gefühl der Isolation führen kann. Mit Gruppenchats kann man etwa die teaminterne Kommunikation weiter am Laufen halten. Besonders hilfreich sind Videochats, um einem persönlichen Gespräch mit seinem Gegenüber so nahe wie möglich zu kommen.
Team-Meetings oder regelmäßige Statusgespräche mit Kollegen sollten wie auch im Büro stattfinden. Insgesamt ist es wichtig, die Kommunikation mit Vorgesetzten und Kollegen so aktiv wie möglich zu betreiben. Zufällige Begegnungen und damit die Möglichkeit für einen kurzen Plausch in der Küche fallen zwar weg, doch ein speziell für solche Zwecke eingerichteter Slack-Kanal kann alternativ einen Platz für solche Momente bieten.
Gerade bei verteilten Teams ist es umso wichtiger, den Teamgeist zu stärken und zu beleben. Mehr denn je benötigen Arbeitnehmer in einer solchen Lage Freiraum, um sich abseits von Projekten und Statusupdates miteinander auszutauschen. Die virtuelle Vernetzung von Teams kann dabei den fehlenden persönlichen Kontakt abfedern und wertvolle Interaktion sein.
3. Den Tag bewusst strukturieren
Es mag verführerisch sein, an Telefonkonferenzen vom Sofa aus teilzunehmen oder sogar im Bett zu arbeiten und den Tag im Pyjama zu verbringen, wenn man zu Hause arbeitet. Dabei ist eine Morgenroutine doppelt hilfreich: Aufstehen und sich für den Job fertigmachen, trennt zum einen die private von der dienstlichen Welt, zum anderen stellt man sich so mental auf einen produktiven Arbeitstag ein. Macht man sich morgens nicht bereit für den Tag, dann fängt der Tag nie wirklich an und das Risiko langer, zäher und unproduktiver Stunden ist hoch.
4. Gegen Burnout: Klare Abstimmungen über Ziele und Ergebnisse
Zu Hause zu arbeiten, verursacht häufig ein Wahrnehmungsproblem. Arbeitnehmer fürchten nämlich, dass sie und ihre Arbeitsleistung für Vorgesetzte nicht mehr sichtbar und greifbar sind. Sie haben daher Angst, es könne Zweifel an ihrer Arbeitsmoral aufkommen und arbeiten umso mehr. Das kann Burnout erzeugen.
Die einfachste Möglichkeit, diesen tatsächlichen oder befürchteten Vorwurf zu zerstreuen, ist eine klare interne Kommunikation zwischen Team und Vorgesetzten. Ziele und Ergebnisse zu vereinbaren, legt den Fokus stärker auf Leistungen und Erfolge als auf die Diskussion, wer wie viel arbeitet. In diesem Kontext sollten Vorgesetzte verstärkt darauf hinweisen, dass die Teammitglieder Pausen einlegen und Zeit für Bewegung einplanen - etwa für Dehnübungen oder einen Spaziergang.
- Rechte und Pflichten im Home-Office
Auch im Home-Office gilt das Arbeitsrecht. Welche Rechte und Pflichten Arbeitnehmer und Arbeitgeber haben, erklärt Claudia Knuth, Fachanwältin für Arbeitsrecht im Hamburger Büro der Kanzlei Lutz Abel. - Der Arbeitgeber entscheidet
Der Arbeitnehmer hat keinen Anspruch auf einen mobilen oder häuslichen Arbeitsplatz. Letztlich entscheidet der Arbeitgeber, dem die Gestaltungsfreiheit der betrieblichen Organisation zusteht. - Rechtslage beachten
Wer Ausdrucke, Dateien oder weitergeleitete E-Mails mit nach Hause nimmt, riskiert arbeitsrechtliche Sanktionen, je nach Sensibilität der Informationen sogar bis hin zur Kündigung. Mitarbeiter sollten sich daher vorher mit dem Arbeitgeber genau abstimmen, ob und welche Firmenunterlagen sie mit nach Hause nehmen dürfen. - Voraussetzungen prüfen
Grundsätzlich muss die Tätigkeit des Mitarbeiters dafür überhaupt geeignet sein. Betriebliche Termine, Kundentermine und Besprechungen sollten Vorrang haben. Wenn die Mobilarbeit ohne Störung in die betrieblichen Abläufe eingefügt werden kann, sollte außerdem die gleiche Effizienz der Arbeitsleistung wie bei Präsenzarbeit sichergestellt werden. - Arbeitszeiterfassung klären
Anstatt zum Arbeitsbeginn und -ende ein- und auszustempeln, sollte im Home-Office notiert werden, wie lange der Arbeitnehmer am Tag in der Woche gearbeitet hat. Voraussetzung dafür ist eine vertrauens- und ergebnisorientierte Arbeitskultur, da die Zeiterfassung schwerer kontrolliert werden kann. Das Arbeitszeitgesetz gilt auch außerhalb des Büros: Die Höchstarbeitszeit pro Tag (maximal zehn Stunden), die Ruhezeiten (mindestens elf Stunden) sowie das Sonn- und Feiertagsverbot müssen eingehalten werden. - Datenschutz sicherstellen
Der Arbeitgeber muss die nötigen Schutzvorkehrungen treffen. Zum Beispiel kann über die Nutzung von VPN-Verbindungen ein sicherer Datentransfer garantiert werden. Wichtig ist, dass nur vom Arbeitgeber freigegebene Software und Dateien verwendet werden. Der Mitarbeiter muss sicherstellen, dass außer ihm niemand, auch keine Familienangehörigen, Zugang zu den verwendeten mobilen Endgeräten erhält. Außerdem dürfen Passwörter nicht an Dritte weitergegeben werden oder fahrlässig leicht zugänglich aufbewahrt werden. - Mitspracherechte des Betriebsrats
Der Betriebsrat hat bei der Entscheidung für oder gegen mobiles Arbeiten kein Mitspracherecht. Bei manchen Änderungen allerdings schon, zum Beispiel bei Änderung der Arbeitszeiten, der Nutzung von noch nicht mitbestimmten technischen Einrichtungen, der Verhütung von Arbeitsunfällen oder bei Versetzungen. Durch den neu eingeführten Paragrafen 87, Absatz 1, Nummer 14 des Betriebsverfassungsgesetzes (BetrVG) wurden die Mitbestimmungsrechte ergänzt, sodass der Betriebsrart auch in den Planungsprozess einbezogen werden sollte. - Kostenübernahme
Wenn der Arbeitgeber Home-Office gewährt, muss er auch die erforderlichen Kosten übernehmen. Das schließt die Büroausstattung, die technische Ausstattung und die Telekommunikationskosten mit ein. Entweder wird der Arbeitnehmer mit allem Notwendigen ausgestattet oder er nutzt seine eigenen Endgeräte ("Bring your own Devices"). Für welche Variante oder Mischkonstellation man sich auch entscheidet, eine vertragliche Grundlage ist unverzichtbar.
5. Auch aus der Ferne ein Team erfolgreich steuern
Die Kollegen nicht im Büro zu sehen bedeutet auch für Manager einen höheren Aufwand. Sie müssen trotz Heimarbeit sicherstellen, dass ihre Teammitglieder sich weiter wie geplant entwickeln können. Bereits geplante Besprechungstermine des aktuellen Entwicklungsstands sollten definitiv stattfinden und Eins-zu-eins-Gespräche eine hohe Priorität haben.
Sollte das Jahresgespräch eines Mitarbeiters anstehen oder er Schwierigkeiten mit einem aktuellen Projekt haben, ist die Unterstützung des Managers besonders wichtig. Hier müssen sich Vorgesetzte die Zeit für Feedback nehmen, um genau wie im persönlichen Gespräch die Schwierigkeiten herauszuarbeiten und mögliche Ansätze zu finden, diese zu lösen.
6. Arbeitende Eltern: Kinderbetreuung neu denken
Da bundesweit alle Kitas und Schulen geschlossen wurden, müssen Eltern zu Hause zwischen Job und Kinderbetreuung jonglieren. Einerseits müssen sie sich möglicherweise selbst in der neuen Situation der Heimarbeit zurechtfinden, andererseits müssen sie in der gleichen Zeit die Betreuung ihrer Kinder sicherstellen. Eine einheitliche Lösung zur digitalen Bildung der Schüler, die einen virtuellen Unterricht bereitstellen könnte, liegt hier noch in weiter Ferne, sodass kreative Lösungen gefragt sind.
In dieser Situation kommt den Arbeitgebern eine entscheidende Rolle zu. Sie müssen den Eltern die notwendige Flexibilität ermöglichen und Unterstützung anbieten, die notwendig ist, um ihre Arbeit und die Kinderbetreuung stemmen zu können, ohne dabei auszubrennen. (pg)
- Thomas Zimmerer, Interim Manager CIO/CDO
Für Zimmerer (derzeit für einen Konzern im Nahen Osten tätig) und sein Team ist insbesondere Microsoft Teams aktuell das Tool, das vor allem für Chat, Videokonferenzen, Shared Sessions am PC, Notebook, iPad und iPhone den ganzen Tag im Einsatz ist. - Thomas Zimmerer, Interim Manager CIO/CDO
Sein Tipp für geplante Tages-Workshops: Spaltet man diese in mehrere kleinere Videokonferenzen von 1-2 Stunden auf, ist dies sogar effektiver, da die Teilnehmer nicht so sehr ermüden und man zwischen den Terminen die Ergebnisse bereits einbauen kann. - Thomas Siekmann, VP IT & Digitalization Senvion Deutschland GmbH
Siekmann bietet den Senvion-Mitarbeitern im Homeoffice einen „doppelten“ Zugang zu den Ressourcen: Genutzt werden VPN-Zugänge und - parallel für viele Nutzer - VDIs auf Basis von VMWare. - Thomas Siekmann im Home Office
Er selbst setzt im Home-Office ebenfalls auf redundante Zugänge: Alle Geräte sind neben dem Wifi-Zugang auch LTE-fähig. - Dirk Altgassen, CIO bei der Etex Group
Neben der Office-365-basierten Arbeitsumgebung und diversen IT-Tools unterstützen Altgassen und sein Team das Business auch bei einem neuen „way of working“, wie zum Beispiel dem Aufsetzen „virtueller Kaffeeküchen“, in denen man sich zwischendurch trifft. - Dirk Altgassen im Home Office
Das Lieblings-Gadget des Etex-CIOs im Home Office ist sein „Jabra“. - Christian Ammer, CIO und Head of Digital Transformation bei der Kanzlei Noerr
Für Ammer hat sich im Homeoffice die Arbeit an zwei Rechnern am besten bewährt: Cloud-Tools und Remote-Apps wie Office 365 (vor allem Microsoft Teams), Dokumentenbearbeitung- und -Sharing (via Nextcloud) und den Großteil der Kommunikation (Audio und Video-Konferenzen) kann er über den eigenen Heim-PC durchführen. Über das Firmen-Notebook (per VPN oder mit Virtual Desktop) läuft nur noch ein Teil der Kommunikation via E-Mail/Outlook. - Christian Ammer im Home-Office
Sein Top-Tipp (neben einer 2-Geräte-Strategie): Audio möglichst nur per Freisprechung. Das macht die Dinge schneller, einfacher und unkomplizierter als mit Headsets und Kopfhörern zu hantieren.